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MELLRICHSTADT
Wichtige Helfer auf dem schweren Weg durch die Trauer
Gerade in den Tagen um Allerheiligen und Allerseelen, den Totensonntag oder zum Weihnachtsfest kommen Erinnerungen bei den Trauernden auf. Oft sind dies dann besonders schmerzliche Tage. Hilfe bekommt man dann bei Trauergruppen, so bei der Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt
Foto: Hanns Friedrich | Gerade in den Tagen um Allerheiligen und Allerseelen, den Totensonntag oder zum Weihnachtsfest kommen Erinnerungen bei den Trauernden auf. Oft sind dies dann besonders schmerzliche Tage.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:13 Uhr

Der Tod gehört zum Leben und die Betroffenen müssen dabei Schmerzen aushalten. In der Caritas-Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt ist die Gruppe für Trauernde integriert. Schwester Eberharda Schramm, Altenpflegerin Johanna Dietz und Elisabeth Radina erzählen aus ihrer Gruppen-Erfahrung. „Oft haben wir über Jahre hinweg unsere Klienten betreut und haben immer wieder darauf hinweisen müssen, dass unser Leben endlich ist“, so Schwester Eberharda. „Wichtig war immer, dass aus Trauer Liebe wird. Dementsprechend haben wir unsere Gesprächsthemen gewählt, wie Durchkreuztes Leben oder In der Trauer Trost erfahren“, fügte Johanna Dietz an.

Tief berührt von Schicksalsschlägen

Natürlich haben die Betreuenden immer schwere Schicksalsschläge mitbekommen. „Das war natürlich auch für uns nicht leicht. Das hat uns oft tief berührt. Dennoch müssen wir versuchen die Menschen in ihrer Trauer zu verstehen und ihnen Hoffnung und Mut zu geben“, so Dietz.

Gestartet hatten Dieter Schwenkert und die damalige Kreiscaritasgeschäftsführerin Elisabeth Brendebach in den 1990er- Jahren die „Gruppe Trauernde“ in Bad Neustadt. Angeboten wurde sie ab 2005 in Bad Königshofen, wobei hierher auch Trauernde aus dem gesamten Rhön-Grabfeld-Kreis kamen. In den ersten fünf Jahren war in Bad Königshofen Monika Müller, die damalige Leiterin der Sozialstation, dabei. „Einmal waren wir 15 Personen und haben gemerkt, dass kleinere Gruppen für derartige Gespräche sinnvoller sind“, erinnert sich Schwester Eberharda.

Treffen einmal im Monat

Schweigepflicht war dabei immer oberstes Gebot und getroffen hat man sich einmal im Monat. „Wir waren eine christliche Gruppe, weshalb auch das Gebet, brennende Kerzen oder ein gemeinsames Vater unser selbstverständlich waren“, fügt Elisabeth Radina an. Bei Schicksalsschlägen, beispielsweise wenn Eltern ein Kind verloren hatten, Unfall-Tod, plötzlicher Tod des Partners oder Suizid, müssen die Zurückgebliebenen regelrecht aufgefangen werden. „Da gibt es unterschiedliche Trauer-Arten“, wissen Schwester Eberharda, Elisabeth Radina und Johanna Dietz. Oft sei die Schuldfrage im Raum gestanden, vor allem bei Suizid. „Warum habe ich das nicht bemerkt? Wie hätte ich helfen können?“ – auch solche Schuldgefühle mussten in der Gruppe aufgearbeitet werden.

Betroffene müssen sich öffnen

Wichtig sei es gewesen, dass Menschen von sich aus bereit waren, sich zu öffnen, über ihre Trauer zu reden. Oft halfen dabei Sterbebilder, das Erzählen der Lebensgeschichte – so konnte sich viele Trauernde in der Gruppe öffnen, was nicht immer leicht fiel und Zeit beanspruchte. „Beim Spazierengehen ging es oft leichter zur reden, sich auszutauschen“, wissen die Trauerbegleiterinnen der Caritas. So war man gemeinsam auf dem Franziskusweg, besuchte den Auferstehungsweg bei Irmelshausen mit Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf und war auf am Kreuzberg oder auf dem Weg für die Seele in Bad Kissingen.

Natürlich kam immer wieder die Frage auf: „Warum lässt Gott so etwas zu?“ oder „Warum trifft es gerade unsere Familie?“ Gerade bei diesen Fragen mussten die Begleiterinnen in der Trauergruppe christlichen Gedanken weitergeben.

Schwierige Phase: Die Wochen danach

Wie Elisabeth Radina und Johanna Dietz sagten, erfahren nach einem Todesfall Trauernde zunächst viel Zuwendung, Hilfe und Unterstützung aus ihrem nächsten Umfeld. Doch schon wenige Wochen später kehrt Alltag ein. Trauernde sind allein. „Damit wird der notwendige Raum für die Trauer enorm beschnitten“, sagt Johanna Dietz. Gerade heute seien Tod und Trauer fast Tabu-Themen. Das führe unweigerlich zu einer Isolation für Trauernde, die neben dem Verlust eines lieben Menschen noch mit der sozialen Ausgrenzung fertig werden müssen. Deshalb sind Trauergruppen auch weiterhin notwendig. „Die Menschen bekommen emotionale Zuwendung und das Gefühl nicht alleine gelassen zu sein.“

Die Trauergruppe in der Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt trifft sich jeden zweiten Dienstag im Monat von 19 bis 20.30 Uhr. Diese Gruppe ist für alle Trauernden offen, Kosten entstehen keine, eine Voranmeldung braucht es nicht. Weitere Informationen direkt bei der Fachstelle für pflegende Angehörige 09771/611619 oder johanna.dietz@caritas-nes.de

 
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