zurück
Mellrichstadt
Udo-Lindenberg-Mittelschule Mellrichstadt: Ein neues Video gegen Gewalt mit Gänsehaut-Feeling
Wieder beeindruckt die Mellrichstädter Schule mit einem Projekt. Es geht um Mobbing und die Folgen der Gewalt. 300 Tänzer inszenieren einen Michael Jackson-Klassiker.
Die Tänzerinnen und Tänzer stellten sich einem Gruppenfoto zusammen mit Rektor Achim Libischer (hinten 3. v. li.) und Schulrätin Inga Palma (hinten 3. v. r.).
Foto: Heiko Rebhan | Die Tänzerinnen und Tänzer stellten sich einem Gruppenfoto zusammen mit Rektor Achim Libischer (hinten 3. v. li.) und Schulrätin Inga Palma (hinten 3. v. r.).
Heiko Rebhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:57 Uhr

Am vergangenen Freitagmittag ereignete sich in der Udo-Lindenberg-Mittelschule in Mellrichstadt Denkwürdiges. In der Aula wurde, nach einem Anti-Krieg-Projekt, das neue Video "Care about us" vorgestellt. Ein Video, das die Herzen tief berührt, das durch eine vielfältige Kreativität besticht, die sich im Gesang, Schauspiel und Tanz manifestiert. Ein Video, das die Gewalttaten an und von Jugendlichen aufgreift und präventiven Charakter aufweist.

Grundlage war der alte, rhythmusbetonte Song von Michael Jackson mit dem beziehungsreichen Titel "They don't care about us" (auf deutsch: Sie kümmern sich nicht um uns). Für dieses Lied schrieb Rektor Achim Libischer einen neuen deutschen Text, der in kurzen Satzfetzen die ganze Eindringlichkeit des Gewaltproblems aufgreift.

Doch das Video bietet noch mehr als Gesang. Filmische Sequenzen und eine eigens von "Tinos Dance World" entwickelten Tanzchoreographie machen dieses Video einzigartig. Da kommt Gänsehaut-Feeling auf. Es wurde deutlich: Tanz ist ein verbindendes Element. Das unterstrich auch den Charakter der Schule als Inklusionsschule. Nach den Projekten "Imagine" und "Bis es dunkel wird" ist "Care abut us" ein weiteres Meisterstück aus den Händen der Udo-Lindenberg-Schule. "Jedes Mal, wenn man das Video anschaut, entdeckt man neue Nuancen", betont Achim Libischer.

Der Leiter der Tanzschule, Tino Paunack (links), überreicht Rektor Achim Libischer einen Gutschein für einen Workshop.
Foto: Heiko Rebhan | Der Leiter der Tanzschule, Tino Paunack (links), überreicht Rektor Achim Libischer einen Gutschein für einen Workshop.

Zu Beginn des Videos hört man Schlagzeilen von Gewalttaten unter Jugendlichen. 2021 wurden 59.900 Kinder und Jugendliche Opfer häuslicher Gewalt (ohne Dunkelziffer). Dann erscheinen im Video schwarz gekleidete Tänzer und Tänzerinnen. Die erste Strophe handelt davon, wie eine Mutter ihre Tochter schlägt. Die zweite beschreibt, wie diese Tochter diese Gewalt weitergibt. Sie flüchtet in die Drogen. Doch sie hat noch Hoffnung. Letztlich ist diese Hoffnung die Botschaft des Videos, das nach den Worten von Achim Libischer ein Aufruf sei, auf die Anliegen der Jugendlichen zu schauen und ihrer Vernachlässigung entgegenzutreten.

Am Ende des Videos steht das ausdrucksstarke Zitat von Astrid Lindgren: "Wie sollte einer, der sich als Kind an die Gewalt gewöhnt hat, zu einem friedlichen Menschen heranwachsen?" Ein Jugendlicher, der auf einen anderen eindrischt, fühlt sich oft selbst schlecht behandelt. Libischer: "Ich glaube nicht, dass Kinder als gewaltbereite, aggressive Menschen auf die Welt kommen, sondern dass dafür Dinge verantwortlich sind, die im Umfeld des Kindes passieren."

Ausschnitt aus dem neuen Video der Udo-Lindenberg-Mittelschule.
Foto: Heiko Rebhan | Ausschnitt aus dem neuen Video der Udo-Lindenberg-Mittelschule.

Die Schule fieberte schon lange diesem Tag entgegen. Lena Grötsch hat das Drehbuch geschrieben. Sie hat in unzähligen Nächten mit Sebastian Schneider das Megapuzzle für dieses Video zusammengesetzt und die Sequenzen gedreht. Der Leiter der Tanzschule, Tino Paunack, hat mit seinem Team eine Unmenge an Zeit investiert. Das Video dauert knapp fünf Minuten, doch dahinter steht laut Achim Libischer eine Mammutarbeit, die Außenstehende gar nicht nachvollziehen können.

Auf Youtube zu sehen

Viele fleißige Helferinnen und Helfer haben das Projekt umgesetzt. Im Dezember begannen die Planungen und kurz nach den Osterferien konnte das Video nun präsentiert werden, das für alle nun auf Youtube zu sehen ist. Unterstützt wurde das Projekt von den hiesigen Banken. Achim Libischer bedankte sich unter anderem beim Schulverbandsvorsitzen und Bürgermeister Michael Kraus, beim Elternbeiratsvorsitzenden Stefan Kümmeth, beim Förderverein (Benjamin Schultheis, Nicole Seemann), bei Jonathan Balling und Sabrina Sum-Dietz sowie bei Schulrätin Inga Palma. Natürlich dankte der Rektor auch seinen Schülerinnen und Schülern, die so gut mitgezogen hätten.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Grundlage dieses Projektes waren Horror-Schlagzeilen, wo Jugendliche eine zentrale Rolle spielten. "Werden die Kinder brutaler?", fragte Achim Libischer. Wie sei die Situation an dieser Schule? Was passiere in den Kindern, so dass die Hemmschwelle sinke? Der Song von Michael Jackson fiel den Verantwortlichen vor die Füße. In diesem Song macht sich der "King of Pop" zum Anwalt der Unterdrückten. Er versuchte für sie in seiner dynamischen Art ein Lautsprecher zu sein.

Filmische Sequenzen bereichern Musikvideo

Achim Libischer interviewte im Rahmen der Videopräsentation ausgewählte Sängerinnen und Sänger, Tänzerinnen und Tänzer sowie Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Sängerinnen Sarah Moret und Nathalie Last berichteten von den Anfangsschwierigkeiten. Der Takt sei schnell gewesen. Nathalie Last dachte beim Singen an Dinge, die sie wütend machen.

Bald stellte sich heraus: Ein reines Musikstück ist zu wenig. Filmische Sequenzen wurden eingebaut, Schauspielerinnen und Schauspieler gesucht. Schülersprecherin Lena Mauer war gleich von diesem Projekt vollauf begeistert. Sie fand es gut, dass die Schülerinnen und Schüler im Fokus standen. Nach ihrer Meinung gibt es in ihrer Schule mehr psychische als physische Gewalt. Stichwort Mobbing. Lilliy Bonnawitz spielte die Tochter, die im Video von ihrer Mutter (gespielt von Lotte Wukowojac) geschlagen wurde.

Die Tochter gibt die von ihr erfahrene Gewalt weiter. Der Leiter der Tanzschule, Tino Paunack, schwärmte von der Atmosphäre in der Mittelschule. Für Tänzer Ben Beck war es eine ganz neue Erfahrung, ein tolles Gefühl. Tänzerin Cheyenne Krumbeck berichtete von Anfangsproblemen, doch Tino habe es den sage und schreibe 300 Tänzerinnen und Tänzern gut beigebracht.

3000 Klicks am ersten Tag

Und wie fanden die Zuschauer das neue Video, das am ersten Tag gleich 3000 Klicks hatte? Die dritte Bürgermeisterin Nicole Seemann war hin und weg: "Ich bin begeistert!" Da fehlen einem fast schon die Worte. Benjamin Schultheis fand, dass das Video ein wichtiges Thema aufgriff. Die Gewaltfrage sei seit Jahrzehnten akut. Die Fülle von Gewalt mache auch vor unseren Landkreisgrenzen nicht Halt. Schulrätin Inga Palma lobte die Udo-Lindenberg-Mittelschule, da es ihr immer gelinge, einen Ansatz zu finden, der zeitgemäß sei und die Jugendlichen erreiche.

Die Schulfamilie schaffe es immer wieder, die Schülerinnen und Schüler mit ins Boot zu nehmen, so dass diese sich auch mit ihrer Schule identifizieren. "Mit Achim Libischer habt die Schule einen kreativen Kopf vorne dran, der ein tolles Team zur Verfügung hat", unterstrich Inga Palma.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Mellrichstadt
Heiko Rebhan
Astrid Lindgren
Gewaltbereitschaft
Häusliche Gewalt
Michael Jackson
Mittelschule Mellrichstadt
Musikvideos
Schülerinnen und Schüler
Sängerinnen
YouTube
wukowojac architekten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top