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Höchheim
Waschbären in Rhön und Grabfeld: Die Tiere entwickeln sich zur Plage - Was man auf keinen Fall tun sollte
Waschbären bedrohen Niederwild und Vogelbrut. Jagdpächter Schmidt sieht sich gezwungen, regulierend einzugreifen, um die Artenvielfalt zu schützen.
Man bekommt ihn nur selten zu sehen, denn der Waschbär ist ein dämmerungs- und nachtaktives Tier. Auch in hiesigen Gefilden hat er sich stark verbreitet und stellt mancherorts mittlerweile eine regelrechte Plage dar.
Foto: Wolfgang Ruck | Man bekommt ihn nur selten zu sehen, denn der Waschbär ist ein dämmerungs- und nachtaktives Tier. Auch in hiesigen Gefilden hat er sich stark verbreitet und stellt mancherorts mittlerweile eine regelrechte Plage dar.
Wolfgang Ruck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:14 Uhr

Seit drei Jahren ist Thomas Schmidt aus dem thüringischen Eicha Pächter des Höchheimer Jagdreviers. Seitdem beobachtet er eine äußerst unliebsame Entwicklung: Der Waschbär ist auf dem Vormarsch. Während Schmidt im ersten Jahr drei Waschbären erlegt hat, wurden heuer schon elf Tiere zur Strecke gebracht.

Schmidt ist mit seinem Höchheimer Revier kein Einzelfall. Überall in der Region beobachten die Jäger eine deutliche Zunahme der Waschbär-Populationen. In einem Gespräch verdeutlicht Thomas Schmidt die Brisanz und die Gefahren dieser Entwicklung.

Meist sind es besorgte Hühnerhalter, die den Jäger alarmieren und von gerissenem Federvieh berichten. Für den Laien steht hier überwiegend der Fuchs "unter dringendem Tatverdacht". Doch wenn sich in der Nähe des Hühnerstalls leer stehende Anwesen befinden, ahnt Thomas Schmidt schon, dass nicht der Fuchs, sondern der Waschbär für den Hühnerdiebstahl verantwortlich ist.

In leerstehenden Gebäuden fühlt sich der Waschbär besonders wohl

Gern quartiert sich der Waschbär in ruhig gelegenen, von Menschen nicht genutzten Gebäuden ein. Die Tiere verschaffen sich meist Zugang über offene Stellen im Dachbereich. Schmidt berichtet, dass durch die Zunahme leer stehender Gehöfte in den Dörfern auch die potenziellen Rückzugsstätten für Waschbären zunehmen. Da es keine natürlichen Feinde gibt, und die Tiere sich sehr gut an ihre Umgebung anpassen können, breiten sich die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Raubtiere immer weiter aus.

Seit drei Jahren ist Thomas Schmidt aus dem thüringischen Eicha Pächter des Höchheimer Jagdreviers. Seitdem beobachtet er eine äußerst unliebsame Entwicklung: Es gibt immer mehr Waschbären. 
Foto: Wolfgang Ruck | Seit drei Jahren ist Thomas Schmidt aus dem thüringischen Eicha Pächter des Höchheimer Jagdreviers. Seitdem beobachtet er eine äußerst unliebsame Entwicklung: Es gibt immer mehr Waschbären. 

Der Waschbär ist ein ausgezeichneter Kletterer

Der Höchheimer Jagdpächter erläutert, dass der Waschbär als Allesfresser gilt. Bei vermehrtem Auftreten habe auch das Niederwild wie Rebhuhn, Schnepfe oder Fasan keine Überlebenschance. Auch vor Waldkauz und Eule macht der Waschbär nicht Halt. Die etwa vier bis fünf Kilogramm schweren zur Gattung der Kleinbären zählenden Tiere seien ausgezeichnete Kletterer.

Dadurch gelangen sie auch an hoch in den Baumwipfel gelegene Brutstätten und können dort die Nester ausräubern. Der Waschbär frisst sowohl die Eier, als auch den frisch geschlüpften Vogelnachwuchs. Schmidt betrachtet es als Aufgabe des Jägers, hier regulierend einzugreifen. "Um andere Tierarten zu schützen, möchte ich den Waschbärbestand möglichst gering halten", so der Jagdpächter.

Bitte des Jagdpächters: Waschbären auf gar keinen Fall füttern

Hinzu komme auch die Tatsache, dass Waschbären gefährliche Krankheiten und Parasiten übertragen. Als Beispiel nennt Schmidt Flöhe, Läuse, Zecken und Tollwut. Über den Kot der Waschbären werde auch der für den Menschen hochgefährliche Spulwurm übertragen. Schmidt warnt eindringlich: "Auf keinen Fall sollte man - bewusst oder unbewusst - den Waschbären füttern!". Letzteres kann geschehen durch nicht entferntes Fallobst, offen stehende Biotonnen oder frei zugängliches Katzenfutter.

Da der Waschbär ein dämmerungs- und nachtaktives Tier ist, bekommt man ihn nur selten zu sehen. Nur die von ihm hinterlassenen Spuren wie aufgeschlitzte Gelbe Säcke, durchwühlte Mülltonnen oder gerissene Hühner sind ein Hinweis auf seine Aktivität.

Hühnerhaltung im Freien ist eine riskante Sache

Schmidt berichtet auch von über Nacht verschwundenen Katzenjungtieren. Ein Anwohner habe ihm sogar von Beobachtungen berichtet, wie sich der Waschbär nachts am Hausgiebel an den leckeren Weintrauben zu schaffen machte.

Mittlerweile könne man durchaus von einer Waschbärplage sprechen. Eine Dorfbewohnerin habe jetzt aufgrund des Waschbären ihre Hühnerhaltung im Freiland aufgegeben.

Wie ist die rechtliche Lage?

Thomas Schmidt erläutert auch die rechtliche Situation. "Wir Jäger dürfen im Ortsbereich nicht schießen!". Um sich im bebauten Bereich vor den unerwünschten Hühnerdieben zu schützen, werden dort bei Bedarf sogenannte Lebendfallen aufgestellt.

Auch gebe es eine Schonzeit für Waschbären. So dürfen, während der Nachwuchs groß gezogen wird, die Elterntiere nicht geschossen werden. Jetzt, in den Wintermonaten, sei der Abschuss erlaubt. Anwohner, die Spuren und Hinterlassenschaften des Waschbären entdecken, sollten auf jeden Fall den örtlichen Jäger benachrichtigen.

Auch wenn die Tiere von der Optik her einen possierlichen Eindruck vermitteln – sie bringen bei verstärktem Auftreten das Gleichgewicht der natürlichen heimischen Tierwelt durcheinander, sagt der Jäger.

Selbstbedienungsladen im Höchheimer Wald

Selbst im Höchheimer Wald hat der Waschbär seit kurzem eine Art "Selbstbedienungsladen" für sich entdeckt. Jagdpächter Schmidt hat dort eine Futterstelle für die Waldtiere eingerichtet. Eigentlich war das Futter mehr für die Wildschweine gedacht. Doch neuerdings sind auch dort Waschbären zu beobachten.

 
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  • Peter Koch
    Der gewöhnliche Bürger soll Waschbären nicht füttern, der Jagdpächter Schmidt aber tut es. Eine gute Nachricht gibt es, der Wolf ist da und der nagt auch an Waschbären. Das freut Vögel und Obstbauern und ärgert Schafzüchter.
    Übrigens sollte man den Deckel der Biotonne sichern, mir wurde sie mal durchsucht weil die Knochen der Weihnachtsgans verführerisch rochen. Der geschlossene Deckel störte die Waschbären nicht.
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  • Andreas Gerner
    Sie dürfen wohl davon ausgehen, dass sich der Jagdpächter da selbst drum kümmert und besagte Waschbären erlegt.

    -

    Die Vögel können deswegen nicht aufatmen.
    In mindestens gleichem Maß, wie der Wolf mal einen Wachbären erwischt, frisst er (Opportunist)selbst auch Wiesenweihe, Sumpfschnepfe, Auerhahn und Co.

    Die bedrohten Vogelarten sehen sich also einer Vielzahl an Räubern ausgesetzt.
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