Das Rotwild nimmt in einigen Bereichen der Landkreise Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen ständig zu und das trotz höherer Abschusszahlen. Lagen diese zum Beispiel in der Reviergruppe Bad Neustadt im Jahr 2006 noch bei 32, so waren es in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt 136. In der Reviergruppe Mellrichstadt pendelten sich die Zahlen 2006 bei neun, 2021 und 2022 bei 24 ein.
Trotzdem wird der Bestand der Tiere immer größer. Damit verbunden sind auch die Schäden, die sie durch das Abschälen der Rinde an den Bäumen zum Beispiel verursachen. Nun streiten sich Land- und Forstwirte, Naturschutz- und Jagdverbände, Jäger, Jagdgenossenschaften und auch Gemeinden, wie man dem Anstieg des Rotwildes Herr werden kann.
Milde Winter helfen beim Überleben
Vor dem Kreisausschuss in Bad Neustadt sagte Landrat Thomas Habermann, dass man sich gemeinsam mit dem Landkreis Bad Kissingen darauf geeinigt habe, "die Maklerrolle" zu übernehmen und mit fachlicher Unterstützung nach Lösungen zu suchen.
Besonders betroffene Gebiete sind Schönau, Wegfurt, Salzforst, Brendtal, Mellrichstadt, Sinngrund, Schwarze Berge und der Thüringer Wald. Eigentlich sei das Rotwild ein Steppentier, das zum Beispiel in der Hochrhön einen guten Lebensraum hätte. In riesigen offenen Landschaften würden sich die scheuen Tiere, die Menschen meiden, wohlfühlen.
Mehr und mehr habe sich das Rotwild in Waldregionen zurückgezogen. Da es ein Grasfresser ist, gibt es Probleme mit der Landwirtschaft, aber auch mit den Waldbesitzern durch Schäden an den Bäumen. "Es gibt zu viele weibliche Tiere, weshalb sich der Bestand immer weiter vermehrt." Ein weiteres Problem sind die warmen Winter, in denen mehr Jungtiere überleben.
Klimaerwärmung ist ideal für das Rotwild
Die Klimaerwärmung wiederum bringt für die Tiere ideale Lebensverhältnisse und genügend Nahrungsangebot. Ein Problem ist auch, dass die Lebensräume des Rotwildes zunehmend durch Spaziergänger, Mountainbiker, Geocacher und andere Erholungssuchende beeinträchtigt werden.
Keinesfalls bekomme man das Problem durch weitere Erhöhung der Abschüsse in den Griff. Begleitende Maßnahmen seien wichtig. In den vergangenen Monaten fanden dazu bereits Gespräche statt, die sich als äußerst schwierig herausstellten.
Deshalb gehen die Überlegungen dahin, ein Lebensraumkonzept zu beauftragen, um weiterzukommen. Wichtig sei es dabei, die Gebietskulisse zu beschränken. Gedacht habe man an den östlichen Teil der Rotwildhegegemeinschaft Bayerische Rhön. Im westlichen Teil sei es der Bereich bis zur Autobahn A7. Hier soll das Gutachten ansetzen. An den Kosten beteiligen sich die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Der Bayerische Jagdverband sei ebenfalls im Boot. "Wir sollten uns als ehrlicher Makler verstehen."
So sieht das Konzept aus
Regierungsdirektor Stefan Helfrich erläuterte das Rotwildmanagementkonzept. Dabei gehe es um forstliche Ziele, das Integrieren des Waldbaues und auch das Ruhebedürfnis des Wildes und den Tierschutz. Die Frage stelle sich, welche Lebensräume man dem Rotwild zugesteht. Das Konzept sieht eine Bestandserfassung ebenso vor, wie das Einrichten von Ruhezonen, Äsungsflächen und eine Besucherlenkung.
Es sollte um Bejagungszeiten im Jahresverlauf gehen, um Jagdmethoden und Jagdstrategien, aber auch um Auswirkungen durch den Wolf in der Rhön. Es gehe um die Schaffung und artgerechte Erhaltung eines angemessenen Rotwildbestandes unter schwierigen Rahmenbedingungen auf der Grundlage einer guten fachlichen Praxis. Das Projekt soll auf den Zeitraum von drei Jahren ausgelegt sein.