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Reyersbach
Waldumbau als Folge des Klimawandels
Forstdirektor Hubert Türich (links) zusammen mit Revierförster Andreas Henig (Mitte) bei der Übergabe der Waldpflegepläne an die Privatwaldeigentümer.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Forstdirektor Hubert Türich (links) zusammen mit Revierförster Andreas Henig (Mitte) bei der Übergabe der Waldpflegepläne an die Privatwaldeigentümer.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 09.12.2024 02:32 Uhr

"Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund." Im Dezember 2020, also vor vier Jahren, trat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit dieser alarmierenden Feststellung an die Öffentlichkeit. Und auch 2024 befindet sich unser Wald, der immerhin fast ein Drittel Deutschlands bedeckt, tief im roten Bereich. Stürme, Schädlinge, wie der Borkenkäfer, und die Erderwärmung setzen ihm arg zu. Waldumbau ist das Zauberwort, um den Forst auch künftig als wertvolles und komplexes Ökosystem zu erhalten. Und dabei ist nicht nur der Staat gefordert, sondern auch jeder einzelne Privatwaldbesitzer. Wie es nun um meinen Privatwald bestellt ist, was ich machen kann, damit er überlebt und auch für unsere Kinder, Enkel und Urenkel noch als wichtiger Kohlendioxidspeicher und Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Tier fungieren kann, dafür wurde nun zahlreichen Waldeigentümern in Reyersbach ein sogenannter "Waldpflegeplan" an die Hand gegeben.

Erwartungsvoll waren sie im dortigen "Mauritiushaus" zusammengekommen, um aus der Hand von Forstdirektor Hubert Türich vom Bad Neustädter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten diesen ganz persönlich auf jeden der beteiligten Waldeigentümer zugeschnittenen "Waldpflegeplan" in Form eines dicken Ordners entgegenzunehmen. Der Forstfachmann wies eingangs darauf hin, dass die Initiative Zukunftswald Bayern (IZW) die bayerischen Waldeigentümer beim notwendigen Waldumbau in Folge des Klimawandels mit dem Ziel unterstützt, "auf ganzer Fläche in Bayern zukunftsfähige, klimastabile Wälder zu schaffen". Schwierig ist es allerdings dort, wo, wie häufig in Unterfranken, wegen der fränkischen Realteilung oft winzige, sogenannte "Handtuchgrundstücke" anzutreffen sind, die eine Bewirtschaftung daher unmöglich machen.

Kleinteilige Besitzstände erschweren die Waldpflege

Waldbereinigungsverfahren verbessern aktuell die Situation. Schon vor Jahren wurde ein solches Verfahren in Reyersbach durchgeführt, als aus vormals 479 Besitzständen mit durchschnittlich 1700 Quadratmetern 144 Besitzstände mit durchschnittlich 8500 Quadratmetern wurden. Damit war die Grundlage geschaffen, um den nötigen Waldumbau auch sinnvoll in Angriff zu nehmen. Im November 2021 wurden die Privatwaldbesitzer – im Landkreis Rhön-Grabfeld sind 31 Prozent der Waldfläche in Privatbesitz – im Bereinigungsgebiet erstmals über das Projekt "Waldpflegeplan" informiert.

Eine Reihe dicker Aktenordner mit den individuellen Waldpflegeplänen wartete auf die Übergabe an die Privatwaldeigentümer. Forstsachverständiger Rupert Wolf erläuterte das Werk. Links Bastheims Bürgermeister Tobias Seufert.
Foto: Klaus-Dieter | Eine Reihe dicker Aktenordner mit den individuellen Waldpflegeplänen wartete auf die Übergabe an die Privatwaldeigentümer. Forstsachverständiger Rupert Wolf erläuterte das Werk.

"Wir wollen den Plan niemandem überstülpen, sondern setzen auf Freiwilligkeit", so Hubert Türich. Mehr als 60 Waldeigentümer beteiligten sich an dem Vorhaben, das vom Forstsachverständigen Rupert Wolf umgesetzt wurde. Bei der Übergabe schilderte er seine Vorgehensweise und die einzelnen Schritte bis zur Verwirklichung des Plans. Der individuelle "Waldpflegeplan" enthält neben einem Lageplan, Informationen "ohne Fachchinesisch" zum Waldbestand, dem Boden, Baumarteignungen, Ansprechpartnern und Maßnahmenvorschlägen wichtige Angaben für den Waldeigentümer, um die künftige Ausrichtung seines Waldes einleiten zu können.

Die Kosten für die Planung hat der Freistaat Bayern getragen, erwähnte Forstdirektor Türich und empfahl allen, die Unterlagen zu nutzen und auch die kostenlose fachliche Beratung durch den zuständigen Revierleiter Andreas Henig in Anspruch zu nehmen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, gegen den Klimawandel widerstandsfähige Wälder zu schaffen und dadurch den Reyersbacher Wald fit für die Zukunft zu machen", betonte er, wobei er aber auch darauf hinwies, dass die Entscheidung letztlich allein der Waldeigentümer treffe. In dieselbe Kerbe schlug auch Bürgermeister Tobias Seufert, der den Forstfachleuten für ihr Engagement dankte und sich überzeugt zeigte, dass man gemeinsam "unseren Wald klimaresilient" machen kann.

 
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