Der Landkreis Rhön-Grabfeld leistet sich etwas, was sich nur wenige Landkreise leisten: eine eigene Kunstsammlung. Gemälde und Skulpturen vom Barock bis zur Moderne, Nachlässe verstorbener Künstler und vieles mehr hortet der Landkreis, um das künstlerische Erbe der Region zu erhalten.
Ein guter Teil der Sammlung ist unter nicht optimalen Bedingungen im Dachboden der Mellrichstädter Kreisgalerie untergebracht. Nun sollen die künstlerischen Zeugnisse aus Rhön-Grabfeld oder mit Bezug zum Landkreis in einem Zentraldepot unterkommen. Die ehemalige Bekleidungskammer der Hainberg-Kaserne in Mellrichstadt wird dazu umgebaut.
Werkschau Lothar Bühner
Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf stellte die Pläne dazu dem Kreistag vor. Und sie brachte die Nachricht in den Kreistag mit, dass der Nachlass des Bad Neustädter Bildauers Lothar Bühner, berühmt für seine Kopie des Münnerstädter Riemenschneideraltars, an den Landkreis gehen wird. 2022 ist eine Werkschau zu seinen Ehren geplant.
Mit der Sammelleidenschaft hatte noch Landrat Karl Grünewald begonnen. Nachfolger Fritz Steigerwald baute die Sammlungen aus, auch Thomas Habermann setzt die Tradition fort und forciert die Päsentation ausgewählter Stücke im Landratsamt, wovon sich Besucher immer wieder überzeugen können.
Gesammelt werden Artefakte mit einem auch länderübergreifenden Bezug zur Rhön und dem Grabfeld wie auch zu Unterfranken. Dazu gehört eine volkskundliche und ethnologische Sammeltätigkeit für die Samlung des Rhönmuseums in Fladungen. Als Beispiel nannte Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf Rhöner Masken oder die Rhönwackler.
In die ehemalige Kleiderkammer
Weil es nachvollziehbar mehr Sammlungsgegenstände als Ausstellungsräume gibt, die Objekte aber als Kulturerbe zu schützen und für die Nachwelt zu erhalten sind, trägt sich der Landkreis schon länger mit dem Gedanken eines Zentraldepots, so wie auch das Freilandmuseum in Fladungen ein eigenes besitzt. Dafür wurde die ehemalige Kleiderkammer der Kaserne im Hainberg-Areal für rund 60000 Euro erworben und soll nun zum Zentraldepot umgebaut werden, wozu auch Fahrregalschränke oder Planschränke gehören.
Hedrich-Scherpf hat nun ein Sammlungskonzept erarbeitet, das die Kriterien für Anschaffungen liefert und eine Abstimmung mit der Sammlungstätigkeit des Rhönmuseums ermöglicht. Wie bisher sollen Künstlernachlässe erworben oder übernommen werden. Drohenden Kulturgutverlusten soll vorgebeugt werden. Deshalb soll auch der Nachlass von Uwe Günther, einem ehemaligen Lehrer der Holzbildhauerschule in Bischofsheim, übernommen werden, auch um weitere Schäden am Werk zu verhindern.
2022 als Richtschnur
Ein Fachgremium, zu dem auch Prof. Klaus Reder vom Bezirk Unterfranken, Eva-Maria König vom Rhönmuseum, der Landrat und Hedrich-Scherpf selbst gehören, kann in Sonderfällen über eine Aufnahme in die Sammlung entscheiden. Auch Kreisheimatpfleger Reinhold Albert soll gehört werden.
Das Zentraldepot soll kein Archiv sein, so werden keine Noten gelagert. Der Zugang zum Depot ist nicht frei, ebensowenig werden dort archäologische Funde gehortet, dafür ist das Depot in Bad Königshofen vorgesehen. Wann das Depot im Mellrichstädter Hainberg-Areal seinen Betrieb aufnimmt und wann Eröffnung gefeiert werden kann, da wollte sich die Kreiskulturmanagerin nicht festlegen. Das Thema Rhönmuseum habe gezeigt, wie schwierig Terminfestsetzungen werden können.
Landrat Thomas Habermann wollte dennoch das Jahr 2022 als Richtschnur genannt haben. "Ein Museum bietet Nahrung für den Geist", freute sich Freie-Wähler-Kreisrat Egon Sturm über das Konzept, mit dem das kulturelle Erbe der Region geschützt und zugänglich gemacht werde.