14 Uhr: Ein abgedunkelter Raum. Überall Monitore, Computer. Zwei Glasfronten ermöglichen es, genau zu verfolgen, was in den beiden anliegenden Räumen passiert. Es ist relativ eng, das scheinen aber nur die Besucher zu merken. Das Team, das hier in den zwei Herzkatheter-Laboren arbeitet, bewegt sich routiniert zwischen den Computern, den Schreibtischen, der Röntgenschutzkleidung.
Herzkatheter sind das Brot-und Buttergeschäft der Kardiologen, sagt Chefarzt Prof. Dr. Karl Mischke. Die Zahl der Eingriffe schwankt von Jahr zu Jahr, auf der Homepage der Klinik wird die Zahl 3200 für diagnostische Herzkatheter-Untersuchungen durchschnittlich pro Jahr genannt. 800 Patienten bekommen pro Jahr einen Stent. Das Metallröhrchen wird nach einer Weitung eines verengten Gefäßes eingesetzt, damit sich die Stelle nicht wieder verengt und damit das Blut ungehindert fließen kann.
Die Ergebnisse der Katheter-Untersuchung können sofort ausgewertet werden. Während im Labor untersucht wird, läuft draußen die Dokumentation, schildert Mischke. Wird eine Engstelle in einem Gefäß aufgedehnt? Das wird in der Regel in einer Teambesprechung entschieden und dann mit dem Patienten besprochen. Auf jeden Fall gelte das Vier-Augen-Prinzip, sagt der Chefarzt.
Wie stark sind die Beschwerden? Wie groß ist die Verengung? Wie hoch ist die Gefahr eines Eingriffs? Überbrücken mit Bypass oder offenhalten mit Stent? "Wir besprechen das in Ruhe", sagt Mischke. Welcher Eingriff ist für welchen Patienten der Beste? "Das zu entscheiden, ist die Kunst." Und dazu braucht es eines: Erfahrung, sagt Mischke.
Kommt der Katheter über eine Arterie im Handgelenk oder über eine in der Leiste zum Herzen? Auch das muss entschieden werden. Beides hat Vor-und Nachteile. Bei einem Eingriff über die Leiste muss der Patient danach länger liegen, zum Beispiel. Auch kann hier die Gefahr einer Blutung höher sein. 15 bis 20 Minuten dauert eine einfache Aufdehnung, erklären Mischke und Leitender Oberarzt Dr. Michael Unzicker. Wird's komplizierter, kommen nochmal gut 20 Minuten dazu.
Pumpe bei schweren Herzinfarkten
Bei schweren Herzinfarkten gibt es noch die Möglichkeit, eine Pumpe einzusetzen. Die so genannte Impella-Pumpe zum Beispiel hat gerade mal einen Durchmesser von vier Millimetern. Sie ist die kleinste Herzpumpe. Die Pumpe ist keine Dauerlösung. Sie bleibt einige Stunden oder wenige Tage im Körper, bis sich der Zustand des Patienten stabilisiert hat und er weiter behandelt werden kann. "Das ist keine langfristige Lösung", so Mischke.
Dr. Michael Unzicker erklärt im Labor eine Coaxial-Pumpe, ein Herzunterstützungssystem. Ein ganz wichtiges Tool für schwerkranke Patienten, sagt er. "Das war lange den großen Kliniken vorbehalten." Über die Beinarterie wird ein Draht ins Herz eingeführt, mit dem die Führungsschiene für die Pumpe quasi verlegt wird. Unter Sichtkontrolle. Eine spezielle Aufhängung des Röntgengerätes ermöglicht es, jedes Gefäß aus unterschiedlichsten Winkeln anzuschauen. "Wir können rotierend um den Patienten herumgehen", erklärt Unzicker.
Mischke hat einen schönen Vergleich, mit dem er die Arbeit im Labor beschreibt: "Das ist wie in einer Werkstatt." Das leuchtet ein, zumal man ein Herz auch durchaus als Motor sehen kann. Und wie beim Motor wird es schwierig, wenn wie beim Herzinfarkt, ein Teil ausfällt, weil es nicht mehr durchblutet wird, wegen Arteriosklerose zum Beispiel.
- Lesen Sie hier: Die Pumpe, die dem Herz pumpen hilft
"Das Herz des Menschen ist so groß wie eine Faust", sagt Dr. Michael Unzicker. Das macht noch mal deutlich, was die Kardiologen und das Team im Katheter-Labor leisten: Millimeterarbeit. Koronararterien haben im Durchschnitt 3 Millimeter Durchmesser. Erfahrung ist wichtig, sagt Unzicker über die Arbeit in der Kardiologie. Aber das ist nicht alles: "Man darf die Demut nicht verlieren".
24 Stunden im Leopoldina-Krankenhaus: Im Rahmen einer Serie stellen wir das Krankenhaus vor, in dem 24 Stunden an den unterschiedlichsten Orten und Bereichen Betrieb ist. Von A wie Apotheke bis Z wie Zentrale Notaufnahme. Dabei geht es auch an Orte, die Patienten und Besucher nicht sehen. Alle Teile der Serie finden Sie unter : www.mainpost.de/24+Stunden+Leopoldina./