Wenn an diesem Mittwoch Millionen von Fußballfans vor dem Fernseher sitzen und sich das Finale der Europa League zwischen Eintracht Frankfurt und den Glasgow Rangers ansehen, wird Andreas Schlagmüller gewiss mitfiebern.
Nicht zuletzt nach der Berichterstattung dieser Redaktion hat sich herumgesprochen, dass der Kämmerer der Stadt Bad Neustadt ein glühender Anhänger der Eintracht ist. Nach dem Einzug ins Finale und einer "Wette" mit Bürgermeister Michael Werner trug Schlagmüller ein Frankfurt-Trikot unter dem Sakko und kam so ins Rathaus.
Wann begann bei Andreas Schlagmüller die Liebe für Eintracht Frankfurt?
Dass der Kämmerer kein Erfolgsfan ist, zeigt sich schnell im Gespräch mit dieser Redaktion. Bei den Erinnerungen an die glorreichen Erfolge von Eintracht Frankfurt in den 1970er Jahren kommt Andreas Schlagmüller ins Schwärmen.
Das war genau die Zeit, in der seine Liebe zum Verein begann. "Die habe ich von meinem Vater übernommen", sagt Schlagmüller stolz. Mit acht oder neun Jahren war er das erste Mal bei einem Spiel der Eintracht gegen Borussia Mönchengladbach im Stadion und erlebte fortan erfolgreiche Zeiten mit Klublegenden wie Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Bernd Nickel oder "Charly" Körbel hautnah mit.
Als Frankfurt gegen Nürnberg hauchdünn den Abstieg verhinderte
Aber auch an die schweren Zeiten nach dem finanziellen und sportlichen Absturz mit Jahren in der 2. Liga erinnert sich Andreas Schlagmüller. "Das macht man halt auch mit", erklärt er nüchtern. Das gilt auch für das Jahr 2016, als Eintracht Frankfurt in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg hauchdünn den Abstieg in die 2. Liga verhinderte.
Diese Zeit ist dem Kämmerer auch wegen seines früheren Kassenleiters – ein großer Fan des FCN – präsent. Aufgrund des mäßigen Spielniveaus war beiden klar, dass der Gewinner der Relegation dann ein Jahr später wird absteigen müssen.
Es kam aus Sicht von Frankfurt anders, was Andreas Schlagmüller am damaligen Trainer Niko Kovac festmacht. "Das hat keiner geglaubt, dass so ein Teamspirit entstehen kann." Es folgte der für ihn heute noch legendäre Pokalsieg 2018 gegen den FC Bayern. "Dass ein so kleiner Verein mal die mächtigen Bayern schlägt", schwärmt Schlagmüller noch heute.
Warum Eintracht Frankfurt deutschlandweit viele Fans gewonnen hat
Auch nach dem Abschied von Kovac konnte seiner Ansicht nach unter den neuen Trainern der Teamspirit in den Europapokal übertragen werden. Das ist für den Kämmerer der Grund, warum Frankfurt nicht erst seit dieser Saison so viele neue Fans bekommen hat, wenn donnerstags international das Flutlicht angeht.
Das dürfte auch am sensationellen Weiterkommen in dieser Europapokal-Saison gegen Barcelona gelegen haben. "Dass wir mal jemals ein Pflichtspiel gegen den ruhmreichen FC Barcelona bestreiten dürfen", war für Schlagmüller alleine schon ein Highlight. Denn an ein Weiterkommen gegen den turmhohen Favoriten glaubte im Vorfeld keiner. Er hätte sich insgeheim einen leichteren Gegner gewünscht.
Die "weiße Wand" mit rund 30.000 Fans von Eintracht Frankfurt in Barcelona und dazu ein "paralysiertes Barcelona" – Bilder, die der Frankfurt-Fan wohl sein Leben lang nicht vergessen wird.
Wie ist der Ausblick von Andreas Schlagmüller auf das Finale?
Getoppt werden kann dies wohl nur, wenn Frankfurt nun auch die Glasgow Rangers schlägt und somit den ersten europäischen Titel seit über 40 Jahren einfährt. "Ich schätze die Chancen auf 50:50", blickt Schlagmüller auf das Finale voraus. Glasgow sei zweikampf- und laufstark und verfüge über ähnliche Attribute wie die Eintracht. "Dann entscheidet Tagesform oder das Glück."
Bislang hat sich der städtische Kämmerer die Spiele alleine vor dem heimischen Fernseher angesehen. "Nun überlege ich, vielleicht mit Gleichgesinnten zu gucken", so Schlagmüller, wenngleich ihm größere Public-Viewing-Veranstaltungen in Bad Neustadt nicht bekannt sind.
Das Trikot von Eintracht Frankfurt liegt erneut bereit
Bekannt ist ihm auch noch kein neuerliches "Rathaus-Abkommen", was das Outfit für die Arbeit nach dem Spiel angeht. "Da braucht es aber auch keine Absprachen. Das wäre selbstverständlich, dann so seine Freude zum Ausdruck zu bringen." Vorsorglich legt Andreas Schlagmüller das Trikot schon einmal bereit. "Wenn dann keine ganz wichtigen Termine anstehen", schränkt er ein.