Dröhnende Motoren, urige Typen, wilde Ritte auf einer Eigenkonstruktion mit nur einem Rad – die Fans der Unimoto-Rennen kamen am Samstag in Mendhausen im Ortsteil Mönchshof voll auf ihre Kosten.
Zum Kampf um den 2. Unimoto Grabfeld-Cup hatte der Ausrichter „Derelicts MC e. V.“ mit Sitz in Aubstadt und seinem Vorsitzenden Christian Doser eingeladen. Nach der erfolgreich verlaufenen ersten Veranstaltung dieser Art im Jahr 2016 wurde das Rennen um den Grabfeld-Cup wiederholt.
Wir werden das aber nicht in jedem Jahr durchziehen“, kündigte Joachim Rußwurm an. Der gebürtige Irmelshäuser hat in Mönchshof einen Aussiedlerhof und stellt gemeinsam mit der Familie Dürbeck aus Ottelmannshausen das Areal für die Veranstaltung zur Verfügung.
Der natürliche Untergrund gehört zu den Renn-Bedingungen, die Wiese wird dann je nach Wetter ordentlich „durchgepflügt“.
Ein Rad muss ausreichen
Die Idee, dass ein Rad ausreichen muss, hatte „Sidecar Willy“ 1988 bei einem Bier in einer USA-Kneipe und machte sich auf einem Bierdeckel dazu eine erste Skizze. Die Regeln für ein Beschleunigungsrennen, das alle Tüftler und Schrauber, auch wenn sie nur einen kleinen Geldbeutel zur Verfügung haben, anspricht, dachte er sich anschließend aus. Inzwischen hat sich eine Fangemeinde gebildet, die sogar Weltmeisterschaften durchführt. So nahm die Weltmeisterin 2016 und frischgebackene Europameisterin Cory Hofmann aus Dresden am Rennen in Mendhausen teil, hatte aber Pech und rutschte beim zweiten Durchgang auf der holprigen Piste mit dem Knie ab, sodass sie sich eine Sehnenzerrung am Fuß holte. Ihre ebenfalls anwesende Tochter Sassi Hofmann, mit 17 Jahren jüngste Teilnehmerin, ist Weltmeisterin in der Elektroklasse.
33,48 Meter Strecke
Die Regeln und Sicherheitsvorkehrungen erklärte der Sprecher in Mendhausen kurz. Danach sind nur Motoren für die Fahrzeuge zugelassen, die mindestens fünf Jahre alt sind. Die Strecke beträgt 100 Fuß, das sind 33,48 Meter, sie ist möglichst schnell auf einem Rad zurückzulegen. Wer mit den vorderen Kufen aufsetzt oder nicht schnell genug hochkommt, hat einen ungültigen Durchgang, was drei Richter entscheiden.
Solide Stahlrahmen der Unimotos halten die Kufen und bringen einiges an Gewicht, was für die „Straßenlage“ wichtig ist. Die Balance zwischen dem Gewicht des Fahrers und dem des Motors sowie der verfügbaren Leistung muss stimmen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Strohballen schützen Zuschauer und Fahrer.
Mit Karacho in die Zeitmessung
Wie schwer es sein kann, auf der unebenen Piste geradeaus zu fahren, bewies Fahrerin Dani Raum aus Gröbenzell, die es bei ihrer ersten Teilnahme an einem Unimoto-Rennen fertigbrachte, die Zeitmessung umzufahren und in den Strohballen zu landen, sodass eine fast halbstündige Zwangspause eingelegt werden musste. Zahlreiche Helfer suchten vergeblich den Reflektor der Zeitmessuhr, schließlich gelang es trotzdem, sie zu reparieren.
Es gab 24 Starter mit je drei Durchgängen, wobei das schnellste Ergebnis gewertet wurde. Gefahren wurde in den Klassen „elektrisch“, 200 ccm, 400 ccm, 750 ccm und in der „offene Klasse“, also über 750 ccm. Die Teilnehmer, die auf dem Gelände kampierten und schon am Freitag an einer „Warm-Up-Party“ teilgenommen hatten, kamen mit ihren Teams aus Polen, der Schweiz und mehreren deutschen Bundesländern.
Der Weltrekord in der Elektroklasse
Meistens sind die Unimoto-Fahrer aus einem Motorradclub hervorgegangen, so auch die Gastgeber, die mit Achim Schmitt aus Reichmannshausen und Mario Guck aus Kleinbardorf zwei Fahrer in den höchsten Klassen stellten. Warum der Pole Bartosz Jastrzebski nach seiner Fahrt mit dem Elektro-Unimoto wie ein Gummiball herumsprang, wurde dem Publikum erst nach einer Weile klar: Er hatte in der Elektro-Klasse den Weltrekord mit 3,438 Sekunden geknackt. Die Siegerehrung war verbunden mit einer Abschlussparty mit der Band Basic Beats, nach einem Frühstück am Sonntag hieß es Abschied nehmen bis zum nächsten Rennen, der 10. internationalen Deutschen Unimoto Drag Race Meisterschaft Ende September in Kempten.