Die Idee kam gut an: Als vor fünf Jahren der erste Zauberwald im Durchgang zwischen Marktplatz und Hauptstraße eröffnet wurde, waren die Mellrichstädter und ihre Gäste auf Anhieb begeistert vom weihnachtlichen Flair der Passage am Bürgerhaus. Geschmückte Bäume, Rindenmulch am Boden, Feuerschalen und Kerzen sorgten für zauberhafte Stimmung, insbesondere am Abend.
Doch so heimelig der kleine Platz auch war, es ging eng zu, wenn sich die Mellrichstädter zu Events trafen. Vor zwei Jahren wurde aus dem Zauberwald die Zauberwelt – im idyllischen Hof des Gasthauses am Marktplatz bei Damir war Platz für viele Gäste, die stets vom Römer-Stammtisch bewirtet wurden. Doch in Zeiten der Pandemie ist alles anders. Und so sah es zunächst so aus, als ob der weihnachtliche Zauber in diesem Jahr ausfallen muss. Brigitte Proß, Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins Aktives Mellrichstadt, wollte sich damit nicht abfinden. Sie hat ein neues Zuhause für den Zauberwald gefunden, wo die Bürger mit ausreichend Abstand einen Freudenschimmer erleben können.
Der Stadtpark wird zum Zauberwald
In den vergangenen Tagen ist der Stadtpark allmählich zum Zauberwald gereift. Zwölf Christbäume zieren den Bereich angrenzend an die Hauptstraße, die von den zwölf Klassen der Malbach-Grundschule Mellrichstadt individuell geschmückt und herausgeputzt wurden. Auch das ist eine Idee von Brigitte Proß: Nachdem die Grundschulkinder üblicherweise die Erlebnisnacht mit Lichterbildern bereichern, heuer aber die Stadt dunkel bleiben musste, bot sie der Schule an, dass die Kinder den Baumschmuck anhängen dürfen. Bei Schulleiterin Ute Bach-Schleicher stieß sie auf offene Ohren. Seit Dienstag haben die Kinder nach und nach im Klassenverbund die eigens aufgestellten Tannenbäume behängt, mit bunten Kugeln, Strohsternen und Christbaumspitzen verziert und dabei selbst weihnachtliche Vorfreude verspürt.
Der Zauber der Adventszeit soll laut Bürgermeister Michael Kraus auf alle Bürger übergehen. "Wir erleben gerade eine schwierige Zeit", sagt er, alle Veranstaltungen, die sonst die Weihnachtszeit ausgemacht haben, mussten abgesagt werden. Als Zeichen der Hoffnung und um den Menschen Mut zu machen soll nun auch der Zauberwald seine Leuchtkraft entfalten. "Wir möchten den Bürgern beim Spazierengehen Ziele anbieten, die vorweihnachtliche Stimmung aufkommen lassen", so Kraus. Dafür hat die Stadt in eine neue Weihnachtsdekoration investiert, für die sie schon viel Lob bekommen hat.
Mellrichstadt leuchtet auf
Das neue Beleuchtungskonzept, das vor zwei Jahren vollends installiert wurde und für Sternstunden auf dem Marktplatz sowie entlang der Hauptstraße sorgt, wird ergänzt durch zahlreiche Weihnachtsbäume allerorten in der Stadt. Am Linsenbrunnplatz wurde zudem in diesem Jahr eine kleine Rentierherde aufgestellt, am Roßmarkt leuchten neuerdings drei Sterne auf dem Brunnen. Dank den Spenden des Volksschuljahrgangs von 1948/49 und von Hermann Weihrauch konnte die neue Dekoration angeschafft werden. Im Stadtpark leuchtet nun ein weiteres Wildtier-Rudel auf, eine Spende der Firma Helmut Hofmann in Mellrichstadt hat die Anschaffung möglich gemacht. "Heuer ist in Mellrichstadt der Zauberwald 2.0 zu erleben", sagt dazu Stadtchef Kraus. "Ohne Glühwein und Bratwurst, dafür schön geschmückt und mit leuchtenden Figuren ausgestattet."
Man muss eben das Beste aus der Situation machen. Die Schulkinder hatten jedenfalls schon ihre helle Freude am neuen Zauberwald. Stadtarbeiter Jochen Schmitt hatte eine Leiter mitgebracht, damit auch oben am Baum der Weihnachtsschmuck leuchten kann. Einmal rauf auf die Leiter, das war für den Nachwuchs das Höchste, wie Susanne Jessat, Klassenleiterin der 3c, vor Ort berichtete. Auch das Kollegium der Malbach-Grundschule ist von der Idee, den Zauberwald mitgestalten zu dürfen, begeistert. Der Christbaumschmuck stammt übrigens aus den Beständen des Aktiven Mellrichstadt. Zahlreiche Bürger hatten in den vergangenen Jahren Kugeln, Sterne und Co. für die Gestaltung des Zauberwalds gespendet.
Eingerahmt durch die Silhouette der Stadtmauer
An diesem Freitag wird der neue Zauberwald noch mit den letzten Kugeln und mit Hackschnitzeln versehen, dann entfaltet der Stadtpark endgültig seinen vorweihnachtlichen Glanz. Dabei fällt auf: Die Wildtiere in dem Bereich grenzen sich farblich von ihren Verwandten in der Stadtmitte ab. "Durch die weiße Farbe fallen die Tiere hier auch bei Tageslicht besser auf", erklärt dazu Brigitte Proß. Ergänzt wird das anheimelnde Flair des Bereichs, der im ehemaligen Friedhof von Mellrichstadt liegt, durch die von Lichtern angestrahlte Silhouette der Stadtmauer.
Alle Beteiligten haben viel Engagement und Herzblut in die neue weihnachtliche Ausgestaltung von Mellrichstadt investiert. Auch die Mitarbeiter des Bauhofs waren stets zur Stelle, lobte Brigitte Proß. Nun hofft sie, ebenso wie Michael Kraus, dass die Bürger die Mühe zu schätzen wissen und sich am zauberhaften Weihnachtsschmuck erfreuen, ihn aber unangetastet lassen. "Wir vertrauen darauf, dass das schöne Bild nicht zerstört wird", so der Stadtchef.
Tolle Aktion der Schulkinder
Die Schulkinder haben ihren Abstecher in den Stadtpark im Übrigen noch mit einer weiteren tollen Aktion verbunden: Da derzeit kein Sportunterricht stattfinden kann, laufen die Schüler für einen guten Zweck durch die Stadt und sammeln Spenden. Zusammenhalten und an andere denken sind Werte, die nicht nur, aber vor allem in der Krise derzeit sehr gefragt sind.