
In der Führungsetage des Kinderheims Nicolhaus in Willmars hatten Unstimmigkeiten für Aufregung gesorgt. Die Folge war, dass Heimleiter Martin Bohn (59) der Zuweisungsvertrag gekündigt wurde. Er ist nun kein Heimleiter mehr. Gregor Koob, sein ehemaliger Stellvertreter, leitet das Heim mittlerweile. Bohn ist als Diakon aber weiterhin Beamter der evangelischen Landeskirche Bayern. Er hatte eine Ausbildung als Erzieher absolviert und sich als Heilpädagoge weitergebildet. Als Heimleiter im Nicolhaus machte er zusätzlich die Ausbildung zum Betriebswirt. Er und seine Familie wohnten als Hauseltern im Nicolhaus, seine Frau Martina wurde später Assistentin der Heimleitung. Momentan ist sie vom Dienst freigestellt. Der Arbeitsvertrag besteht aber noch. In einem Interview äußert sich Martin Bohn zur Kündigung.
Martin Bohn: Meiner Meinung nach gab es für die Kündigung des Zuweisungsvertrags keine fachlichen Gründe. Die wirtschaftlichen Zahlen waren besser, als man das noch Anfang des Jahres abschätzen konnte. Die Rückmeldungen der Ämter waren stets positiv. Es gab von meiner Seite kein Fehlverhalten jedweder Art. Vom Diakonieverein wurde der Zuweisungsvertrag gekündigt, was bedeutet, dass meine Tätigkeit als Heimleiter in Willmars endet.
Bohn: Hier ging es um Fragen der Zusammenarbeit und die Kompetenzverteilung. Ich möchte betonen, dass die Einrichtung finanziell sehr gut da steht. Ein persönliches Fehlverhalten von meiner Seite gab es nicht.
Bohn: Wir wollten vermeiden, dass es zu gegenseitigen Schuldzuweisungen in der Öffentlichkeit kommt, die dann den Nährboden für Spekulationen und Gerüchte gebildet hätten. Es wurde in diesem Zusammenhang aber nichts verschwiegen.
Bohn: Es ging um die Freistellung vom Dienst. Diese erforderte eine Prüfung der Rummelsberger Diakonie, bei der ich als Beamter angestellt bin. Bei der Versammlung hatte ich von dort noch keine Rückmeldung. Ich wollte mich erst dazu äußern, wenn das laufende Verfahren abgeschlossen ist. Ich betone noch einmal ausdrücklich, dass es um die Freistellung, nicht etwa um die Suspendierung vom Dienst ging.
Bohn: Die gab es. Mir wurde zurückgemeldet, dass die Freistellung vom Dienst substanzlos und nicht gerechtfertigt gewesen sei. Dennoch steht fest, dass meine Zuweisung zum 31. Dezember endet.
Bohn: Die meisten hielten sich wohl sehr bedeckt mit öffentlichen Äußerungen. Von der Bevölkerung, Geschäftspartnern und auch zahlreichen ehemaligen Heimkindern habe ich allerdings viel Zuspruch bekommen. Dafür möchte ich mich auch noch einmal herzlich bedanken. Gerührt hat mich, dass die Gruppensprecher der Heimkinder auf mich zugekommen sind und meinten: Wir wollen einen gemeinsamen Abschluss mit ihnen haben.
Bohn: Natürlich, ich war hier 22 Jahre Heimleiter und mit viel Herzblut dabei. Das Verhältnis zu den Kindern war immer ein sehr gutes und auch zu den meisten Mitarbeitern. Ich wollte in den drei Jahren bis zur Rente einen guten Übergang für meinen Nachfolger schaffen. Dass es anders kam, lag nicht in meinen Händen, ich muss es so akzeptieren, wie es ist.
Bohn: Ja, natürlich, besonders die Art und Weise, wie es zu Ende ging. Wir wohnten im Heim in einer Dienstwohnung und waren gezwungen, uns sehr schnell ein neues Zuhause zu suchen. Glücklicherweise fanden wir ein Haus in Urspringen, das wir beziehen konnten und hoffen jetzt, hier gut aufgenommen zu werden. Wir hoffen, hier eine neue Heimat zu finden.
Bohn: Meine Familie und ich fühlen uns hier in Urspringen wohl. Außerdem wollen wir hier in der Region bleiben, da unsere Tochter noch zur Schule geht und hier ihr Abitur machen möchte.
Bohn: Ja. Ich hoffe, dass es für das Kinderheim und die Kinder gut weitergeht. Die Kinder standen für mich immer an erster Stelle. Hinweisen möchte ich auch noch darauf, dass am 15. Dezember um 10 Uhr in der Willmarser Kirche meine offizielle Verabschiedung im Rahmen eines Entpflichtungsgottesdienstes stattfindet. Hier gibt es auch die Möglichkeit, sich voneinander zu verabschieden.
Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute und bin sicher, das sie sich in Urspringen wohl fühlen werden.
Danke an die Main-Post, darüber zu berichten.