Zum dritten Mal ging auf einer Wiese in Mendhausen, dem thüringischen Nachbarort von Irmelshausen, ein Spektakel über die Bühne, das wohl eher mit einem Augenzwinkern zu betrachten ist: Ein Motorradrennen - aber nur auf einem Rad. Die einst aus einem Spaß erfundene Idee hat sich längst etabliert und es werden längst auch schon Meisterschaften ausgetragen. Der Motorradclub der Derelicts aus Aubstadt zeichnet auch diesmal für die Organisation verantwortlich, die einen besonderen Aufwand erforderte. Denn der Wettbewerb war der Abschluss der aus sechs Rennen bestehende Weltmeisterschaft und gleichzeitig der entscheidende Lauf der Europameisterschaft, bei der der Heimverein gleich mehrere "Eisen im Feuer" hat.
Das Reglement ist denkbar einfach. Die Teilnehmer müssen gegen die Uhr eine etwa 30 Meter lange Strecke zurücklegen. Da kein Vorderrad existiert, darf nur das Hinterrad Kontakt zum Boden haben. Das Reglement sieht kaum Einschränkungen für die Fahrzeuge vor: Sie dürfen nur bestimmte Ausmaße haben; die ungetunten Motoren müssen mindestens fünf Jahre alt sein; neuerdings sind Bremsen vorgeschrieben und ein Notausschalter muss vorhanden sein, der den Motor stoppt, falls der Fahrer unfreiwillig absteigt.
Modelle der Marke Eigenbau mit Motoren von bis zu 180 Pferdestärken
Die Gestaltungsfreiheit nutzten die Teilnehmer entsprechend aus. Da waren Modelle, die ziemlich nah am Original waren, lediglich ohne Vorderbau dafür mit Spikes oder Stollen am Hinterradreifen, um einen möglichst hohen Grip zu erzielen. Andere ersetzten das Hinterrad gegen metallene Schaufelräder; Vorne wie hinten sind Kufen montiert, um ein Überschlagen zu verhindern. Darüber hinaus gibt es unterschiedliche Klassen, sogar Elektroräder gingen an den Start. Bärenstark mit einem ohrenbetäubenden Sound die offene Klasse mit Motoren von bis zu 180 PS und Beschleunigungen von Null auf Hundert in 2,4 Sekunden, die es mit Formal-eins-Boliden aufnehmen könnten.
Auf dem Parcours steht den Eigenbauten aber nur eine Strecke von 30 Meter zur Verfügung. Auf dieser Distanz können daher nur Geschwindigkeiten von etwa 100 Stundenkilometer erreicht werden, schätzt Christian Havele, Chef der Derelicts. Eine größere Entfernung zum Ziel scheint auch nicht angeraten, denn die Renngeräte haben eine Eigenschaft, die fatal werden kann: Man kann sie nicht lenken. Die Maschinen fahren zwar in einer Spur von zehn bis 15 Meter Breite, doch das reicht eben nicht immer, wie einige unfreiwillige Landungen in den Strohballen nachdrücklich unterstrichen. Da der Boden nach der Dürre "hart wie Beton" ist, reiche eine kleine Bodenwelle, um die Fahrzeuge außer Richtung zu bringen, erklärt der Derelicts-Chef. Dafür bietet der harte Untergrund optimalen Grip.
Obwohl bei dem Wettbewerb die Top-Fahrer aus Europa am Start sind, rechnet sich Havele, für zwei Fahrer des Clubs gute Chancen auf einen Podestplatz aus, unter ihnen Achim Schmitt. Der räumt ein, dass die Franzosen meist einen "Tick" schneller sind, "aber wir sind dran". Und letztendlich hatte er Recht, denn für ihn reichte es in der offenen Klasse doch nur für den vierten Platz in der WM-Wertung. "Knept" erfüllte schließlich in der EM-Wertung die Hoffnung des Clubs und landete in der Klasse bis 400 Kubikzentimeter auf Platz zwei. Genauso wie Mario in der Klasse bis 750 Kubikzentimeter.