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Bad Königshofen
Was bringt Menschen das 49-Euro-Ticket? Ernüchternde Einblicke in die Schwächen des ÖPNV im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Umfrage in Bad Königshofen: "Würden sie das 49-Euro-Ticket kaufen und nutzen, wenn es eingeführt wird?" brachte überraschende Einsichten.
Was bringt Ihnen ein 49-Euro-Ticket? Wir fragten (von links) Felix Döring, André Haag, Dietmar Hepp, Ursula Barthelmes, Bianca Just und Mara Israelyan.
Foto: Regina Vossenkaul | Was bringt Ihnen ein 49-Euro-Ticket? Wir fragten (von links) Felix Döring, André Haag, Dietmar Hepp, Ursula Barthelmes, Bianca Just und Mara Israelyan.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:53 Uhr

Die bundesweite Flatrate-Fahrkarte für 49 Euro pro Monat wird immer wahrscheinlicher, ab Januar 2023 soll der Nachfolger des 9-Euro-Tickets erhältlich sein, wenn letzte Fragen geklärt sind. In einer Zufallsumfrage zum Thema "Würden sie das 49-Euro-Ticket kaufen und nutzen, wenn es eingeführt wird?" waren sich alle Befragten einig: Die Stadtbevölkerung profitiert davon mehr als die Landbevölkerung, außerdem muss der ÖPNV verbessert werden, wenn die Menschen vom Auto auf klimafreundlichere öffentliche Verkehrsmittel umsteigen sollen.

André Haag: In der Großstadt braucht man kein Auto, wir sind darauf angewiesen

André Haag
Foto: Regina Vossenkaul | André Haag

Für André Haag aus Saal würde sich der Kauf nicht lohnen. "Wenn nur drei Busse täglich über die Dörfer fahren, ist es schon schwer, ohne eigenes Auto zur nächsten Bahnstation zu kommen. Das Ticket ist mehr für die Stadtmenschen gedacht, wir auf dem Land können es kaum nutzen. In der Großstadt braucht man kein Auto, wir sind darauf angewiesen. Wenn schon mal ein Bus fährt, dann oft zu Zeiten, die man nicht braucht. Das Ticket lohnt sich vielleicht für Schüler und Studenten ohne eigenes Auto."

Mara Israelyan: "Wenn ich jemand wäre, der viel hin- und herfährt, würde ich das auf jeden Fall nutzen."

Mara Israelyan
Foto: Regina Vossenkaul | Mara Israelyan

Mara Israelyan aus Bad Königshofen hält 49 Euro für den perfekten Preis für das Allroundticket. "Wenn ich jemand wäre, der viel hin- und herfährt, würde ich das auf jeden Fall nutzen. Man muss sich ausrechnen, wie oft und für welche Fahrkosten man unterwegs sein will und es genau abwägen. Meine Tochter fährt jedes zweite Wochenende mit ihrer Freundin nach Schweinfurt, das kostet schon gemeinsam 34 Euro Fahrgeld über das Bayernticket für einen Tag. Grundsätzlich finde ich das 49-Euro-Ticket gut, das ist für Pendler oder unsere Musikschüler, die mal nach Hause fahren, eine finanzielle Erleichterung."

Bianca Just: "Grundsätzlich finde ich das Ticket gut, vielleicht kann ich es einmal nutzen, wenn die Kinder größer sind."

Bianca Just
Foto: Regina Vossenkaul | Bianca Just

Bianca Just aus Ostheim v. d. Rhön hält Bahnfahrten mit zwei kleinen Kindern und Gepäck für illusorisch. "Wenn ich allein wäre, könnte ich das Ticket nutzen, aber jetzt ist das nicht möglich. Das Gepäck mit dem Paketdienst vorher abschicken, bedeutet zusätzliche Kosten. Meine Schwester wohnt in München und besitzt kein Auto, sie hat eine Monatskarte – ich weiß nicht, was preiswerter wäre. Grundsätzlich finde ich das Ticket gut, vielleicht kann ich es einmal nutzen, wenn die Kinder größer sind."

Felix Döring: "Ich wäre für ein 29-Euro-Ticket im eigenen Bundesland und für 69 Euro bundesweit."

Felix Döring
Foto: Regina Vossenkaul | Felix Döring

Felix Döring aus Dresden, gerade zu Besuch im Grabfeld, würde sich genau ausrechnen, ob er mit dem Ticket Geld spart. "Wenn ich viel unterwegs bin, würde sich das lohnen. Zu Hause mache ich viele Wege zu Fuß, Dresden ist ja nicht so groß. Das 9-Euro-Ticket habe ich genutzt. Ich wäre für ein 29-Euro-Ticket im eigenen Bundesland und für 69 Euro bundesweit. Grundsätzlich ist das Ticket eine vereinfachende Sache, denn es gibt so viele Tarifgebiete. Die Einführung wäre gut zu handhaben, leicht verständlich und bürgernah."

Ursula Barthelmes: "Insgesamt finde ich Bahnfahren schon gemütlich. Man lernt auch immer wieder neue Leute kennen, wenn sie nicht dauernd auf ihr Handy gucken."

Ursula Barthelmes
Foto: Regina Vossenkaul | Ursula Barthelmes

Ursula Barthelmes aus Großbardorf würde das Ticket nicht nutzen, weil die hiesige Infrastruktur nicht darauf ausgerichtet ist. "Man muss erst mal ohne Auto zum nächsten Bahnhof kommen. Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man eine Fahrkarte für Bus, Bahn und Straßenbahn nutzen kann. Ein Ticket für alles ist schon benutzerfreundlich. Ich habe das ausprobiert und bin mit dem 9-Euro-Ticket einmal nach Darmstadt gefahren, das war eine besondere Erfahrung – drei Stunden mit dem Regionalzug. Insgesamt finde ich Bahnfahren schon gemütlich. Man lernt auch immer wieder neue Leute kennen, wenn sie nicht dauernd auf ihr Handy gucken."

Dietmar Hepp: "Beruflich brächte es mir gar nichts, weil zu der Zeit, zu der ich zur Arbeit muss, morgens um fünf Uhr, noch kein Bus fährt."

Dietmar Hepp
Foto: Regina Vossenkaul | Dietmar Hepp

Für Dietmar Hepp aus Sulzfeld bringt das 49-Euro-Ticket keine Vorteile. "Beruflich brächte es mir gar nichts, weil zu der Zeit, zu der ich zur Arbeit muss, morgens um fünf Uhr, noch kein Bus fährt. Ich muss nach Bad Neustadt und müsste deshalb erst nach Bad Königshofen fahren und dort umsteigen, das war schon zu Berufsschulzeiten stressig. In meiner Freizeit könnte ich das Ticket nutzen, aber ich kenne mich mit den Bahnverbindungen nicht aus. Außerdem hört man dauernd von überfüllten Zügen und Verspätungen. Bekannte von mir wohnen in Aschaffenburg, die könnten das Ticket gut nutzen. In der Stadt motiviert es sicher, das eigene Auto mal stehen zu lassen."

 
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Kommentare
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  • T. W.
    Wie es einer der Befragten schon benannt hat, so sehe ich es auch. In der Stadt prima, auf dem Land für'n Ar....!!!
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  • M. S.
    Ich bin selbst Busfahrer und finde auch nicht Alles in Ordnung wie es so läuft. Aber ich möchte zu der Behauptung von Andre Haag aus Saal sagen, dass durch Saal nicht drei Busse am Tag fahren sondern 14 in Richtung KÖN und genau so viele Richtung NES. Und da ist der Coburger von Gersfeld nach Coburg noch gar nicht mitgezählt. Dieser Bus fährt aber bestimmt auch noch geschätzt achtmal. Aber so erlebe ich das ständig, vor allem in den sozialen Medien. Hauptsache was daher babbeln ohne irgendwelche Belege und ich glaube es dann und stimme auch noch zu dass Alles "Scheisse" ist.
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  • H. E.
    Letztendlich geht es um die Kosten! Die Kosten des Tickets sind die eine Seite, die Kosten der Verkehrsinfrastruktur und der Bereitstellung der Verkehrsmittel die andere.
    Was nützt das Ticket auf dem Land - und auch WÜ? Nix! Die Kreise und Städte wären ruckzuck pleite wenn sie die Kosten für die Bereitstellung selbst tragen müssten um einen Takt wie in einer Großstadt bereitzustellen.
    Daher ist es vermessen, das sich auf dem Land so vorzustellen wie in einer Stadt wird niemals funktionieren und funktionieren können!

    Von daher ist das Ticket für alle Menschen nix! Die Städter werden profitieren und das Land runter fallen!
    Wie halt so oft bei dieser Bundesregierung....
    Da sitzen die Tage und Nächtelang zusammen und rausgekommen ist praktisch nichts für Alle!
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  • R. G.
    Wenn man gelegentlich mal innerhalb der Region und fast ausschließlich zu zweit unterwegs ist, lohnt sich das Ticket nicht. Da sind die Länder- und Verbundtickets günstiger. Eine Erweiterung der Quer-durchs-Land-Tickets auf die städtischen Verkehre wäre ein deutlicher Vorteil.
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  • W. S.
    Mehr Fahrten gehen nur wenn es mehr selbstfahrende Busse gibt - denn es fehlen ja jetzt schon viele Busfahrer. Wo soll dass Personal dafür herkommen. Mehr Personal - mehr Kosten. Da kommt man mit dem 50 Euro Ticket nicht hin.
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  • H. B.
    Tatsächlich ist im ländlichen Raum oft die Anbindung und Taktung des ÖPNV das Problem. Wenn ich nur dreimal am Tag zu nicht brauchbaren Zeiten wegkomme (wobei zumindest zwei Zeiten mit Schülern aus und von SW gut aufgefüllt sind), nutzt mir das 49-Euro-Ticket überhaupt nichts. Mein Appell an die Verantwortlichen: Ausbau des ÖPNV - wenn ich Autos von der Straße bekommen will! Nur so bekomme ich auf dem Land Mitmenschen zum Wechseln.
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  • R. B.
    Für mich ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass ein Großteil der hier befragten Menschen das Ticket nicht als Alternative zum Auto betrachtet. Um das Ticket nutzen zu können, muss der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Bereich in der Art ausgebaut sein, dass man das Ticket überhaupt nutzen kann; und dies ist in sehr vielen ländlichen Gegenden nicht gegeben. Würzburg beispielsweise hat es in den vergangenen 40 Jahren nicht geschafft, ein umfassendes Park and Ride-System um Würzburg herum zu installieren. was nutzt ein günstiges Ticket, wenn die Voraussetzungen dafür fehlen.
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  • J. G.
    Das stimmt, man müsste genug Parkplätze rund um Würzburg anbieten, von wo aus auf den ÖPNV umgestiegen werden kann. Wir haben zwar eine gute Busverbindung bei uns auf dem Würzburger Land, aber für 49 Euro steigen wohl nicht so viele um, wenn sie nur hier unterwegs sein wollen und nicht bundesweit.
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