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Wollbach
Türchen 4 im Rhöner Adventskalender: Michaela Greier und die Erinnerung an einen handyfreien Heiligabend früher
Michaela Greier erinnert sich gerne an die Heiligabende ihrer Kindheit – auch wenn für sie Bettwäsche unter dem Christbaum lag.
Foto: Georg Memmel / MP-Montage: Anne Schmidhuber | Michaela Greier erinnert sich gerne an die Heiligabende ihrer Kindheit – auch wenn für sie Bettwäsche unter dem Christbaum lag.
Bearbeitet von Julia Back Michaela Greier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:45 Uhr

Gerne erinnere ich mich an eine glückliche, unbeschwerte Kindheit und Jugend in meinem Heimatort Oberelsbach zurück. Die Advents- und Weihnachtszeit erlebten meine beiden Geschwister und ich traditionell, heimelig und geheimnisvoll. In den letzten Tagen vor dem Weihnachtsfest blieb das Wohnzimmer abgedunkelt und verschlossen und niemand von uns hätte gewagt, den Schlüssel zu suchen, um aufzusperren.

Am Heiligen Abend selbst waren wir die bravsten Kinder überhaupt und konnten kaum erwarten, dass endlich gegessen und die Küche aufgeräumt war. Meistens verbrachten auch unsere lieben Großeltern den Weihnachtsabend bei uns. So ging es gegen 19 Uhr ins Wohnzimmer, wo der prächtige Baum – natürlich mit echten Kerzen – erstmals bestaunt werden konnte.

Erinnerungen an Weihnachten im Kreis der Familie

Unter diesem stand die Krippe, die mein Vater selbst gebaut und liebevoll mit Moos aus dem Wald geschmückt hatte. Zuerst wurden gemeinsam mehrere Weihnachtslieder gesungen, natürlich vorzugsweise "Stille Nacht". Meine Geschwister und ich mussten uns das eine oder andere Mal das Lachen verkneifen, da aufgrund der schon etwas zittrigen Stimme unseres Opas – vielleicht aber auch aufgrund der Rührung – nicht jeder hohe Ton perfekt getroffen wurde. Dies brachte uns eine steil hochgezogene Augenbraue unserer Mutter ein.

Danach kam die langersehnte Bescherung, die in einer völlig anderen Dimension im Vergleich zu heute stand. Neben Dingen des täglichen Bedarfs gab es für mich persönlich immer ein Buch, für eine begeisterte Leseratte das beste Geschenk überhaupt. Später, mit den Jahren kam, dann die Aussteuer in Form von Bettwäsche oder Essbesteck dazu. Wunder, oh Wunder – auch darüber freute ich mich sehr.

Natürlich erhielten auch die Eltern kleine Geschenke, Selbstgebasteltes und eigens hergestellte Weihnachtskarten. Meist spielten wir zusammen ein neues Spiel, oder es wurde ein Weihnachtsgedicht oder eine -geschichte vorgelesen und wir haben uns unterhalten – denn glücklicherweise gab es in den 70er- und 80er-Jahren noch kein Handy.

Endlich wurde nun auch die Plätzchenschüssel mit ungefähr 15 leckeren, selbstgebackenen Sorten herumgereicht, die unsere Mama im Advent wie ihren Augapfel gehütet hatte. Den Abschluss des Heiligabends bildete der gemeinsamen Gang in die Kirche, die zu der Zeit noch meist als Christmette abgehalten wurde.

Die eine oder andere Tradition habe ich später für meine eigene Familie übernommen und hoffe sehr, dass sie auch in der kommenden Generation fortgeführt wird.

Text: Michaela Greier

Foto: Georg Memmel / Montage: Anne Schmidhuber

Michaela Greier (59) ist Initiatorin des Wollbacher Frauenlaufs zugunsten Multiple Sklerose.

In der Kolumne "Rhöner Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.

 
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