„Die haben unsern Tisch kaputt gemacht“, sagt der Sioux wütend, „und ich weiß auch genau, wer's war!“ -- „Da hinten sind sie!“, ruft der Stammesführer. Ohne zu zögern, rennen fünf von ihnen den Übeltätern hinterher. „Wir waren das nicht!“, verteidigen sich die Beduinen sofort, „das waren die Wodaabe!“ Den Sioux ist das jetzt egal. Die Jagd auf die Stammesfeinde hat für sie begonnen.
Fünf Nomadenstämme
Was sich anhört wie ein fiktiver Western-Film, war im Naturerlebniscamp am Schwarzen Moor an der Tagesordnung: Das Thema hieß „Nomaden“. Und da war es dann sogar möglich, dass die nordamerikanischen Sioux gegen die arabischen Beduinen antraten. Die 30 Kinder im Alter von zehn bis 13 Jahren wurden jeweils einem der Nomadenstämme aus fünf Kontinenten zugeteilt. Dabei gaben sie auch ihre Namen für neue „Stamm-Namen“ ab.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: etwa über die Nomadenstämme lernen. „Bei den Wodaabe schminken sich die Männer viel mehr als die Frauen“, sagt einer der zum Stamm aus Niger gehörenden Kinder. „Sie machen das für ihr großes Fest, das heißt Geerewol“, fügt ein anderer hinzu. Die kleinen Nomaden tragen selbst Gesichtsbemalung. „Da suchen sich dann die Frauen ihre Männer aus, denn bei den Wodaabe sind die Kühe am wichtigsten, dann kommen die Frauen und erst dann die Männer.“
Intensive Erfahrung
Organisator Michael Dormann vom Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön ist wie schon vergangenes Jahr sichtlich zufrieden mit dem Camp, das über fünf Tage ging: „Es war sehr gut, eine intensive Erfahrung.“ Schließlich seien die Kinder eine Woche alleine in der Natur. Auch das Wetter habe mitgespielt. Und über den Regen kurz vor Ende des Camps habe man sich sogar gefreut, „sonst hätten wir wegen Waldbrandgefahr kein Lagerfeuer machen können.“ Und was ist schon ein Camp ohne Lagerfeuer?
Ein volles Programm stand für die Kinder und deren zehn Betreuer an: Neben dem Lernen über die fremden Kulturen und dem Herstellen von Schmuck und typischen Schlafplätzen wie Tipis gab es zahlreiche klassische Aktivitäten. Natürlich wurde viel geschnitzt und gewerkelt, es wurden Wasserschlachten gemacht und viele Wettkämpfe zwischen den Gruppen ausgetragen. Einen ganzen Tag verbrachten die Kinder mit mit wandern, sogar mit Übernachtung im Wald. „Die Wanderung fand ich am besten“, sagt Anton. „War aber auch super anstrengend“, sagt der elfjährige Hannes.
Picknick am See
Für Hannes, der aus Unsleben kommt, war dagegen ein im Feriencamp ausgedachte Abwerf-Ballspiel das Highlight. „Raschelball heißt das.“ Paula fand die ganze Woche super, aber am besten gefiel ihr der Tag am See, „als wir geschwommen sind und ein Picknick gemacht haben.“ Auch Michael Dormann zieht ein positives Fazit: „In dieser Woche konnten die Kinder eine richtige Gemeinschaft bilden und auch lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ So standen auch Putz- und Klodienst auf dem Programm.
Nach dem Naturerlebniscamp steht noch ein Nachtreffen an, bei dem die Kinder ihr Feedback zu der Woche geben können. Doch die meisten sind jetzt schon sehr positiv gestimmt „Ich komme nächstes Jahr wieder!“, sagt der elfjährige Laurens stolz. Und Leon und Hannes um ihn herum stimmen sofort zu. Da wurden echte Stammesfreundschaften geschlossen -- und schließlich haben die Sioux auch noch eine Rechnung offen. Es ist immer noch nicht geklärt, wer den Tisch kaputt gemacht hat. Die Beduinen sind entkommen. Waren es doch die Wodaabe? Oder doch die heimtückischen Sami? Eins ist sicher: Fortsetzung folgt nächstes Jahr...