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Heustreu
Wie Franz Mock der Natur ein Zuhause gibt
Eine Naturoase inmitten einer landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiet ist direkt neben dem Saaletalradweg in Heustreu am Entstehen. Was passiert da genau?
Niemand zuhause? Mit kleinen Hilfsmitteln versucht Franz Mock in seinem Biotop in Heustreu neue Lebensräume zu schaffen, die auch Besucher in Augenschein nehmen können.
Foto: Eckhard Heise | Niemand zuhause? Mit kleinen Hilfsmitteln versucht Franz Mock in seinem Biotop in Heustreu neue Lebensräume zu schaffen, die auch Besucher in Augenschein nehmen können.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 09.02.2024 10:56 Uhr

Der Schöpfer der kleinen Oase ist Franz Mock. Der Medizintechniker in Ruhestand hat ein vernachlässigtes Biotop gekauft. In diesem Areal will er der Natur auf die Sprünge helfen. Das sensible Gelände will er aber nicht abschotten, sondern zugänglich machen: "Betreten ausdrücklich erwünscht – aber als Gast mit entsprechender Rücksicht auf die Natur", lautet sein Motto.

Vor drei Jahren hat er das 12 500 Quadratmeter große Gelände erworben und sofort begonnen, den Bereich zum natürlichen Lebensraum umzugestalten. Schon nach kurzer Zeit haben sich Erfolge eingestellt und zahlreiche Tier- und Pflanzenarten angesiedelt, die in der Region nur selten vorkommen.

Eine Brutröhre für den Eisvogel

Besonders freut sich Mock über einen Eisvogel, der gern in seinem Teich jagt. Ihm hat er sogar eine Brutröhre gebaut, die er jedoch noch nicht angenommen hat. "Der Natur kann man nur Angebote machen, ob sie angenommen werden, ist eine andere Sache". Erfolgreicher war er mit anderen Eingriffen: modernde Holz-, Erd- und Rindenhaufen für Insekten; Brutröhren für Enten; Nistkästen für Vögel; Steinhaufen für Blindschleichen, Korn- und Ringelnattern. Auch haben sich die seltene Gelbhalsmaus und die Brandmaus schon niedergelassen.

Eingeteilt ist das Biotop in drei Bereiche: Einen 1200 Quadratmeter großen Teich, eine Feuchtwiese mit Schilfzonen und eine Wiese mit einer ganz einzigartigen Vegetation, die er der besonderen Geschichte der Fläche zu verdanken hat. "Die Wiese ist seit 100 Jahren nicht mehr bearbeitet worden", erklärt Mock. Dadurch seien  Arten erhalten, die es auf intensiv genutztem Grünland längst nicht mehr gibt.

Eigentümer-Suche im Staatsarchiv

Die Vernachlässigung hat auch ihren Grund: Seit einem Jahrhundert gibt es keinen Besitzer mehr, schildert Mock. Erst nach langwieriger Recherche sei er im Staatsarchiv Würzburg auf einen Eigentümer gestoßen, der aber schon lange verstorben ist und offensichtlich keine Nachkommen hatte. Das deutsche Recht sehe für solche Fälle eine Möglichkeit vor, dass sich der erste Interessent ein verwaistes Grundstück unter bestimmten Umständen aneignen kann. Zunächst darf er die Fläche jedoch nur nutzen. Wenn sich weiterhin kein Eigentümer meldet, geht sie nach 20 Jahren in seinen Besitz über.

Auf herkömmliche Weise, durch Kauf, ist Mock in Besitz des Restareals gekommen. Der Vorbesitzer hatte vor etwa 20 Jahren den Teich angelegt. Später wurde er von Anglern genutzt, die aber offensichtlich das Interesse verloren hatten, vielleicht weil dessen Bewohner – in erster Linie Karpfen – wegen des geringen Wasserzulaufs nicht gut schmecken, wie Mock vermutet.

35 verschiedene Vogelarten 

Dafür haben sich ein Biber und Bisamratten so wie der ein oder andere Wasservogel angefunden – ein Vogelkundler hat inzwischen 35 Vogelarten ausfindig gemacht. Vielleicht noch in diesem Jahr möchte er mit Hilfe einer aus seiner Oberpfälzer Heimat stammenden Gruppe der deutschen Waldjugend einen Storchenhorst anbringen.

Zu bauen gibt es aber ohnehin immer etwas für Mock. Zuletzt habe er einen Fußweg freigemäht, damit Besucher die einzelnen Lebensräume in Augenschein nehmen können; Infotafeln geben dabei Auskunft, welche Tierarten vorzufinden sind.

Telefonische Beratung als Naturbotschafter

Mit dem Projekt erfüllt sich Mock, der auch ein Beratungstelefon betreibt und offiziell als "Naturbotschafter" über naturnahes Gärtnern Auskunft gibt, einen Jugendtraum. Schon in der Kindheit habe er sich mit der Natur beschäftigt, wollte erst Förster werden, hat sich dann aber doch umorientiert und betreute seit Gründung des Rhön-Klinikums als Kardiotechniker bei Operationen die technischen Geräte in den OPs. Weil ihm der Beruf kaum Freizeit gelassen habe und er ständig erreichbar sein musste, konnte er nur selten fortgehen. Und so hatte er an seinem Haus einen naturnahen Garten angelegt.

Nachdem er dann vor zwei Jahren in Rente gegangen ist, kann er nun intensiv seiner Leidenschaft nachgehen. Jetzt ist er täglich am Biotop, das er als staatlich geschütztes Naturschutzgebiet ausweisen möchte und einen entsprechenden Antrag gestellt hatte. "Wenn der Klimawandel – der im Biotop auch schon seine Spuren hinterlassen hat - gerade dabei ist, die Natur zu zerstören, so möchte ich die Menschen darauf aufmerksam machen, was sie zu bieten hat. Und ich glaube, dass sich immer mehr dessen bewusst werden".

Ein Guckloch in die Natur und zum Beobachten der Tiere.
Foto: Eckhard Heise | Ein Guckloch in die Natur und zum Beobachten der Tiere.
 
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