
Die Planungen für Christ Himmelfahrt, den traditionellen Vatertag, waren für die Männer im Landkreis vor der Pandemie einfach. Rauf aufs Rad oder Wanderschuhe schnüren, dann ab zu den beliebten Hotspots, zum Fest nach Rheinfeldshof, zum Kreuzberg oder zu anderen angesagten Biergärten, die es flächendeckend zur Genüge gibt. Heuer sind sie geschlossen. Die Corona-Fallzahlen sind zu hoch.
Das Vagabundieren am Vatertag beschäftigte selbst den Krisenstab am Landratsamt. "Damit haben wir uns natürlich auch befasst", sagt Florian Aut, Chef der Bad Neustädter Polizeiinspektion. Vatertags-Wanderer müssen mit einer verstärkten Polizeipräsenz an diesem Tag rechnen, gerade was die gängigen Treff- und Anlaufpunkte in der Rhön und im Grabfeld betrifft. Er habe sich dazu auch mit seinen Kollegen aus Mellrichstadt und Bad Königshofen besprochen. "Grundsätzlich appellieren wir aber, ähnlich wie an Fasching, an die Vernunft, genügend Abstand zu halten und die vorgegebenen Maßnahmen zu befolgen. Schließlich geht es darum die Fallzahlen zu senken. Die Inzidenz 100 ist dabei nur ein Zwischenziel."
Polizei mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl auf Streife
Polizeioberkommissar Aut weiß gerade in der derzeitigen Situation, vor welchen Herausforderungen seine Ordnungshüter stehen. Da geht es um die verschiedenen Einstufungen von Geimpften, Genesenen und Getesteten. "Das macht unsere Arbeit nicht einfacher." Dennoch hofft er, dass die Bevölkerung vernünftig an diesem Tag mit der Corona-Herausforderung umgeht. Seine Beamten würden zwar mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl auf Streife sein, sollten sie aber auf größere Treffs in Garagen oder sonst wo stoßen, "dann werden wir die Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz natürlich ahnden", sagt Bad Neustadts Polizeichef.
Er selbst hat an diesem Tag zwar frei, würde sich aber gerne mit seiner Lebensgefährtin mal wieder in einen Biergarten setzen, was in seinem Wohnumfeld auch möglich ist. Er kommt aus dem Landkreis Würzburg. Da hat die Außengastronomie geöffnet.

Nicht so in Rhön-Grabfeld. Da gibt es die vielen Vatertags-Wanderer, die der Zeit vor der Pandemie durchaus nachtrauern. Einer davon ist Stefan Helm. Als er vor Jahrzehnten aus der Oberen Rhön nach Heustreu gezogen ist, musste er seinem neuen Freundeskreis erst mal erklären, was eine Vatertags-Wanderung überhaupt ist. "Das hat prima eingeschlagen, und hält eigentlich immer noch an", sagt der Wirtschaftsingenieur. Vor der Pandemie hieß es bei ihm immer 9 Uhr Treffpunkt zum ersten Bier, dann Bollerwagen geladen und nach Rheinfeldshof oder nach Wülfershausen. "Da waren alle Fußballer dabei. In den letzten Jahren haben wir uns im kleineren Freundeskreis ohne Bollerwagen, dafür aber mit Rucksack, auf eine Biergartenhopping-Tour gemacht!" Unsleben, Mittelstreu, Oberstreu, Mellrichstadt im Kirschgarten und zurück, das waren ihre Anlaufpunkte. "In diesem Jahr laufen wir in Gruppen von zwei Mann im großen Abstand und einem Zehn-Kilometer-Bogen um Heustreu", so der Plan des 59-Jährigen. Die Vesper im Rucksack hofft er auf einigermaßen trockenes Wetter am Donnerstag. "Heuer wird unsere Tour eben etwas kleiner ausfallen!"

Sein Arbeitskollege Christian Weiß aus Fladungen hielt es am Vatertag schon immer eher mit der Familie. "Als unsere Jungs noch jünger waren, haben wir immer etwas als Familie gemacht. Schwimmbad, Radtouren, Wanderungen zum Heimatblick, Schwarzes Moor, Hillenberg - quer durch die Rhön halt", erzählt er. Als Alternative standen aber auch Besuche auf den Sportplätzen der Umgebung an. In diesem Jahr sind keine größeren Planungen vorgesehen. "Pandemiebedingt werde ich am Donnerstag mit meiner Frau eine kleine Wanderung in der Fladunger Flur machen und dann daheim den Grill anschmeißen", sagt Weiß. "Wenn's Wetter mitspielt, mach' ich noch ne kleine E-Mountainbike-Tour durch unsere schönen Rhöner Wälder", so der 50-jährige stellvertretende Abteilungsleiter bei der Firma Reich. Also alles im Einklang mit den Vorgaben der Infektionsschutz-Maßnahmen.