Ihre ersten Begegnungen mit dem Zeughaus hatte Gudrun Grieser in der 70er Jahren. Natürlich war der jungen Lehrerin das Gebäude aufgefallen, das zu den wenigen im Krieg nicht zerstörten Denkmälern der Stadt zählt. Rathaus, Zeughaus, Altes Gymnasium, in dieser Reihung sieht sie die historischen säkularen Zeugen der Vergangenheit und so war es für sie keine Frage, dass sie zugreifen würde als ihr, der Oberbürgermeisterin, 2003 das Haus zum Kauf angeboten wurde.
Lange hatte sich das Zeughaus nur durch den Verkaufsraum der Zeitung wahrgenommen, erzählt sie beim Gespräch in den neuen, im April 2009 bezogenen Räumen der Redaktion in der Schultesstraße, Nach ihrem Amtsantritt als Stadtoberhaupt, 1992, war sie dann immer mal wieder zu Gast bei der Redaktion, wenn es galt, ein Hintergrundgespräch zu führen oder auch einmal nur schnell eine Information mündlich zu überbringen. Aus dieser Zeit kannte Grieser die Kleinteiligkeit des Inneren und sie sah wohl auch, dass einiges dringend zu renovieren war.
Und das galt nicht nur für das Gebäude. Das gesamte Gebiet der Bauerngasse stand schon lange zur Sanierung an. Gut erinnert sie sich an eine Fahrt mit dem damaligen Kultusminister Hans Zehetmair, die sie anlässlich der Trauerfeier für Otto Schäfer im Jahr 2000 von der Johanniskirche zum Friedhof durch eben diese Bauerngasse führte, und sie sich schon ein bisschen wegen der maroden Häuser dort schämte. „Und da fielen einige Bemerkungen“, erinnert sich Grieser noch heute sehr gut. Seit 2006 ist das Areal offiziell Sanierungsgebiet.
Beim Kauf 2003 für die städtische Hospitalstiftung zeichnete sich das jedoch bereits ab. Sie selbst habe nie daran gedacht, dass die Stadt das Zeughaus einmal erwerben würde. Als Hannes Helferich das Haus im Auftrag der Familie anbot, hatte er auch eine Idee für die Nutzung. Es sei doch ein guter Ort für das Stadtarchiv, meinte er. „Das habe ich nie gesehen,“ sagt Grieser, der auch klar war, dass sich ein privater Investor dort wohl kaum engagieren würde, schon allein der Lage etwas abseits vom Zentrum wegen.
Das hatte sich bereits bei dem gegenüberliegenden Geschäftshaus der alteingesessenen Familie Grasberger gezeigt. „Zur Kaufentscheidung gab es darum keine Alternative“, sagt die früher Oberbürgermeisterin, „obwohl ich keine konkrete Nutzung sah, die kurzfristig umzusetzen war“. Aber es gab ja noch den Mieter, Tagblatt und Volkszeitung, die noch bis im April 2009 dort zuhause waren.
Fest davon überzeugt, dass Kulturgüter dieser Klasse nur durch die öffentliche Hand zu erhalten sind und erhalten werden müssen, griff sie zu, nachdem Gutachter beider Seiten zu einem weitgehend ähnlichen Bild zum Zustand und zum Wert des Hauses gekommen waren.
Jetzt, zwölf Jahre nach dem Kauf, ist das Gebäude von Grund auf saniert. Gudrun Grieser ruft nach dem Interview noch einmal kurz an. „Es ist sehr schön geworden, schreiben sie das unbedingt in der Zeitung.“ Foto: Grieser