Was hat der kleine Ort Gemünda mit gut 500 Einwohnern mit Bad Königshofen zu tun? Das Stichwort heißt Wasser. Denn bis zu dem Stadtteil von Seßlach reichen die Leitungen der Fernwasserversorgung Oberfranken mit Sitz in Kronach. Eben jener FWO, die wohl auserkoren ist, in nicht allzu ferner Zukunft die drei Wasserversorgungsverbände um Bad Königshofen mit dem kostbaren Nass zu beliefern, von dem es in Oberfranken so viel gibt.
Bevor das Vorhaben auch nur einigermaßen in trockenen Tüchern sein kann, müssen grundlegende Dinge geklärt sein. Nicht gerade einfacher macht die Sache, dass die FWO für den Bau der gut 40 Kilometer langen Strecke nach gegenwärtiger Sachlage keine Förderung mehr erhält. Die FWO sei seit dem Jahr 2000 ausdrücklich von der Richtlinie für Zuwendungen von Wasserversorgungen (RZWas) ausgeschlossen, sagt Dr. Heinz Köhler im Telefongespräch mit dieser Redaktion.
Was das alles kostet und wer das bezahlen soll, ist noch nicht geklärt
Köhler steht seit 45 Jahren an der Spitze des Verbandes, den er aus kleinen Anfängen bei der Gründung 1966 zum größten Wasserverorgungsunternehmen des Bezirks Oberfranken entwickelt hat, wie es in einer Pressemitteilung auf der Webside des Verbandes zur abermaligen Wiederwahl Köhlers in diesem Januar heißt. Gut 15 Millionen Kubikmeter Wasser fördert der Verband aktuell im Jahr und versorgt fast 400 000 Menschen mit dem sehr weichen Wasser, darunter Städte wie Bayreuth, Bamberg, Coburg und Hof.
Köhler war auch schon dabei, als Ende der 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts Bad Königshofen schon einmal angeschlossen werden sollte für rund fünf Millionen D-Mark Eigenbeteiligung. Ein "Appel und ein Ei" im Vergleich zu den Kosten, die jetzt fällig werden würden, wenn sich das Vorhaben realisieren lässt. Wie hoch die Kosten genau sein werden, ist noch ungewiss, bisher gibt es nur grobe und allgemeine Schätzungen, die bis zu 35 Millionen Euro reichen. Auch wenn es "nur" 20 Millionen sein sollten - so viel wurde mal über einen Anschluss an Thüringen spekuliert - stellt sich die Frage, wer das bezahlen soll. Der Brocken ist auf alle Fälle so dick, dass allein die Planung eine siebenstellige Summe ausmachen wird, weswegen man erst dann einen Auftrag erteilen will, wenn Klarheit über die Förderung besteht. Die drei Wasserzweckverbände werden jedenfalls nicht in der Lage sein, die Millionen allein zu schultern, wie Thomas Helbling, der Vorsitzende des Verbandes Mitte, schon deutlich gemacht hat.
Versorgungsmöglichkeiten über das Grabfeld hinaus?
Um bei der Klärung der Finanzierung einen Schritt weiterzukommen, waren Heinz Köhler und FWO-Verbandsdirektor Markus Rauh Mitte Januar auch in München mit dabei, als eine Delegation aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld mit Landrat Thomas Habermann das Umweltministerium besuchte. Wenn die FWO, die laut Köhler ja keine Zuschüsse mehr für Investitionen erhält, Wasser ins Grabfeld liefern soll, dann müssen andere Finanzierungsmodelle her. Habermann brachte deswegen auch eine Sonderförderung ins Spiel, die dann greifen könnte, wenn das Projekt die Dimension der Versorgung des Grabfelds sprengen würde, also auch noch andere Gebiete für eine Versorgung dadurch erschlossen würden. Diese Idee gehe auf staatliche Pläne aus 70er-Jahren zurück, als man so Ostunterfranken versorgen wollte,wie Köhler sagt. Auch die FWO habe mittlerweile einen Antrag auf Förderung gestellt. Außerdem handelt es sich beim Grabfeld um das regenärmste Gebiet in Bayern. Entschieden ist in dieser Sache noch nichts.
Weil Königshofen ja schon einmal angeschlossen werden sollte, was dann aber durch Bürgerentscheide verhindert worden ist, liegen bis in den Bereich von Seßlach Rohre mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern, durch die das Wasser ins Grabfeld hätte fließen sollen. Die für eine komplette Versorgung notwendige Menge von über 800 000 Kubikmeter im Jahr könne die FWO leicht aufbringen, erklärte Köhler weiter im Gespräch. Der Verband verfüge über eine Reserve von mindestens fünf Millionen Kubikmeter, die durch weitere Erschließungen noch deutlich erhöht werden könnte.
Der Vorteil gegenüber dem Thüringer Wasserversorger, der das Wasser ausschließlich aus der Talsperre Schönbrunn bezieht, liege darin, dass die FWO sich auf drei Bezugsquellen stütze. Gut 80 Prozent kommen demnach aus der Ködeltalsperre, 15 Prozent aus dem Donau-Lech-Gebiet und fünf Prozent von der Stadt Kulmbach, die Wasser aus dem Fichtelgebirge nutzt.