
Eine warme, freundliche Atmosphäre, fröhliches Lachen und reger Austausch – die Stimmung des kleinen Stehempfanges im Außengelände der Bischofsheimer Außenstelle des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), landläufig als die Hauswirtschaftsschule bekannt, gab eine Einstimmung auf den anschließenden Festakt.
Der Grund ist das 75-jährige Bestehen der Schule, die seit ihrer Gründung 1950 aus Bischofsheim nicht mehr wegzudenken ist. Generationen junger Frauen – und später auch Männer – haben sich hier das Wissen der „Ländlichen Hauswirtschaft“ angeeignet.
Oliver Kröner, Leiter des AELF in Bad Neustadt, freute sich, viele Gäste begrüßen zu dürfen. Bürgermeister aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen gehörten dazu, Kreis- und Bezirksbäuerinen, ehemalige und aktuelle Lehrkräfte und Studierende. Anwesend waren auch die beiden ehemaligen Schulleiterinnen Elisabeth Freund und Doris Hartan-Khan.

Geschichte eines Frauenbildes
Landrat und Schirmherr Thomas Habermann bezeichnete die Hauswirtschaftsschule als eines der schönsten Häuser im Eigentum des Landkreises. Die 75-jährige Geschichte der Schule sei für ihn auch eine Geschichte des Frauenbildes, des Familienbildes und der Entwicklung der Landwirtschaft in Rhön-Grabfeld.
Man habe mit der Schulgründung auf Qualität gesetzt und damit die Ausbildung der Frauen gefördert, die mit Kindern, Haus und Hof eine Mehrfachbelastung zu tragen hätten. Er freue sich, dass die vor circa 20 Jahren drohende Schulschließung abgewendet werden konnte. Er wünschte der Schule eine gute Zukunft, die dem Spar-Drang trotze.
Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert bekräftigte in seinem Grußwort den Wert der Schule für Bischofsheim und die ganze Region. Seit Kindesbeinen kenne er die Schule, die von vielen jungen Frauen besucht wurde, und die Tage der offenen Tür seien schon immer ein Fest gewesen.
Hauswirtschaft ist noch immer unterbewertet
Bezirksbäuerin Maria Hoßmann aus Eußenheim (Landkreis Main-Spessart) betonte, Hauswirtschaft werde immer noch unterbewertet, doch der Stellenwert wird wachsen. Die Aktualität der Ausbildung berge Karrierechancen.
Kreisbäuerin Margit Ziegler aus Merkershausen hat selbst die Bischofsheimer Schule absolviert und lobte die große Qualität der Ausbildung. "Es ist nie zu spät, geht an die Schule und nutzt eure Chancen!"
Die heutige Schulleiterin Christina Weber-Hoch, einst ebenfalls Absolventin des Hauses, berichtete über die Entwicklung der Schule im Laufe ihres Bestehens. Die erste Schulleiterin Paula Rotkopf hatte Maßstäbe gesetzt. Sie soll den Umbau vom Wohnhaus und Sommersitz der Schweinfurter Industriellenfamilie Fichtel in nur sieben Wochen gestemmt haben. Von 47 Schulen in Bayern ist die Bischofsheimer Einrichtung eine von zwei unterfränkischen.
Die Geschichte der Hauswirtschaftsschule
In den 1960er Jahren wurde ein Internatsgebäude angebaut, in den 1970ern die Lehrküche, in den 1980ern ein Lehrgebäude, später erfolgte der Rückbau der Lehrküche und die Integration ins Haupthaus. Mit vielen Fotos gab Weber-Hoch Einblicke in den Wandel, von Holzherden und Wasserboilern zu Elektroherd, Küchenmaschine und Warmwasser aus der Leitung. Früher putzte man auf Knien, heute gibt es Unterstützung durch rückenschonende Hilfsmittel.
Männer besuchten damals die Landwirtschaftsschule, junge Frauen konnten ab 1950 die Hauswirtschaftsschule besuchen, bedingt durch die Arbeit in der Landwirtschaft gab es nur Winterkurse. Ab 1977 gab es eine dreisemestrige Ausbildung und seit 1993 den einsemestrigen Studiengang in Teilzeit, der sich über anderthalb Jahre erstreckt. Nach erfolgreich abgelegter Prüfung dürfen sich die Absolventen Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung nennen.
Horst Dietz aus Nordheim war der erste Mann
Bis heute, hat Weber-Hoch ermittelt, haben 1300 Studierende hier gelernt, davon elf Männer. Einst kamen nur junge Frauen, heute sind die Studierenden zwischen 25 und 65 Jahre alt, berufstätig, haben Kinder, pflegebedürftige Angehörige und reservieren zwei Tage je Woche Zeit für ihre Ausbildung in Bischofsheim. Die wenigsten haben heute noch einen Bezug zur Landwirtschaft.

Der erste Mann an der Schule war 2002 Horst Dietz aus Nordheim. Nach einem schweren Unfall konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben und erlernte in Bischofsheim die Hauswirtschaft und das Kochen. Er wechselte mit seiner Frau die Rolle, kümmerte sich um Haus und Söhne und seine Frau arbeitete. Übrigens war er einer von drei Blechbläsern des Musikvereins Nordheim, die für den musikalischen Rahmen der Feierstunde sorgten.
Der aktuelle Studiengang endet Anfang Mai. Vier der Studierenden stellten sich den Fragen der Schulleiterin Christina Weber-Hoch und berichteten über ihre Beweggründe für ihre Ausbildung. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist dabei ein wichtiger Faktor, natürlich deren breite und vielseitige Aufstellung und es muss kein Schulgeld gezahlt werden. Das schöne Ambiente des Hauses und der Flair der alten Villa sind ebenfalls ein Anreiz.

Einer der Studierenden ist der Schreiner Stefan Baumeister. Das Kochen und die Hauswirtschaft haben ihn schon immer interessiert und er hörte, Männer seien willkommen "und ich bin freiwillig da", fügte er breit grinsend hinzu, was ihm Lacher einbrachte. Sein Resümee: "Ich sah, dass zwischen Bohrmaschine und Elektrohobel noch Platz für eine Nähmaschine ist"!
Elisabeth Freund: "Was leben will, muss sich ändern"
Die ehemalige Schulleiterin Elisabeth Freund war eigens aus ihrer Heimat im Bayerischen Wald angereist. Der Aufforderung, mit den Gästen zu singen, kam sie gerne nach. "Über die Einladung habe ich mich richtig gefreut! Jetzt mache ich drei Tage Urlaub in der Rhön." Die Freude über den Fortbestand der Schule steht ihr ins Gesicht geschrieben. "Was leben will, muss sich ändern", sagt sie zum ständigen Wandel der Schule.
Auch Doris Hartan-Khan, dritte Schulleiterin, freut sich über den Fortbestand. Nach ihrem Ausscheiden in den Ruhestand kam sie noch ein halbes Jahr zum Unterrichten zurück, da Lehrkräfte fehlten. Mit Christina Weber-Hoch gibt es in 75 Jahren erst die vierte Schulleiterin, was wohl auch für die gute Atmosphäre der Schule spricht.
Die geladenen Gäste durften anschließend die große Abschlussausstellung vorab besichtigen, in der die Studierenden einmal mehr anschaulich und sehr informativ präsentierten, was sie in ihrer Ausbildung erlernt hatten.