
Beim Eintritt in die Buchhandlung fällt einem die Buchhändlerin Ela Schiller-Eggerath erst auf den zweiten Blick auf, wenn ihr Kopf über die vielen ausgestellten Bücher ragt und sie ihre Kundschaft begrüßt. Um die Kasse säumen sich Bücher mit bunten Covern, wie Jenny Erpenbecks "Kairos", Miranda Cowley Hellers "Der Papier Palast" oder "Offene See" von Benjamin Myers. Es wird schnell klar, in der kleinen Eckbuchhandlung dreht sich alles um das geschriebene Wort.
Schiller-Eggerath arbeitet nicht nur im Haus, sie lebt auch mit knapp 4500 Büchern im 1. Stock über ihrer Buchhandlung. Die Liebe zum Buch wurde ihr schon früh in die Wiege gelegt. "Den Bezug zu Büchern", erzählt die Geschäftsfrau, erhielt sie durch ihren Vater, der selbst eine stolze Sammlung von 8500 Büchern zusammentrug. Ihre Familie kommt ursprünglich aus der DDR, doch der Familie gelang es noch vor dem Mauerbau in die BRD überzusiedeln. Bad Königshofen ist nach der Flucht der Familie die Wahlheimat geworden.

Bevor sie Buchhändlerin wurde, arbeitete Schiller-Eggerath als Journalistin. Allerdings konnte sie irgendwann den Lebensunterhalt davon nicht mehr decken. In dieser Zeit des Umbruchs ist ihr die Idee mit der eigenen Buchhandlung gekommen. Während einer längeren Autofahrt mit einer Freundin stand der Gedanke plötzlich im Raum. Als die beiden Frauen an ihrem Zielort ankamen, war für Schiller-Eggerath klar: Sie wird eine eigene Buchhandlung eröffnen.
Bevor Schiller-Eggerath die "Schiller"-Buchhandlung eröffnete, verkaufte sie Bücher auf der Nordseeinsel Sylt
Für die Bad Königshöferin war der Buchhandel kein Neuland. Zwischen ihrem Abitur und ihrem Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft, hatte sie in einem Buchladen auf der Nordseeinsel Sylt gearbeitet. Und dort gelernt, wie das moderne Buchgeschäft funktioniert. So wollte sie auch in Bad Königshofen arbeiten.
Der Zeitpunkt für den Schritt in die Selbständigkeit erschien Schiller-Eggerath passend. Ihre Kinder waren aus dem Gröbsten raus, sagt sie. Sie selbst hatte "Zeit und Kraft" sich neu auszurichten. 2004 eröffnete sie ihren Laden, damals noch in anderen Räumlichkeiten.

Die Zeit war damals noch eine andere: Amazon steckte noch in den Kinderschuhen und ihr Laden legte einen guten Start hin. "Die Buchhandlung wurde erstaunlich gut angenommen", erinnert sich die Ladeninhaberin. "Schulen haben damals viel bei mir bestellt."
Am Tag des Buches erhalten Kinder und Jugendliche ein Buch in der Schiller-Buchhandlung
Auch die Corona-Zeit, die den stationären Einzelhandel überall in der Republik schwer traf, steckte die Schiller-Buchhandlung gut weg. Damals legte sie die bestellten Bücher eingepackt und mit Kassenzettel auf den Treppenabsatz und ihre Kunden bezahlten die Ware, indem sie das Geld in den Briefkasten warfen. "Es hat super funktioniert", erinnert sich die Geschäftsführerin. Dass sie 2011 mit ihrer Buchhandlung in eigene Räumlichkeiten gezogen war, war während Corona ein Vorteil, da sie keine Miete zahlen musste.
Neben dem Verkauf im Laden liegt der Händlerin die Literaturförderung am Herzen. Kindern und Teenagern möchte sie die Belletristik näherbringen. Am Tag des Buches, der immer am 23. April stattfindet, dem Geburts- und Todestages von William Shakespeare, verschenkt die Schiller-Buchhandlung ein Buch an Kinder und Jugendliche. Heuer war es "Mission Roboter - Ein spannender Fall für die Glücksagentur" von Anke Girod und Timo Grubing.
Darüber hinaus lädt Schiller-Eggerath regelmäßig Schulklassen zu sich ein. In einer knappen Stunde erfahren die Schülerinnen und Schüler alles über das Buch - vom Buchdruck, der Papierherstellung bis zur Entwicklung der Schrift. Die Händlerin zeigt den Kindern auch gern ihre Raritäten, wie beispielsweise ein kostbares Werk von 1653, welches die Kinder dann hautnah zu Gesicht bekommen. "Da sind sie immer ganz fasziniert", schwärmt Schiller-Eggerath.
Schiller-Eggerath bleibt optimistisch: "Es wird immer einen festen Kern an Leserinnen und Lesern geben."
Auch langjährige Kunden des Geschäfts profitieren von Schiller-Eggeraths Liebe zum Druckerzeugnis. Einige Bad Königshöfer bringen gebrauchte Bücher in die Festungsstraße. Einen Teil verschenkt sie an Kunden, deren Lesegeschmack sie gut kennt. Eine Aufmerksamkeit, die keine Ketten-Buchhandlung leisten kann. Sie berät gern ihre Kunden beim Kauf und scheut nicht davor zurück, auch Bücher deutlich zu kritisieren, wenn sie danach gefragt wird.
Die Tätigkeit als Buchhändlerin ist ein "erfüllender Beruf", sagt sie. Den Schritt in die Selbständigkeit bereue sie nicht. Heutzutage gebe es allerdings viel mehr Konkurrenz als damals. Der Onlinebuchhandel als auch Veränderungen in der Lesegewohnheit setzten der Branche zu. Doch die Buchhändlerin blickt der Zukunft optimistisch entgegen: "Es wird immer einen festen Kern an Leserinnen und Lesern geben", ist Schiller-Eggerath sicher.