Rekordbeteiligung bei den 22. Stockheimer Oldtimertagen am vergangenen Wochenende: Mit mehr als 400 Fahrzeugen haben die Teilnehmer den TSV-Platz voll in Beschlag genommen. Auch jeder geeignete Standort um das TSV-Gelände herum war mit historischen Fahrzeugen belegt.
Unter den Teilnehmern war – wie schon mehrfach – der ehemalige Motorrad-Rennfahrer Bernhard Malsch aus Hermannsfeld. Mit seiner Rennmaschine, einer MZ 125, hat Malsch in jungen Jahren von 1963 bis 1968 um Punkte und Platzierungen bei Straßenrennen am Schleizer Dreieck in Thüringen sowie am Sachsenring in der Lausitz erfolgreich gekämpft. 1966 hatte Malsch als Privatfahrer den Titel DDR-Vizemeister in seiner Klasse eingefahren.
Erinnerungen an die Rallye Monte Carlo
Nach den Motorrad-Erfolgen war Malsch beim Automobilwerk Eisenach (AWE) als Rallye-Fahrer aktiv. In 52 Einsätzen hat er von 1969 bis 1975 mit einem Wartburg Sport zahlreiche erste, zweite und dritte Plätze belegt. Dabei war er auch mehrmals als Beifahrer das "Gehirn" der Rallye-Besetzung. So unter anderem bei der Pneumant-Rallye 1971, bei der Polski-Rallye 1971, der YU-Rallye 1972 und auch bei der Rallye Monte Carlo und der Tulpen-Rallye in Holland.
Der heute 80-jährige ehemalige Motorsportler erinnert sich noch heute gut an die Strapazen, die den Besatzungen damals zugemutet wurden. Drei Tage und drei Nächte saßen die Teilnehmer am Steuer, wobei Distanzen von 5000 Kilometern zurückgelegt wurden. "Bei der Tulpen-Rallye ging es von Holland über Belgien in die französischen Seealpen und wieder zurück."
Die Motorradrennen haben ihm mehr Spaß gemacht, versichert Malsch. "Als Rallyefahrer in der Sportabteilung von AWE habe ich mein Geld verdient, das war mein Beruf", sagt er. "Aber die Motorradrennen als Privatfahrer haben mehr Spaß gemacht. Denn bei den Rallye-Einsätzen wurden vom Werk selbstverständlich Erfolge erwartet."
Kuriositäten bei den Oldtimertagen
Stammgast bei den Oldtimertagen ist seit vielen Jahren auch Udo Maly aus Wülfershausen. Heuer war er mit seinem Pilgrim Sumo, einer Nachbildung der berühmten AC Cobra von Carroll Shelby (1923-2012) in Stockheim. Ein 3,5 Liter Rover V-8-Motor mit deutlich mehr als 200 PS treibt die Cobra-Replika an. In der originalen AC Cobra röhrt ein 7-Liter-V8-Motor mit mehr als 425 PS. Shelby soll mal eine Pilgrim Replika gefahren sein und sein Urteil lautete angeblich: "Ein Motor mit höllisch wenig Power."
Kuriositäten waren auch gekommen, vier Messerschmitt-Kabinenroller, das Auto, bei dem das Einsteigen in der Betriebsanleitung beschrieben ist. Nachdem die Haube geöffnet und schräg gestellt ist – sie wird durch einen Lederriemen gehalten – muss der Sitz zurückgeschoben werden, dann der rechte Fuß in Wagenmitte platziert werden. Danach heißt es Platz nehmen und den linken Fuß "reinholen", Sitz wieder korrekt einstellen und die Füße vor die Pedalerie setzen.
Wer Prüfungsangst hatte, fuhr Isetta
Eine weitere Kuriosität war eine weiß-blaue BMW Isetta, in der Tropenausführung, erkennbar an den zwei Lüftungsgittern in der Fronttür. Diese Isetta wurde nach Südafrika exportiert, deshalb war die Fronttür links angeschlagen und die Pedalerie, Lenksäule und Lenkrad war rechts angeordnet.
Wie bei der europäischen, links gesteuerten Ausführung, ist der 250-Kubik-Motorrad-Motor auf der rechten Seite geblieben. Das heißt, Fahrer und Motor sind auf der rechten Seite; wie sich das im Fahrbetrieb auswirkt, war nicht zu erfahren. Am sichersten wird’s wohl gewesen sein, immer mit zwei Personen zu fahren.
250-Kubik-Fahrzeuge waren in Deutschland beliebt, weil – bis zum Dezember 1954 – für die Klasse vier nur eine theoretische Prüfung erforderlich war. Eine praktische Fahrprüfung war nicht erforderlich. Deswegen wurden diese Autos auch als "Prüfungsangst-Autos" bezeichnet. Der Gesetzgeber hatte eher Motorräder vorgesehen und nicht damit gerechnet, dass Autohersteller wegen dieser Gesetzeslücke auf einmal Kleinwagen anboten.
Pokale und Urkunden für die Teilnehmer
Pokale und Urkunden wurden wieder vergeben für die ältesten Fahrzeuge und die weitesten Anreisen. Den weitesten Weg mit einem Traktor hatte Kurt Sandlosz mit einem Unimog aus dem 60 Kilometer entfernten Dorndorf. Aus Würzburg ist Hans Rothenhöfer 100 Kilometer mit seinem Imperia-Motorrad angereist. Und Josef Ernst hat von Erding 390 Kilometer nach Stockheim zurückgelegt. Dieter Zimmers Lanz von 1938 war der älteste Traktor, Ernst Böhm aus Sonnefeld hat das älteste Motorrad, eine 1931 produzierte Imperia. Der 1925 gebaute Renault NN von Hans Wolfgang Reifgerste war das älteste Auto am Platz.
Am Ende gab es Dankesworte von Bürgermeister Martin Link an Wolfgang Klösel und seine Mitstreiter für die Organisation dieser Oldtimertage. Klösel dankte dem TSV-Vorstand Heiko Streit, dass er mit vielen Helfern dieses Wochenende gestemmt hat, bei dem alle an ihre Grenzen gekommen sind.