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Bad Königshofen
Warum das Forstamt Bad Königshofen keine Bestellungen mehr für Brennholz annimmt
Der langjährige Revierförster Herbert Geßner geht in den Ruhestand. Borkenkäfer frisst sich durch die Fichtenbestände.
Herbert Geßner (links) im Gespräch mit Jürgen Hahn. Das Foto entstand im März 2023 im Wald von Eyershausen. Ein halbes Jahr später gibt es wegen des Borkenkäferbefalls gar keine Fichten mehr. 
Foto: Michael Petzold | Herbert Geßner (links) im Gespräch mit Jürgen Hahn. Das Foto entstand im März 2023 im Wald von Eyershausen. Ein halbes Jahr später gibt es wegen des Borkenkäferbefalls gar keine Fichten mehr. 
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:48 Uhr

Ab 2024 nimmt das städtische Forstamt keine Bestellungen mehr für Brennholz entgegen. Stattdessen wird es einen Versteigerungstermin geben, für den zwar nur noch Bürger der Stadt und der Stadtteile zugelassen sind, aber möglicherweise nicht jeder zum Zuge kommt. Zudem wird das gespaltene und aufgesetzte Hartholz auf 100 Ster begrenzt. Die grundlegende Änderung beschloss der Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft in seiner jüngsten Sitzung.  

Forstamt wurde von Anfragen nach Brennholz überrollt

In diesem Jahr war das städtische Forstamt aufgrund der allgemein rasant gestiegenen Brennstoffpreise von Anfragen geradezu überrollt worden, erklärte Stadtförster Herbert Geßner die Situation. Weil man wie immer bemüht war, möglichst jedem gerecht zu werden, seien die Waldarbeiter über Wochen in der Hauptsache mit der Bereitstellung des Brennholzes beschäftigt gewesen, obwohl sie wegen des aktuell laufenden Waldumbaus dringend bei anderen Arbeiten gebraucht werden. Wie groß der Andrang war, der nur teilweise berücksichtigt werden konnte, zeigt auch das Brennholz-Verkaufsergebnis, das mit gut 101.000 Euro einen Rekord darstellt. 

Abgabepreis für Hartholz für die Hälfte der Gestehungskosten 

Weil günstige Helfer nicht mehr zur Verfügung stehen, komme die Aufarbeitung von Brennholz ungemein teuer. Die Kosten für die Waldarbeiter, die 429,5 Stunden im Einsatz waren, der Schleppereinsatz, die Aufarbeitung und die mit einem Stundensatz von nur je fünf Euro sehr niedrig angesetzten Vergütungen für Verwaltung und den Förster ergaben bei einer Nachkalkulation am Ende 27.519,90 Euro Gestehungskosten für die zur Verfügung gestellten 203 Raummeter. Das macht  135,23 Euro pro Raummeter Hartholz, wobei darin weder ein Gewinn noch die Kosten enthalten sind, die anfallen, um das Holz fertig für den Verbrauch anzubieten. Abgegeben wurde der Raummeter für 72 Euro.       

Bürgermeister Thomas Helbling  (links) verabschiedete den langjährigen Stadtförster Herbert Geßner. Rechts, Forstdirektor Jürgen Hahn.
Foto: Michael Petzold | Bürgermeister Thomas Helbling  (links) verabschiedete den langjährigen Stadtförster Herbert Geßner. Rechts, Forstdirektor Jürgen Hahn.

Der Brennholzverkauf soll vorläufig noch beibehalten werden

"Aus betriebswirtschaftlichen Gründen müssten wir sofort mit der Brennholzproduktion aufhören", sagte Forstdirektor Jürgen Hahn. Aus sozialen Gründen wolle man den Verkauf vorläufig noch beibehalten. Früher oder später werden sich Kunden an einen der privaten Holzhändler in der Gegend halten müssen. Zunächst einmal aber sollen noch maximal 100 Ster gespaltenes Hartholz unter den Hammer kommen, wobei der Aufrufpreis ein kostendeckendes Niveau haben soll.

Es geht in erster Linie um die Versorgung der heimischen Bevölkerung

Die Lose für Hartholz in der Langversion sollen nach Verfügbarkeit in Polter am Forstweg angeboten werden, größere Mengen sind beim langen Weichholz zu erwarten. Für alle Lose gibt es einen gemeinsamen Versteigerungstermin, der vorher bekannt gegeben wird. "Uns geht es in erster Linie um die Versorgung der Bevölkerung der Stadt", sagt Geßner und bittet um Verständnis, dass von außerhalb keine Bieter zugelassen sind.     

Die Borkenkäfer haben sich im Sommer explosionsartig vermehrt

Jede Menge Weichholz gibt es, weil sich der Borkenkäfer trotz der zumindest zeitweise feuchten Witterung im Sommer explosionsartig vermehrt hat, wie Forstdirektor Hahn erklärte. In Eyershausen gebe es keine Fichte mehr, ebenso wie in Großbardorf, nur noch Reste seien in Sulzfeld vorhanden. Auch am Sambachshof sieht es nicht viel besser aus.  "Die Fichte hat keine Chance mehr", betonte Hahn. Rund 7663 Festmeter Holz sind heuer - meist mit dem Harvester - gefällt worden, davon sind 6370 Festmeter Käferholz, was einen Anteil von 83 Prozent ausmacht, präzisierte Geßner, der davon ausgeht, dass es am Ende des Jahres rund 10.000 Festmeter sein werden.         

Bürgermeister Helbling lobt das große Engagement von Förster Herbert Geßner

Für Herbert Geßner, der seit 2004 den Stadtwald als Förster betreut hat, sind die Tage des Berufslebens gezählt. Am 1. Oktober geht er in den Ruhestand. Bürgermeister Thomas Helbling bedankte sich für die jahrelange gute Zusammenarbeit und hob das große Engagement des Försters  hervor. "Ich bin vom ersten Tag an mit offenen Armen aufgenommen worden", betonte Geßner und bescheinigte dem Ausschuss, dass der Profit nicht an erster Stelle gestanden habe und ihm immer der Rücken frei gehalten wurde. Ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin steht zwar schon fest, erklärte Hahn, der Name könne aber noch nicht bekannt gegeben werden.    

 
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