zurück
Bad Königshofen
Wer hat Angst vor dem Brexit? Und wenn er aber kommt?
Betriebe im Landkreis Rhön-Grabfeld befürchten kaum Auswirkungen auf ihre Geschäfte durch den Austritt Großbritanniens aus der EU. Bis auf eine Branche.
Wer ist betroffen vom Brexit? Im Landkreis Rhön-Grabfeld nur wenige Unternehmen, die DHL hat für alle Fälle verschiedene Notfallpläne ausgearbeitet.
Foto: Regina Vossenkaul | Wer ist betroffen vom Brexit? Im Landkreis Rhön-Grabfeld nur wenige Unternehmen, die DHL hat für alle Fälle verschiedene Notfallpläne ausgearbeitet.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:48 Uhr

 Harter oder weicher Brexit - bis heute weiß niemand, welche Variation das Vereinigte Königreich (UK) letztendlich beschließt und ob das Datum des Austritts zum 29. März gehalten wird. Nachdem die IHK mitgeteilt hat, dass 300 Unternehmen im mainfränkischen Wirtschaftsraumin einer geschäftlichen Beziehung (Export, Handelsvertreter, Niederlassungen oder Produktionsstätten) zum UK stehen, liegt die Frage nahe, welche Unternehmen im Landkreis Rhön-Grabfeld betroffen sind.

Es geht um bisher ungeklärte Zoll-, Rechts- und Steuerfragen, Lieferketten, Liefertermine und vieles mehr. Eine Zufallsumfrage bei vielen bekannten Unternehmen im Landkreis brachte jedoch fast immer ähnliche Antworten: Man habe keine geschäftlichen Beziehungen und der Brexit wirke sich auf die eigenen Geschäfte nicht oder kaum aus. Ein Beispiel ist die Firma IFSYS in Großbardorf, Geschäftsführer Adelbert Demar befürchtet keine Beeinträchtigungen, höchsten sehr geringe, sollte die Produktion von Ford und GM zurückgehen. Er hat kein Verständnis für die Vorgänge in England und hält noch alles für möglich, bis hin zum Regierungswechsel. Befragt wurden auch Zeltbau Eschenbach, die Firma Schindler und Erhard Kunststofftechnik in Bad Königshofen sowie Texpa in Saal und die Spedition Schnaus in Alsleben - niemand fürchtet sich vor dem Brexit. Die Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön und Grabfeld liefert Nadelholz an die Großindustrie, die wiederum Schnittware unter anderem auch ins UK liefert, es wird jedoch nicht mit geringerer Nachfrage gerechnet, erklärt Jörg Meckler.

Auch die großen Bad Neustädter Firmen bleiben gelassen

Siemens-Pressesprecher Bernhard Lott spricht von geringen Handelsbeziehungen mit Großbritannien, es werde hauptsächlich "local for local" produziert, sodass Siemens direkt nicht besonders betroffen sein wird. "Bei einer möglichen rezessiven Entwicklung der Konjunktur könnte Siemens dann indirekt betroffen sein, wenn Infrastrukturaufträge ausbleiben." Die Firma Preh hat in UK keinen Standort und befürchtet weder direkte noch indirekte Auswirkungen auf die Produktion im Landkreis, es wird höchstens mit ganz minimalen logistischen Beeinträchtigungen gerechnet. Martin Büchs, Geschäftsführer der Jopp-Group berichtet von Kunden und Lieferanten in Großbritannien. "In Bad Neustadt haben wir keine großen direkten Lieferbeziehungen nach Großbritannien. Wir können aber nicht ausschließen, dass unsere Unterlieferanten von Teilen und Warenlieferungen aus Großbritannien abhängig sind. Undurchsichtig sind die indirekten Folgen für die gesamte Automobilindustrie." Einige namhafte Firmen hätten bereits Betriebsunterbrechungen für den Fall eines ungeordneten Brexits angekündigt, das könnte zu einem kurzfristigen Auftragsrückgang und der Unterbrechung von Lieferketten führen.

Große Herausforderungen warten auf Paket- und Briefversender

Keine Auswirkungen des Brexits auf eigene Geschäfte melden die Transportfirmen Geis und Nöth in Bad Neustadt sowie die Firmen Novoceric/Fa. Keller und Lisi Automotive in Mellrichstadt. Wer auf jeden Fall vom Brexit in seinen Arbeitsabläufen beeinflusst wird, sind alle, die sich mit dem Transport von Waren, Paketen und Briefen befassen. Sabine Hartmann, Sprecherin der Deutsche Post DHL Group fast zusammen: "Die Unsicherheit rund um den Brexit stellt nach wie vor eine große Herausforderung für die Wirtschaft dar. Die Deutsche Post DHL Group ist es gewohnt, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen, und wir arbeiten seit mehr als 12 Monaten an verschiedenen Notfallplänen - trotz des herausfordernden politischen Umfelds. Wir werden weiterhin eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten, um ihren grenzüberschreitenden Handel nach Brexit zu unterstützen. Wir benötigen dringend einen Beschluss, der es allen Unternehmen ermöglicht, die nächsten Schritte zu planen."

Die Unsicherheit führt dazu, dass der Handel mit Großbritannien schon vor dem Brexit abnimmt, laut einer Befragung durch die DIHK von 900 Unternehmen, die mit UK geschäftlich in signifikantem Umfang in Verbindung stehen, plant jedes 12. aktuell eine Verlagerung seiner UK-Investitionen auf andere Märkte.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Königshofen
Regina Vossenkaul
Brexit
DHL
Deutsche Post AG
Deutscher Industrie- und Handelskammertag
Handelsbeziehungen
Lieferketten
Liefertermine
Martin Büchs
Preh
Siemens AG
Spedition Schnaus
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Koenigshoefer
    Soll der Brexit doch kommen.
    Dann wird man sehen was die Briten davon haben.
    Nach entsprechender Einsichtigkeit kann little Britain wieder eintreten. ! : Zu den selben Regeln die für alle gelten, ohne british extra-sausages.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten