
Ursprünglich war es seit langem das Ziel von Nordheims Bürgermeister Thomas Fischer, die Nachfolge der alteingesessenen Hausarztpraxis Weber/Dombrowski zu regeln. Und so wurde er hellhörig, als Patricia Arz an der Seite ihres Mannes vor neun Jahren nach Nordheim zog.
Fischer nahm Kontakt auf, um die aus Schwäbisch Gmünd stammende Medizinerin für das Vorhaben zu gewinnen. Damals sei sie gerade schwanger gewesen und wollte sich erst einmal Zeit für die Familie nehmen. Sie hatte sie 2016 ihre Facharztausbildung in der Kinderklinik Bad Mergentheim abgeschlossen. "Schon als Mädchen bin ich mit Arztkoffer umhergelaufen, es war immer mein Wunsch, Ärztin zu werden", berichtet sie beim Pressegespräch. Inzwischen sind ihre beiden Söhne acht und fünf Jahre alt.
Nach dem Studium der Humanmedizin und einer Assistenzstelle im Fachbereich Innere Medizin stand für die heute 41-Jährige fest, dass sie am liebsten kleine Patientinnen und Patienten betreuen möchte. Seit 2017 ist sie bei Kinderarzt Dr. Christian Rudolf in Bad Neustadt angestellt. "Vom Säugling bis zum Teenager, das bedeutet jede Menge Abwechslung", schwärmt sie für ihren Beruf.
Thomas Fischer ließ nicht locker, denn Fachärzte sind in der Region ebenfalls dünn gesät. Sein Gedanke: Was vor Jahrzehnten ging, könnte auch heute noch funktionieren. Damals hatte die Gemeinde ein altes Haus in der "Von-der-Tann-Straße" gekauft, saniert und an Zahnarzt und Post vermietet, blickt der Gemeindechef zurück.
Eine Win-Win-Situation
Nachdem er Patricia Arz 2023 schließlich überzeugen konnte, nahm seine Zukunftsvision mehr und mehr Gestalt an. Um ihr den Sprung in die Selbständigkeit zu erleichtern, wollte man seitens der Kommune ein Grundstück erwerben und darauf eine neue, moderne Praxis bauen. Diese soll dann vermietet werden – eine Win-Win-Situation.
Das Zünglein an der Waage war die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB). Im Landkreis Rhön-Grabfeld gibt es derzeit fünf Facharztsitze für Kinder- und Jugendmedizin, drei entfallen auf Dr. Christian Rudolf, einer auf Anna Maria Räth (Bad Königshofen). Der letzte geht an Patricia Arz. Am 16. Januar 2025 stand ein Beratungstermin bei der KVB an. Hier war auch Landrat Thomas Habermann zugegen. "Der Zulassungsausschuss tagt nur viermal pro Jahr, wir mussten schnell sein", so Fischer.

Im März gab es grünes Licht
Im März gab es grünes Licht. Von Anfang an habe er auf Transparenz innerhalb des Gemeinderats gesetzt, schließlich sollten alle gewählten Volksvertreter am Prozess beteiligt sein. Diese hegten keinerlei Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung. Nach dem Neubau der Kindertageseinrichtung wird das 1100-Seelen-Dorf nun noch attraktiver für junge Familien, lautete der einhellige Tenor.
"Ohne solch starken Rückhalt aus der Gemeinde hätte ich diesen Schritt nicht gewagt" betont Patricia Arz dankbar. Sie liebt die Rhöner Natur und die Menschen, fühlt sich innerhalb der Dorfgemeinschaft sehr wohl. Weiterer Vorteil: Bald kann sie zu Fuß zur Arbeit gehen. "Wir haben genau das Richtige gemacht und freuen uns auf alles, was kommt", versichern Fischer und Arz unisono.
Im Frühjahr 2026 soll es losgehen
Das Gebäude wird an die bestehende hausärztliche Gemeinschaftspraxis angrenzen. Büsche und Hecken wurden bereits gerodet, damit der Spatenstich schnellstmöglich erfolgen kann. Geplant sind drei Behandlungszimmer, Wickelraum, Stillraum, Labor, ein großzügiger Wartebereich sowie personalfreundliche Sozialräume. Vor der Tür können Kinderwagen wettergeschützt abgestellt werden.
Der Ehemann von Patricia Arz steht voll und ganz hinter seiner Frau. Er ist später für das Praxismanagement verantwortlich. Wenn alles glattgeht, möchte die "Kinderärztin mit Herz", wie sie von vielen Eltern genannt wird, im Frühjahr 2026 in der "Neustädtleser Straße 1a" ihre Türen öffnen. An Arbeit wird es ihr bestimmt nicht mangeln.