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Windshausen
Viele Bilder vom Truckertreff in Windshausen: Romantik des freien Lebens verblasst im Licht harter Arbeitsbedingungen
Trotz moderner Technik und hoher Standards sieht sich die Lkw-Branche mit einem schlechten Image und Nachwuchsproblemen konfrontiert.
Lkw-Fahrer aus ganz Deutschland trafen sich am Wochenende in Windshausen und zeigten, dass die viel beschworene Truckerromantik noch nicht ganz verschwunden ist.
Foto: Eckhard Heise | Lkw-Fahrer aus ganz Deutschland trafen sich am Wochenende in Windshausen und zeigten, dass die viel beschworene Truckerromantik noch nicht ganz verschwunden ist.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 19.10.2024 02:33 Uhr

"Der Job ist hart, die Bezahlung bescheiden und Anfeindungen kommen gleich aus mehreren Richtungen." So etwa sieht das Selbstbild unter Lastwagenfahrern aus. Thorsten Eckert will dagegen ein Zeichen der Wertschätzung setzen und organisiert jedes Jahr einen Truckertreff.

An diesem Wochenende war es wieder so weit und rund 250 Brummifahrer aus dem gesamten deutschen Raum gaben sich auf den Wiesen rund um das Sportheim von Windshausen samt ihrer schweren Gefährte ein dreitägiges Stelldichein.

Chrom- und lackglänzend haben sich die Fahrzeuge parademäßig auf dem Grün aufgestellt – das sich allerdings nach und nach in eine braune Matschfläche verwandelte. Zahlreiche Zugmaschinen waren mit viel Aufwand verschönert und oft mit Motiven lackiert worden, die sich um den viel beschworenen Mythos des freiheitsliebenden, "lonesome Cowboys" der Straße drehen. "Von diesem Klischee ist nicht mehr viel übrig geblieben", beteuert der Organisator in einer Runde von Berufskollegen.

Arbeitsbedingungen werden immer schlechter

Durch Politik und Gesellschaft werde die Existenz immer stärker gefährdet. Die Lkw-Maut zwinge die Speditionen in die Knie und verschärfe die Arbeitsbedingungen für die Fahrer, sind sich die Teilnehmer in der Runde einig.

Mario Heinz aus Sonneberg erzählt, dass er mit seinem Viehtransporter bis nach Sibirien geliefert hat. "Zeit, um einen Halt in einer schönen Stadt oder Landschaft einzulegen, bleibt jedoch selten".

Gerade in den östlichen Ländern sei außerdem die Korruption noch stark verbreitet. Der Thüringer erinnert sich an einen Vorfall, als er in Russland nach einer deutlichen Geschwindigkeitsüberschreitung – die ihm hier den Führerschein gekostet hätte – geblitzt worden ist. Nach einigem Hin und Her mit den Beamten habe ihn ein Polizist dann ein eindeutiges Zeichen gegeben, "nachdem acht Euro in der Tasche des Ordnungshüters verschwunden waren, konnte die Fahrt weitergehen".

In diesen Ländern sind die Sanktionen besonders stark

Die schärfsten Sanktionen gebe es dagegen in Polen, aber auch in Frankreich und in der Schweiz. "Da geht es schnell mal um ein paar Tausend Euro, und die musst du an Ort und Stelle sofort bezahlen, sonst geht es keinen Meter weiter".

Darüber hinaus steigt das Risiko, durch den zunehmenden Verkehr Opfer eines Unfalls zu werden, fährt Mark-Oskar Vogel fort, der in dritter Generation bei Paderborn eine Spedition und ein Museum für Traktoren betreibt. In jüngster Zeit häuften sich außerdem Überfälle, bei denen ganze Lkw oder Ladungen verschwinden. Dazu wird nachts Gas in die Kabine geleitet und der Fahrer betäubt. Um festzustellen, ob sich ein Überfall lohnt, waren die Opfer vorher an den Verladeplätzen durch Beobachtung ausspioniert worden. Gewöhnlich sind dafür osteuropäische Banden verantwortlich, versichert der Jungspediteur.

Ganz ist die Trucker-Romantik noch nicht verschwunden

Bei alledem wird die Branche aus ökologischen Gründen zunehmend kritisch gesehen, bedauert Eckert. Dabei müssen moderne Lkw inzwischen höchste Standards erfüllen. "In manchen stark besiedelten Räumen ist die Luft, die der Motor ansaugt, schlechter als die, die aus dem Auspuff kommt".

Das schlechte Image führe außerdem dazu, dass es an Nachwuchs mangele oder häufig junge Fahrer ohne Erfahrung und Können zum Einsatz kommen, bemängelt Eckert. Beim Treffen in Windshausen sind dagegen viele "alte Hasen" mit von der Partie, weist Eckert auf die zahlreichen Gruppen, in denen fleißig "Benzin geredet" wird. Es gebe doch noch so etwas wie "ein bisschen Familie" korrigiert Eckert seine erste Äußerung und auch Mario Heinz meint, "ganz ist die Trucker-Romantik noch nicht verschwunden".

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