
Seit Beginn des Jahres ist Gregor Koob der Leiter des Kinderheims Nicolhaus in Willmars. Er hatte im Herbst 2019 zunächst die kommissarische Leitung des Heims übernommen, nachdem dem bisherigen Leiter vom Diakonieverein Willmars, dem Träger des Nicolhauses, gekündigt worden war.
Koob arbeitet bereits seit 2015 im Nicolhaus. Der 53-Jährige ist Sozialpädagoge und Heilerzieher. Im Nicolhaus war er bislang im sozialpädagogischen Fachdienst tätig. Seit 2018 war er außerdem stellvertretender Heimleiter. Zuvor arbeitete er unter anderem bei der Lebenshilfe in Schweinfurt, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet.
Weiterhin Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen
Im sozialpädagogischen Fachdienst habe er vor allem direkt mit den Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Er habe damit gezögert, sich auf die Stelle als Heimleiter zu bewerben, da er keine Lücke im Fachdienst hinterlassen wollte, so Koob. Mit seiner Nachfolgerin gehe es nun auch dort gut weiter.
Zu seinen Aufgaben als Heimleiter gehört die Verwaltung des Nicolhauses und die Zusammenarbeit mit Landratsämtern, Jugendämtern, Eltern und Vormunden. Als Erziehungsleitung habe er außerdem den "pädagogischen Hut" auf. Den Kontakt mit den Kinden und Jugendlichen halte er weiterhin, sagt Koob.
Eine neue Wohngruppe speziell für Jugendliche
Eine erste Neuerung unter seiner Leitung ist bereits geplant: Koob möchte das "Trainingswohnen" im Nicolhaus einführen. Dabei handelt es sich um eine Wohngruppe, in der Jugendliche gezielt auf ein selbstständiges Leben außerhalb des Heims vorbereitet werden, wie Koob erklärt. In der Gruppe sollen Themen behandelt werden, die sie "fit für's Leben" machen – dazu gehören zum Beispiel Finanzen, Versicherungen und Fragen rund um eine eigene Wohnung.
Für das Trainingswohnen werden fünf Wohneinheiten im Dachgeschoss hergerichtet, die "bald bezugsfertig" sein sollen, so Koob. Losgehen soll es dann möglichst im kommenden Jahr.
Für das eigenständige Leben lernen
Das Nicolhaus bestehe seit 135 Jahren und sei fest im Ort verwurzelt, sagt Koob. Derzeit werden 45 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 21 Jahren dort betreut. Sie sind in mehrere Gruppen aufgeteilt. Mit dem Trainingswohnen sollen fünf weitere Plätze geschaffen werden, erklärt Koob.
Wichtig sei ihm, dass die Kinder im Nicolhaus alles lernen, was sie für das selbstständige Leben brauchen. Dazu gehören Waschen und Kochen genauso wie Ausflüge in die Stadt mit Besuchen in Kaufhäusern und Busfahrten. Gemeinsame Ausflüge oder das Ausüben von Hobbys, sei es Klavier spielen oder Karate, gehören im Nicolhaus ebenfalls dazu. Dabei gehe es um "Chancengleichheit, Chancengerechtigkeit zu Kindern, die nicht im Heim leben", sagt Koob.
Schön sei es, wenn ehemalige Bewohner vorbeikommen und sagen, dass es ihnen hier gut gegangen und das Heim wichtig für ihren weiteren Lebensweg gewesen sei. "Da freust du dich schon mit", sagt Koob.
Corona bringt Herausforderungen mit sich
Durch seine Tätigkeit als stellvertretender Leiter sei er in viele Aufgaben des Heimleiters schon involviert gewesen und habe sich nicht erst groß einarbeiten müssen. Die Corona-Krise habe allerdings neue Herausforderungen mit sich gebracht. Den Kindern haben die direkten Kontakte zu den Eltern und zu Freunden gefehlt: "Das fiel natürlich alles weg", erklärt Koob. Dafür habe man die digitalen Möglichkeiten genutzt, um in Kontakt zu bleiben.
Innerhalb des Nicolhauses sind die Kontakte wegen Corona ebenfalls eingeschränkt. Jede Gruppe soll möglichst für sich bleiben. Der Gesprächsbedarf der Kinder sei groß. Sie fragen immer wieder nach, wann sie sich wieder untereinander besuchen oder wann Freunde kommen dürfen. "Da ist schon ein großer Bedarf. Von Woche zu Woche wächst der auch", sagt Koob.
Normalerweise wolle man, dass die Kinder untereinander und auch außerhalb Kontakte knüpfen: "Das, was eigentlich gewollt ist, das zu unterbinden, war schon auch gegensätzlich", so Koob.
Zusammenarbeit im Team
"Ein guter Start war's trotzdem", sagt Koob mit Blick auf seinen neuen Job als Heimleiter. "Für mich ist es wichtig, dass es Teamarbeit ist", sagt er. Es solle nicht von oben herab bestimmt werden. Gemeinsam habe man es in der Corona-Zeit geschafft, "dass es gut weiter funktioniert hat, auch wenn es schwierig war".