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München
Windpark-Beschluss: Landtag stoppt Rhöner Projekt im Bau
Im Streit um alte Windpark-Projekte haben sich CSU und Freie Wähler im Landtag durchgesetzt. Doch die Befürworter einer großen Anlage in der Rhön wollen weiter kämpfen.
Die Fundamente stehen, aber weiter darf am Windpark Wülfershausen/Wargolshausen nicht gebaut werden. Das hat der Landtag an diesem Mittwoch mit einer Änderung der Bayerischen Bauordnung beschlossen.
Foto: Eckhard Heise | Die Fundamente stehen, aber weiter darf am Windpark Wülfershausen/Wargolshausen nicht gebaut werden. Das hat der Landtag an diesem Mittwoch mit einer Änderung der Bayerischen Bauordnung beschlossen.
Henry Stern
 und  Michael Nöth
 |  aktualisiert: 09.02.2024 02:36 Uhr

Nun ist es endgültig beschlossen: Mit der Mehrheit von CSU und Freien Wählern hat der Landtag am Mittwoch für eine Gesetzesänderung bei jenen Windkraft-Anlagen gestimmt, die nicht mit dem ursprünglich genehmigten Windrad-Typ betrieben werden. Künftig gilt: Allein bereits fertiggestellte Windkraft-Anlagen mit anderem Windrad-Typ sind legal. Die Anlagen, die sich noch im Bau befinden, nicht. Damit droht dem unvollendeten Windpark-Projekt Wülfershausen/Wargolshausen  im Landkreis Rhön-Grabfeld nun das Aus.

Grüne, SPD und FDP kritisierten den Beschluss massiv: Fertige Anlagen wie den Windpark Streu-Saale in Unsleben (Lkr. Rhön-Grabfeld) zu legalisieren, im Bau befindliche vergleichbare Projekte aber nicht - "das riecht nach Willkür", schimpfte die SPD-Abgeordnete Annette Karl. Der Grüne Martin Stümpfig warf der CSU eine ideologische Totalverweigerung gegenüber der Windkraft vor: "Es hilft nichts, Bäume zu umarmen, wenn man die Energiewende zerstört", sagte er in Richtung von CSU-Ministerpräsident Markus Söder.

"Es hilft nichts Bäume zu umarmen, wenn man die Energiewende zerstört."
Martin Stümpfig (Grüne) zur Energiepolitik vom Ministerpräsident Söder

Auch regionale CSU-Abgeordnete würden sich "wegducken und die eigenen Bürgermeister vor Ort im Regen stehen" lassen, kritisierte Stümpfig. Für die Realisierung des Projekts Wülfershausen/Wargoldshausen hatten sich zuletzt auch drei betroffene CSU-Bürgermeister eingesetzt. Im Landtag ergriffen am Mittwoch aber weder der örtlich zuständige CSU-Mann Steffen Vogel noch sein FW-Kollege Gerald Pittner das Wort.

SPD und FDP: Freie Wähler stehen nicht zu ihrer Politik

FDP-Mann Sebastian Körber griff die Freien Wähler an: Diese postulierten stets den Ausbau der Windkraft, stünden nun aber "überhaupt nicht zu ihrer Haltung". In der Tat hatte FW-Chef und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger noch im November die Rettung aller in Frage stehenden Windkraft-Projekte versprochen. Wenn Aiwanger nun beklage, dass gegen die CSU eben nicht mehr möglich sei, sei dies heuchlerisch, kritisierte Annette Karl: "Stimmen sie mit uns, dann ist auch dem Wunsch von Herrn Aiwanger genüge getan", hielt die SPD-Abgeordnete der FW-Fraktion vor.

Seine Partei hätte gerne alle Standorte erhalten, trage den Kompromiss aber mit, erklärte Rainer Ludwig von den Freien Wählern. Wenn es vor Ort tatsächlich eine Mehrheit für die Windräder gebe, sei ein neuer Bauantrag möglich. Alexander König von der CSU verwies zudem darauf, dass die Rechtmäßigkeit des Projekts in Wargolshausen immer fraglich gewesen sei, der Investor deshalb keinen Vertrauensschutz geltend machen könne. Die gefundene Lösung schaffe nun aber "hoffentlich Rechtsfrieden", so König: "Gerade auch in Wargolshausen."

Investor nimmt erst später Stellung

Die Reaktion auf die Entscheidung im Landtag fällt vor Ort naturgemäß bei Befürwortern und Gegnern unterschiedlich aus. Während sich die örtlichen Projektanten der RegioE2 aktuell nicht dazu äußern wollten und Investor Enercon erst für diesen Donnerstag eine Stellungnahme angekündigt hat, stellt der Wargolshausener Horst Hartmann  befriedigt fest: "Dieses Mal hat sich das Gesetz auf unsere Seite geschlagen". Hartmann hatte in der Vergangenheit erfolglos gerichtlich gegen das Vorhaben gestritten.

Mit der Abstimmung im Landtag sei zum Ausdruck gebracht worden, dass die 13 Anlagen des Rhöner Windparks auch der im Jahr 2014 eingeführten 10-H-Regel unterstehen, weil während des Genehmigungsverfahrens der Anlagentyp gewechselt worden war. Wenn der Planer jetzt allerdings wie angedroht auf den alten, genehmigten Anlagentyp zurückschwenke und die Windräder doch baue, "muss ich damit leben", sagt Hartmann. Nochmals werde er den Rechtsweg nicht beschreiten.

Nicht kapitulieren will hingegen Michael Diestel, Hauptinitiator der Interessengemeinschaft "Rechtssicherheit für Windenergie in Bayern" und BBV-Kreisgeschäftsführer im Landkreis Rhön-Grabfeld: "Wir kämpfen weiter für die Realisierung des Windparks", sagte Diestel am Mittwoch und machte aus seiner Enttäuschung über das Verhalten der CSU keinen Hehl. Es sei "unerträglich", was sich Politik derzeit leiste.

Aiwangers Anzeige zur erneuerbaren Energie

Jüngstes Beispiel sei eine am Mittwoch veröffentlichte Zeitungsanzeige, in der FW-Minister  Aiwanger Kommunen und Wirtschaft zu Projekten mit erneuerbaren Energien ausdrücklich ermunterte und seine Unterstützung zusagte. Tatsächlich träfen Politiker in München aber eine Entscheidung "gegen das Klima, gegen Artenschutz, gegen Land- und Forstwirtschaft, gegen Industrie und gegen die Jugend", so Diestel.

 
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  • juergenmagic@t-online.de
    Umweltfreundliche Energien in allen Ehren, aber diejenigen, die Windräder fordern, sollten/müssten sich eines vor ihre Hütte bauen lassen. Wäre interessant, wie viele von denen noch für die Dinger wären. Da geht es nach dem Prinzip: "Hl. St. Florian, verschon mein Haus, zünd andere an!" Man kann die Windräder schon hören, von der Verschandelung ganzer Landstrich ganz zu schweigen. Was die Umweltschützer nicht bedenken, dass durch Windräder jährlich viele Vögel und auch Insekten ums Leben kommen.
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  • walters
    Typisch für Deutschland
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  • zwrecht@aol.com
    " Wenn es vor Ort tatsächlich eine Mehrheit für die Windräder gebe, sei ein neuer Bauantrag möglich. Alexander König von der CSU verwies zudem darauf, dass die Rechtmäßigkeit des Projekts in Wargolshausen immer fraglich gewesen sei, der Investor deshalb keinen Vertrauensschutz geltend machen könne." Wenn es diese Mehrheit vor Ort gäbe, hätte der Investor schon längst vor der ersten Klage einen entsprechenden Antrag bei der Gemeinde stellen können. Gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung, gegen alle Gemeinderatsbeschlüsse in Sachen RegioE2-Windparks geht in einer Demokratie nichts. Also "überzeugt" der millionenschwere Investor den betroffenen Bürgermeister und lässt ihn einen Brief der Zustimmung nach München schreiben. Wie ihm diese Überzeugung gelang hat noch gar keiner hinterfragt. CSU-MdL König wußte Bescheid: "ein Bürgermeister musste sogar seine Zustimmung schriftich zurücknehmen" rief er dem GRÜNEN-Abgeordneten Stümpfig im Plenum entgegen.
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  • grafer.andy@t-online.de
    die im artikel angesprochene zeitungsanzeige mit aiwanger hatte ich gestern vor den augen, als die meldung zum aus des windparks kam.

    "MACHEN SIE MIT, FÜR MEHR ENERGIE AUS BAYERN", so wirbt unser "wirtschaftsminister" auf seite 7!
    nach dem gestrigen beschluss hätte man sich das geld für diese anzeige wahrlich sparen können.

    ach ja, seit 2014 stehen 3 windkraftanlagen "in my backyard", ca. 1km entfernt mit einer gesamthöhe von 200 metern, und mich stören sie nicht großartig, und ab und zu kann ich sie auch hören. zwinkern
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  • Mementomori
    Richtige Entscheidung, nichts zerstört und verschandelt so sehr die Umwelt wie ein Windrad.
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  • jhuller@gmx.de
    Achja? Schon mal ein Braunkohletagebaugebiet gesehen?
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  • Blum66
    Sind doch die schönsten Naherholungsgebiete für die Bevölkerung.
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  • Arcus
    Typisch Söder CSU. Erst große Klappe und sich dann verweigern.
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  • al-holler@t-online.de
    die paar Windrädle da oben werden die Energiewende nicht retten; da gehts nur um den Profit einiger weniger.
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  • lapporten
    Sehr gute Entscheidung! Kein Investorenprofit auf Kosten der Gesundheit der örtlichen Bevölkerung. Ganz abgesehen davon dass Windkraft in einem Schwachwindgebiet an Land ohnehin Unsinn ist.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Falsch gewählt!!!
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  • Inschenioer
    Egal wer gewählt wird: die Opposition ist immer gegen alles, was die Regierung tut. Und sorry, genau das halte ich für gaga!

    Und ja: keiner würde so „umweltverliebt“ sein und sich innerhalb des 10-H Abstands ein Windrad neben das eigene Haus setzen. Selbst die grünsten Grünen nicht. Not in my backyard...

    Insofern ist die Reaktion der Opposition reine Heuchelei!
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  • Blum66
    Ja so ist das mit der Energiewende, nichts geht richtig voran. Wenn es nicht so traurig wäre könnte man fast darüber lachen. Hin und her. Und jetzt ist schon ein Jahrzehnt vorbei seit der ausgerufenen Energiewende. Tolle Leistung.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    👍 Mehr als 50% der Stromerzeugung durch regenerative Energien 👍
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  • al-holler@t-online.de
    ...aber nicht mit Windrädle, denn darum geht's hier wohl doch
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  • jhuller@gmx.de
    Na, da schauen Sie besser nochmal nach.

    2019 war der Anteil der Erneuerbaren beim Gesamtstrom 46%. Von den gut 46% Erneuerbaren war mehr als die Hälfte Windstrom, genau 24,6% vom der Gesamterzeugung.

    Damit war 2019 Wind absolut gesehen in Deutschland der größte Stromerzeuger. (10,5% Erdgas, 13,8% Kernenergie, 19,7 Braunkohle, 9,4% Steinkohle)

    Fazit: Wind ist jetzt schon der wichtigste Energieträger für Strom! Nicht schlecht für ein angeblich nicht funktionierendes System.

    Quelle:
    https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/news/2019/oeffentliche-nettostromerzeugung-in-deutschland-2019.html
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  • al-holler@t-online.de
    Danke, so kommt man mit minimalem Aufwand n Zahlen....
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  • Mementomori
    @ derrik....Milchmädchenrechnung...Windenergie taugt nicht zur Stromversorgung, die Zuverlässigen und Konstanten sind ihre Verhassten Kraftwerke! Sie haben keine Ahnung wie oft Deutschland vor dem Stromkollaps steht, weil ständig diese vermaledeiten Schwankungen vorhanden sind.... abgesehen davon :Wie baut man eigentlich ein Windrad zurück, wenn es fertig ist? Wer bricht die 200 LKW Ladungen Beton pro Windrad aus den Boden? Grün ist dumm will ich jetzt mal nicht sagen, sondern umschreibe es höflich: Nicht fertig gedacht!
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  • jhuller@gmx.de
    Dass ich keine Ahnung habe, macht ja nichts. Dafür haben wir ja Sie.

    Frage:
    Wo habe ich denn geschrieben, dass ich Kraftwerke hasse?

    Noch ne Frage an den Experten:

    Warum sollte man ein Windrad denn zurückbauen wollen? Brauchen wir in der Zukunft denn keinen Strom mehr?? Wissen Sie da mehr? Warum nicht einfach reparieren? Schlimmstenfalls eine neue Gerneratorgondel rauf und auf geht's in de nächsten 30 Jahre. Die Rotorblätter halten ja ewig. Zur Not kann man ja Garzweiler mit verfüllen, um ein Naherholungsgebiet zu gestalten. Oder man verpachtet es an die Nasa, damit die die nächste Mondlandung dort faken können. Spassbad gibt es ja schon in der Lausitz, das wäre langweilig ....
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  • Mementomori
    Ach Derik, warum sollte man ein Windrad zurückbauen? War die Frage ernst gemeint, oder sind sie so kurzsichtig? Dann wird das Gelump halt mal erneuert, mag sein, aber sicher nicht 100 Jahre lang.....und dann???? So sind eben die Grünen......
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