Uwe Kippnich aus Salz, Koordinator der Sicherheitsforschung im Bayerischen Roten Kreuz, gehört zum weltweit agierenden Expertenteam, wenn es um den Katastrophenschutz und internationale Abstimmungen geht. So auch jetzt in der Corona-Krise. Bei einer kürzlichen virtuellen Zusammenkunft der Experten aus Frankreich, Spanien, Italien, Israel, Amerika, Österreich und Deutschland standen weltweite Erfahrungen bei der COVID-19 Bewältigung im Mittelpunkt. Dabei bewertete man die Erfahrungen der einzelnen Staaten und diskutierte, wie die positiven Erkenntnisse jeweils in den anderen Ländern genutzt werden können.
Die Erfahrungen des BRK stellte Kippnich in einem fünfminütigen Vortrag vor. Demnach stabilisiere sich in vielen Ländern die Lage. Auch wenn sich das für den Personalbedarf positiv auswirke, seien viele Mitarbeiter erschöpft, da die Belastungen pro Schicht nach wie vor hoch sind, was wiederum auch Auswirkung auf deren Familien habe. Kippnich berichtete von den Online- und praktischen Schulungen für die Einsatzkräfte durch das Bayerische Rote Kreuz. Er sprach auch die psychologischen Hilfen für Mitarbeiter des Gesundheitswesens und der Rettungskräfte per Telefon-Hotline an.
Teststation vorgestellt
In seinem Vortrag ging es um die Einrichtung eigener Logistikzentren, das Erstellen aktueller Protokolle für Pandemien und unter anderem um die Zivilschutzschulung und Erarbeitung neuer Hygienestandards. Vorgestellt wurde beispielhaft die Teststation in Heustreu. Zu den Teststationen stellte er klar, dass die Arbeit in den Persönlichen Schutzanzügen körperlich anstrengend ist. Hinzu komme die doch lange Desinfektionszeit für Krankenwagen nach einem Transport und der damit für diese Zeit verbundene Fahrzeugausfall.
„Wir haben voraus gedacht und bereits 2012 das Thema Pandemie mit einer Großübung in Bad Neustadt aufgearbeitet“, so der Koordinator der Sicherheitsforschung des BRK. Keiner habe damals daran gedacht, dass dies einmal Realität werde und das weltweit in dem Ausmaß, wie es heute der Fall sei. Erkenntnisse aus den nationalen und internationalen Forschungsprojekten könnten jetzt zur Krisenbewältigung eingesetzt werden. „Wir gehen quasi direkt aus der Forschung in die Anwendung,“ so Kippnich. Insgesamt verwies er darauf, dass das Bayerische Rote Kreuz sehr gut für den Schutz der Bevölkerung aufgestellt sei.
Synergien nutzen
Kippnich gehört aktuell zum Landesstab des BRK und arbeitet dem Lagedienst zu. Er ist die Verbindungsperson zum Stab des Bundesrettungskommandos des Österreichischen Roten Kreuzes in Wien sowie zum Krisenstab des Weißen Kreuzes in Südtirol in Bozen. Durch den regelmäßigen gegenseitigen Austausch hätten sich viele Synergien ergeben. In Italien und insbesondere Südtirol sei die Corona-Lage meist schon zwei Wochen früher eingetreten als in Bayern. So habe man schon im Vorfeld von den dortigen Erfahrungen lernen und entsprechende Vorbereitungen treffen können.
Bei der Erstellung der Lageberichte wird er von Oliver Moritz unterstützt, der Leiter des Bereichs Information und Kommunikation beim Kreisverband Rhön-Grabfeld ist. Für Ralf Baumeister, BRK Kreisgeschäftsführer Rhön-Grabfeld, ist es selbstverständlich, den Landesverband in jeder Hinsicht zu unterstützen. Schließlich sei man ein Teil des komplexen Hilfeleistungssystems. Gerade bei der aktuellen Krisenbewältigung sei dies festzustellen.
Jeder Helfer wichtig
In seinem Vortrag stellte Uwe Kippnich die neue Plasmasterilisationsanlage, die in Haßfurt steht, vor. Sie ist eine Weiterentwicklung eines im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts. Auch hier war Uwe Kippnich im Team. Mit dem System lassen sich gefährliche Krankheitserreger trocken und in kürzester Zeit auf verschiedensten Oberflächen, so zum Beispiel Kunststoffe, Metall, Glas oder Textilien, ohne Gefahr für Umwelt und Gesundheit eliminieren.
Die Anlage bereitet aktuell Schutzmasken und Beatmungsschläuche auf, um bei Materialknappheit über entsprechende Ressourcen zur verfügen. BRK Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard vom Bezirksverband Unterfranken hat sie überzeugt: „Das hätten wir uns so nicht vorstellen können und gerade deshalb sind wir froh, dass es zusätzliche Möglichkeiten vor Ort gibt, uns selbst zu helfen.“ Ganz wichtig ist es Uwe Kippnich deutlich zu machen, dass jeder Helfer egal an welchem Ort und in welcher Funktion er eingesetzt ist, einen wichtigen Beitrag zur Krisenbewältigung leistet.