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Bad Neustadt
Versorger in Rhön-Grabfeld rüsten sich für Omikron
Die neue Virusvariante ist ansteckend, so ansteckend, dass viele Menschen zur selben Zeit krank oder in Quarantäne sein könnten. Experten sehen die kritische Infrastruktur in Gefahr.
Maskenpflicht ist auch im Einsatzfahrzeug der Bad Königshofener Feuerwehr Pflicht, gerade wenn eine  ansteckendere Virusvariante grassieren könnte. Die Kommandanten Jochen Krug und Jochen Staub fahren mit Maske.
Foto: Hanns Friedrich | Maskenpflicht ist auch im Einsatzfahrzeug der Bad Königshofener Feuerwehr Pflicht, gerade wenn eine  ansteckendere Virusvariante grassieren könnte. Die Kommandanten Jochen Krug und Jochen Staub fahren mit Maske.
Hanns Friedrich
 und  Michael Nöth
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:59 Uhr

Auch wenn viele davon ausgehen, dass die neue Virusvariante Omikron mildere Verläufe verursacht, eines befürchten alle: Dass sich noch viel mehr Menschen infizieren, wegen Krankheit ausfallen oder in Quarantäne müssen. Auch der Expertenrat der Bundesregierung hat gewarnt: Omikron könnte eine Gefahr sein – vor allem für die kritische Infrastruktur. Rettungsdienst, Feuerwehren, Versorger, Krankenhäuser. Wie bereiten sie sich vor?

Die Integrierte Leitstelle

Wer in Main-Rhön die Notruf-Nummer 112 wählt, landet in der Integrierten Leitstelle (ILS) in Schweinfurt. Die Disponenten dort alarmieren Feuerwehren und Rettungsdienste in der Stadt Schweinfurt sowie in den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge. Etwa 440 000 Menschen leben in diesem Gebiet. Die reibungslose Verständigung von Rettungskräften durch die ILS kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden.

Eine Verschärfung der seit der Frühphase der Corona-Pandemie geltenden Sicherheitsvorkehrungen "geht kaum noch", sagt ILS-Leiter Thomas Schlereth. Tagsüber arbeiten bis zu sieben, nachts drei Disponenten. Sie seien alle geimpft, würden regelmäßig auf Corona getestet und tragen FFP2-Masken. Arbeitsabläufe und räumliche Aufteilung wurden so gestaltet, dass nicht unbedingt notwendige Begegnungen zwischen den dort arbeitenden Frauen und Männern vermieden werden. Nach außen hin ist die ILS hermetisch abgeschottet, berichtet Schlereth. Das heißt: keine Besucher, Fortbildungen nur online, Besprechungen mit Externen ebenso.

Beim BRK Rhön-Grabfeld macht man sich Gedanken darüber, ob Omikron dafür sorgen könnte, dass mehr Ehrenamtliche für die Einsätze rekrutiert werden müssen.
Foto: Hanns Friedrich | Beim BRK Rhön-Grabfeld macht man sich Gedanken darüber, ob Omikron dafür sorgen könnte, dass mehr Ehrenamtliche für die Einsätze rekrutiert werden müssen.

"Bislang sind wir damit gut durch die Pandemie gekommen", sagt Schlereth. Sollte Omikron dafür sorgen, dass eine größere Zahl von ILS-Mitarbeitenden zeitgleich an Covid-19 erkrankt, dann existiert eine Rückfallebene. Die 26 bayerischen Leitstellen können sich im Verbund untereinander gegenseitig personell aushelfen, die eingesetzte Software und Technik ist überall identisch. Auch bei einem möglichen technischen Ausfall einer ILS gibt es eine zweite, die deren Betrieb komplett übernehmen könnte, für die Schweinfurter ILS Schweinfurt ist dies die ILS Oberland in Weilheim/Oberbayern. Klar ist aber: Sollten bayernweit Leitstellen-Disponenten in großer Zahl erkranken, dann stößt auch die gegenseitige Unterstützung an Grenzen.

Feuerwehren: Ist ein Schichtdienst möglich?

Stefan Schmöger, Kreisbrandrat in Rhön-Grabfeld, hat die Gemeinden angehalten, die Hygieneregeln für die Feuerwehren aktuell zu überprüfen. Bei den Einsätzen hielten sich die Wehrleute an die Vorschriften mit Tests und Maske. Die Feuerwehrleute sollen auch privat die Hygieneregeln einhalten. Sollte die neue Variante für extreme Ausfälle sorgen, könne sich Schmöger vorstellen, Schichten für Einsatzkräfte einzuführen. Das aber sei bei ehrenamtlichen Feuerwehren sehr schwierig. Der Kreisbrandrat hat vorsorglich alle Dienstversammlungen und Lehrgänge abgesagt.

BRK-Rettungsdienst: Wenn es ganz schlimm kommt, Ehrenamtliche aktivieren

Ralf Baumeister, BRK-Kreisgeschäftsführer, verweist darauf, dass alle Mitarbeitenden immer vor Dienstbeginn getestet werden, egal ob geimpft oder nicht geimpft. So könne man sehr schnell reagieren, wenn jemand positiv sein sollte. Laut Baumeister habe sich die Impfquote im Rettungsdienst bei annähernd 100 Prozent eingependelt. Alle Mitarbeitenden seien sehr sensibel und halten auch alle Schutzmaßnahmen ein, da sie tagtäglich mit Corona konfrontiert werden  und immer als erste am Einsatzgeschehen sind. Durch das komplexe Hilfeleistungssystem und einen großen ehrenamtlichen Rettungsdienstpool ist das BRK Rhön-Grabfeld sehr gut aufgestellt. Beim Ausfall hauptberuflicher Mitarbeitenden würde der Notfallplan greifen. Dann könne auf Neben- und Ehrenamtlichen zurückgegriffen werden, so Baumeister.

Wie kommt der Strom ins Haus, wenn bei den Versorgern personelle Engpässe durch Quarantäne oder Krankheit auftreten?
Foto: Siegfried Farkas | Wie kommt der Strom ins Haus, wenn bei den Versorgern personelle Engpässe durch Quarantäne oder Krankheit auftreten?

Stadtwerke: Störungen per Fernzugriff beheben

Strom und Wasser – die Stadtwerke Bad Neustadt sind ein wichtiger Versorger für das tägliche Leben. Entsprechend vorsichtig geht man hier durch die Pandemiezeit. Personal, das in der kritischen Infrastruktur arbeitet, macht das getrennt in einzelnen Teams, erklärt Geschäftsführer Uli Leber. Den Parteienverkehr habe man aufs Nötigste reduziert, nicht notwendige Arbeiten wie Zählertausch zurückgestellt. Überdies werden die Netze stabil, nicht dynamisch gefahren, um möglichst wenig Störungen zu haben. "Wenn mal eine Pumpe ausfällt, können wir sie über einen Fernzugriff in Gang bringen", erklärt Leber. Sollte sich die Lage verschärfen, stehen Partner vom Überlandwerk und City-Use, einer Kooperationsgesellschaft für Stadtwerke, die unterfrankenweit 16 Kommunen betreut, zur Verfügung. Die Impfquote bei den Mitarbeitenden liege laut Leber zwar nicht ganz bei 100 Prozent, "aber nahe davor". Auch bei den seit einem Dreivieteljahr laufenden Wochentest machen alle mit.

Überlandwerk setzt auf lange geübte Praxis

Für Joachim Schärtl, Geschäftsführer des Überlandwerks Rhön in Mellrichstadt, ist Corona generell ein Thema, das nicht vernachlässigt werden darf. Aber er sieht sein Unternehmen - und damit die Daseinsvorsorge für die Bürger, auch nicht durch Omikron gefährdet. "Ich will nicht von Notfallplan sprechen, aber wir haben schon eine seit langen Jahren geübte Praxis, wie wir unsere Aufgaben dezentral bewältigen können." Seit 1996 kann der Betriebsdienst von zu Hause aus übernommen werden. Fünf Ingenieure arbeiten getrennt voneinander in abgesetzten Netzleitwarten. "Sie können jederzeit Defizite ausgleichen", fügt Roland Göpfert, technischer Betriebsleiter bei ÜWR, hinzu. Zudem habe man die Monteur-Teams getrennt, um eine Durchmischung zu vermeiden. "Sollten Außenarbeiten anfallen, müssen die Hygieneschutzkonzepte eingehalten werden", so Göpfert. Beim ÜWR beträgt die Impfquote über 90 Prozent. Für nächste Woche ist mit dem Betriebsarzt ein hausinterner Booster-Termin angesetzt.

 
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