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BAD NEUSTADT
Wenn der Postmann leise anfährt
Zusteller Christian May zieht mit seinem Elektro-Zustellfahrzeug, einem Streetscooter, alle Blicke in der Neustädter Gartenstadt auf sich.
Foto: Julia Back | Zusteller Christian May zieht mit seinem Elektro-Zustellfahrzeug, einem Streetscooter, alle Blicke in der Neustädter Gartenstadt auf sich.
Julia Back
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:57 Uhr

Geschäftig geht es frühs auf dem Hof des Logistikzentrums der Deutschen Post am Altenberg in Bad Neustadt zu. Pakete werden auf Wägen über den Hof geschoben, Kisten mit Briefen in die Autos geladen. Dazwischen ein ungewohnter Anblick: an langen Kabeln hängen die neuen Elektro-Zustellfahrzeuge. Die sogenannten Streetscooter erinnern mit ihrem eckigen Laderaum an ein großes Paket auf Rädern.

Ein Blickfang

Die Fahrzeuge ziehen die Blicke auf sich. „Man fällt mehr auf als wenn man mit einem Porsche durch Bad Neustadt fährt“, sagt Christian May. Der Frickenhäuser ist einer von drei Teamleitern im Logistikzentrum – und fährt selbst eines der neuen Mobile. Seine Kunden seien von den Scootern begeistert, so der 44-Jährige. „Wobei ich am Anfang regelmäßig veräppelt wurde, ob ich einen Eiswagen fahre.“

Umweltfreundlich auf Tour

Mit dem neuen Fahrzeug ist May umweltfreundlich unterwegs. „Über Nacht ist das E-Mobil zum Laden wie ein Staubsauger an der Steckdose angeschlossen“, erklärt er. Auf dem Hof kann aber nicht jeder sein Fahrzeug einfach so ans Ladekabel hängen. „Sobald das Fahrzeug verschlossen ist, kann das Kabel nicht mehr gezogen werden“, sagt May. Zudem braucht es einen speziellen Chip, um die Ladestation freizuschalten.

Auf dem Hof befinden sich zehn solcher Stationen für höchstens zwanzig Scooter. Acht der Vehikel fahren momentan schon in Bad Neustadt, weitere sollen folgen, wie Alexander Böhm, Pressesprecher der Deutschen Post DHL Group, erklärt. Aber nicht jeder der Zusteller kann sich bisher elektrisch fortbewegen. „Das kommt auf die Örtlichkeit an“, sagt May.

Wie lange hält der Akku?

Bisher habe das Fahrzeug eine Reichweite von 80 Kilometern – dann muss es wieder an die Steckdose. Daher surren die E-Mobile bislang nur im nahen Brendlorenzen, Salz oder der Gartenstadt durch die Straßen. „Die nächste Generation der Fahrzeuge bekommt einen größeren Akku“, erklärt Pressesprecher Böhm.

Mays Ziel ist an diesem Tag die Gartenstadt. Auf dieser Tour legt er rund 20 Kilometer zurück, wofür er 20 Prozent des Akkus verbrauchen wird. Als der Zusteller den Schlüssel ins Schloss des Streetscooters steckt, brummt das Fahrzeug kurz auf – und fährt leise summend vom Hof.

Zwischen Logistikzentrum und Innenstadt kann er aufs Gas treten, doch schnell geht es langsamer zu. In seinem Zustellbezirk ist er fast nur noch im Schritttempo unterwegs. Er hält mal links und mal rechts an oder fährt bei einem Geschäftshaus in den Hof, um Briefe und Pakete an den Mann zu bringen. Motorengeräusche? Die gibt es hierbei nicht.

Einbeziehung der Mitarbeiter

„Der Scooter rollt leise durch die Straßen, aber die Leute gewöhnen sich daran“, sagt der Frickenhäuser. Durch spezielle Seitenkameras und eine Rückkamera hat er während der Fahrt alles im Blick: „Ich sehe, wenn spielende Kinder in die Nähe kommen.“

Auf der gelb lackierten Kühlerhaube der Elektrofahrzeuge prangt ein schwarzes Posthorn – das Logo der Deutschen Post. Diese produziert die Elektro-Fahrzeuge in Zusammenarbeit mit ihrer Tochterfirma Streetscooter GmbH und Instituten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen selbst (wir berichteten). Das war vor allem für die Mitarbeiter im Betrieb von Vorteil.

„Die Zusteller wurden bei der Entwicklung der Elektrofahrzeuge miteinbezogen“, erklärt Pressesprecher Böhm. Heraus kam ein besonderer Arbeitsplatz. „Einstiegs- und Ladeflächen sind höher, es gibt Seiten- und Rückfahrkameras für tote Winkel und auch keine Schaltung mehr“, zählt May die Verbesserungen auf. Und auch die Spitzengeschwindigkeit hat er mit dem Elektrofahrzeug schon getestet, wie er grinsend gesteht: „80 Kilometer die Stunde schafft der Scooter.“

Frühs wieder durchstarten

So schnell ist May an diesem Tag in den schmalen Straßen der Gartenstadt nicht unterwegs. „Wir brauchen ja ein zuverlässiges Fahrzeug und kein schnelles“, sagt Pressesprecher Böhm. May fährt derweil im Stadtteil umher und verteilt Briefe und Pakete – zu hören ist er dabei nicht. Als der 44-Jährige am Nachmittag alle Sendungen zugestellt hat, kehrt er auf den Hof des Logistikzentrums zurück. Dort hängt er seinen Streetscooter an die Steckdose. Am nächsten Tag kann er wieder mit vollem Akku durchstarten.

 
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