Man sollte es nicht für möglich halten, aber in knapp einer halben Stunde haben die Sammel-Teams der Klasse 7c der Dr.-Karl-Grünewald-Realschule über 1260 Zigarettenkippen aufgeklaubt. Die meisten davon auf dem Parkplatz der Schule und das, obwohl dort erst kürzlich gekehrt worden war. Und deshalb hängen jetzt auch in den Fenstern des Klassenzimmers hin zum Parkplatz Plakate, auf denen die Schüler darum bitten, die Umweltsünde künftig zu unterlassen. Denn eine Kippe braucht zwölf Jahre, um zu verrotten und kann durch ihre giftigen Inhalte 40 Liter Grundwasser verunreinigen, wie die Schüler und Schülerinnen mit Hilfe ihres Klasslehrers Stefan Riedl herausgefunden hatten.
Die Idee zum Umwelttag brachten die Schülersprecher aus Würzburg mit
Der Grund für Säuberungsaktion am Freitag in den letzten beiden Stunden vor den Osterferien war ein von der SMV initiierter Umwelttag. Die Idee dazu hatten die Schulsprecher von einer Tagung in Würzburg mit dem Ministerialbeauftragten mitgebracht. Dort waren auch die freitäglichen Schulstreiks für ein Umdenken in der Klimapolitik thematisiert worden. Die Teilnehmer seien aber der Meinung gewesen, dass es besser sei, im Kleinen etwas zu ändern, als für eine große Sache auf die Straße zu gehen, erklärte Realsschulleiterin Gabriele Went im Gespräch mit dieser Redaktion. Als geeigneter Tag für die Umweltaktion sei der Tag vor den Ferien ausgewählt worden. Inwieweit sich auch andere Schulen in Unterfranken in ähnlicher Weise dem Thema widmen, konnte die Schulleiterin nicht sagen.
Plastik war neben den Kippen das große Thema des Tages an der Bad Königshöfer Realschule. Eine ganze Reihe der Klassen nahmen sich auf unterschiedliche Weise der Umweltproblematik durch die schier unverwüstlichen Verpackungen an. Die 7a baute Skulpturen und Taschen aus Plastikmüll, in der 10c machten sich die jungen Frauen Gedanken darüber, wie sich etwa Mikroplastik in Kosmetika vermeiden lässt und die 6c kreierte Spiele und fertigte Stop-Motion-Filme über einen "Umweltschurken".
Die Schüler der 10b brachte ihr Kaffeedurst auf die Idee, die seit Jahresbeginn gesammelten über 300 Plastikbecher aus dem Schulautomaten zu einer überdimensionalen Tasse zusammenzukleben. Andere wiederum recherchierten im Internet die Luftbelastung durch Urlaubsflüge, beschäftigten sich mit dem Wasserstoffantrieb, übten sich im Verzicht auf Einwegflaschen, sammelten Müll im Umkreis der Schule oder gingen auf plastikfreie Einkaufstour. Auch bei dem gleichzeitig stattfindenden Verkehrserziehertag an der Schule spielte Umweltschutz eine Rolle. Die Teilnehmer diskutierten darüber, ob es Sinn macht, sich von Eltern von der Schule mit dem Auto abholen zu lassen oder es doch besser wäre, den Schulbus zu nehmen.
Die Ergebnisse wurden in der Aula zusammengetragen und auf Wandtafeln oder Tischen präsentiert. Dort sollen sie bis zum Elternsprechtag am 30. April bleiben, damit sie auch die Erwachsenen sehen können. Die Schule habe den Schülern bei der Themenwahl zum Umwelttag freie Hand gelassen und auch die Teilnahme freigestellt, betonte Direktorin Went. Um dem Verzicht auf Plastikflaschen zu fördern wird in der Schule über die Anschaffung eines Wasserspenders diskutiert. "Wir haben schon Angebote eingeholt und müssen noch die Finanzierung klären", sagt die Schulchefin, die für sich selbst auch schon Konsequenzen gezogen hat. Mineralwasser gibt es nur in Mehrwegflaschen und die Milch aus Glasflaschen.
Bei allen guten Ideen am Aktionstag geht es Gabriele Went aber in erster Linie um die Nachhaltigkeit. Deshalb soll das Thema Umweltschutz während der Projektwoche kurz vor den Sommerferien im Juli noch einmal aufgegriffen werden. Dann wird sich zeigen, was bereits verändert worden ist.