
Ab Wüstensachsen war das Wasser der Ulster in diesem Sommer zwischenzeitlich richtig gehend verschmutzt, berichtete unlängst die Fuldaer Zeitung aus einer Sitzung der Ehrenberger Gemeindevertretung. Letztendlich waren Fledermäuse die Ursache für diese Verschmutzung.
Stefan Zaenker kümmert sich ehrenamtlich im Biosphärenreservat Rhön um den Schutz der Quellen und der Fledermäuse. Der Fuldaer wusste, dass ein spezieller Stollen an einer ehemaligen Braunkohlemine, gut als Winterquartier für Fledermäuse taugen könnte. Auf sein Betreiben hin hatten auch die Naturschutzbehörden im Landratsamt Fulda sowie in Bad Neustadt der Öffnung des Stollens zugestimmt. In Hessen sei der Stollen im vergangenen Jahr und auf Rhön-Grabfelder Gebiet erst unlängst geöffnet worden.

Bei dieser Öffnung sei Wasser, das sich im Stollen gestaut habe, in größerer Menge ausgetreten und in das Flüsschen Ulster gelangt. Das sei alles mit dem Biosphärenreservat und der Unteren Naturschutzbehörde in Rhön-Grabfeld abgesprochen gewesen, zitiert die Fuldaer Zeitung den Ehrenberger Bürgermeister Peter Kirchner. Einige Tage sei das Ulster-Wasser getrübt gewesen, für die Umwelt habe aber keine Gefahr bestanden, so Kirchner.
Zu wenig Quartiere in der Rhön
Laut Fledermaus-Experte Stefan Zaenker gebe es in der Rhön viel zu wenig Quartiere für diese Tiere. Bei seiner Suche nach frostfreien Überwinterungsmöglichkeiten sei er auch auf diesen Braunkohlestollen gestoßen. "Dass er geeignet ist, hatte ich im Winter festgestellt, als ich eine seltene Bechsteinfledermaus dort entdeckt habe", sagte er. Nachdem nun die beiden Stollen-Ausgänge freigelegt und mit einem Fledermausgitter versehen sind, wartet er, wie die neue Behausung von den Tieren angenommen wird im Winter. Den genauen Standort will er - wie gewohnt - geheimhalten, um die Tiere zu schützen.
Als der Milseburgtunnel vor 15 Jahren als Winterquartier eingerichtet wurde, haben er und seine Kollegen beispielsweise acht Fledermäuse in einer Nacht gezählt. "Bei der letzten Zählung waren es dann schon 170", freut sich Zaenker.
Der Fuldaer ist Vorsitzender des Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung Hessen und beschäftigt sich seit 1983 mit der Zoologie „unter Tage“. Als Referent für Biospeläologie im Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher koordiniere er nicht nur die faunistische Erforschung der deutschen Höhlen, sondern engagiere sich zudem seit vielen Jahren im Fledermausschutz und erforsche die Grundwasser- und Quellenfauna, heißt es in einer Pressemitteilung des Biosphärenreservats. Zaenker ist Autor zahlreicher Fachpublikationen. Er arbeitet als Sachbearbeiter beim Finanzamt Fulda, sei aber seit September 2019 aufgrund seiner Fachkenntnis zusätzlich an die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel abgeordnet.
Neuer Naturführer zu den Höhlentieren
Über zwei Jahre hatte er zuletzt mit Alexander Weigand vom Nationalmuseum für Naturgeschichte in Luxemburg und dem Naturfotograf Klaus Bogon aus Sontra/Thüringen an einem neuen Naturführer über Deutschlands Höhlentiere gearbeitet. Sie haben in diesem Buch umfangreiche Details zu den 748 bekannten deutschen Höhlentierarten, aussagekräftige Steckbriefe und beeindruckende Tier-aufnahmen „für jedermann verständlich aufbereitet“, erklärt Zaenker. Das Buch ist im Juni auf den Markt gekommen.
In die Recherchen sind zahlreiche Forschungsergebnisse aus dem Biosphärenreservat Rhön eingeflossen. Dazu zählen auch die jährlichen Fledermaus-Winterkontrollen, die Zaenker im Landkreis Fulda seit langem koordiniert.
„Die Höhlentiere Deutschlands. Finden – Erkennen – Bestimmen“ Naturführer von Stefan Zaenker, Alexander Weigand und Klaus Bogon, 29,99 Euro.