"Mit einem blauen Auge davongekommen, aber die Sache ist noch nicht vorbei." Das sagten Forstleuten am Freitagmittag. Bisher haben sie nur einen groben Überblick über die Sturmschäden in Rhön-Grabfelds Wäldern. Offensichtlich gab es keine großen Flächen, auf denen massenweise Bäume fielen.
Hubert Türich, Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt, hat noch keine Zahlen, nur hie und da Meldungen, die mehr auf einzelne Vorfälle hindeuten. Einigen Berichten habe er entnommen, dass zahlreiche Waldwege durch umgestürzte Bäume versperrt sind. Einige seien inzwischen wieder freigeschnitten. Viele Bäume "hängen" auch noch, deshalb rät er dringend, von Spaziergängen im Wald abzusehen.
Abwarten, was der zweite Sturm anrichtet
Für die Aufarbeitung der Schäden sei es auch noch zu früh, da ja für das Wochenende, besonders die Nacht von Freitag auf Samstag, weitere Stürme erwartet werden. Daher kann voraussichtlich erst am Montag eine erste vorsichtige Bilanz gezogen werden.
Schon jetzt appelliert Türich an private Waldbesitzer, größte Vorsicht walten zu lassen, wenn sie mit der Schadensaufarbeitung beginnen. "Die Stämme können unter Spannung stehen und sind daher vollkommen unberechenbar." Darüber hinaus besteht noch große Gefahr durch abgebrochene Äste, die von geschädigten Bäumen herabfallen können.
Welche Bäume sind besonders betroffen?
Wieder einmal hat es wohl Nadelbäume am stärksten getroffen. Die seien durch die Trockenheit der Vorjahre und Borkenkäfer geschwächt und besitzen nicht mehr die Vitalität, um stärkeren Stürmen Stand zu halten.
Auch Jörg Mäckler, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön, hat noch kein genaues Bild vom Zustand in den Wäldern. Er rechnet damit, dass es eher in den höheren Lagen zu stärkeren Windbrüchen gekommen ist, weil in den Tieflagen die Kraft des Sturms nicht ganz so hoch gewesen sei.
Ungünstig wirke sich jetzt die hohen Niederschläge der jüngsten Vergangenheit aus, denn durch die feuchten Böden verlieren die Bäume an Standfestigkeit. Im Weigler zwischen Hendungen und Wargolshausen sollen daher stärkere Schäden aufgetreten sein.
Andree Link, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Obere Rhön, kann ebenfalls noch keine abschließende Stellungnahme abgeben. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehören auch höhere Lagen der Rhön, aber bisher habe er keine Meldungen über großflächige Vorkommnisse. Außerdem rechnet er ebenfalls damit, dass der Folgesturm weitere Schäden anrichten wird.
Für ein Aufarbeiten sei es daher noch zu früh. Das wird ohnehin nicht einfach werden, weil die umgestürzten Bäume über die Fläche verteilt sind. Er kann noch nicht sagen, ob Maschinen eingesetzt werden können. Mit der Beseitigung des Schadholzes könne man nicht lange warten, weil bei steigenden Temperaturen ein Borkenkäferbefall drohe. Wie die beiden anderen Forstleute denkt auch er, dass am Montag erste genauere Aussagen über die Ausmaße der Schäden gemacht werden können.