
Früher gab es nicht so viel wie heute. Man war dankbar, wenn man etwas bekommen hat. Zur Weihnachtszeit gab es dann die besonderen Freuden. Der Nikolausstiefel, den man am Vorabend vor die Tür gestellt hatte, war am nächsten Morgen gefüllt mit Nüssen, Äpfeln und Mandarinen und hin und wieder einem Schoko-Nikolaus.
Etwas ganz Besonderes war die Bescherung am Heiligabend. Jeder, egal ob Erwachsener oder Kind, hat an diesem Abend ein Geschenk bekommen. Da war die Freude richtig groß, da es sonst keine Geschenke gab. Über diese Kleinigkeiten habe ich mich in meiner Kindheit immer sehr gefreut.
Zur Weihnachtstradition im Hause Link gehörte es auch, dass der Weihnachtsbaum selbst aus dem Wald geholt wurde. Man ist zusammen mit der Familie, ungefähr eine Woche vor Heiligabend, in den Wald gefahren, hat sich den schönsten Baum herausgesucht und diesen an Ort und Stelle gefällt. Dann kam der Baum mit nach Hause, wo er zunächst von Schnee befreit und getrocknet wurde. Anschließend durften die Kinder diesen kunterbunt schmücken. Bei der Gestaltung war ihnen freie Hand gegeben. An den Baum kamen selbstgebastelte Figuren, Weihnachtskugeln und viele kleine Weihnachtskerzen.
Danach ging es nach draußen, es wurde im Schnee gespielt und ein Schneemann gebaut. Damals lag in der Adventszeit immer viel Schnee. Mittlerweile, in der schnelllebigen Zeit angekommen, gibt es Nikoläuse, Adventskalender und Geschenke in Hülle und Fülle. Auch der Baum wird nicht mehr selbst geschlagen, sondern beim Händler gekauft. Der Konsum und die Masse stehen dabei im Vordergrund. Wir wollen immer mehr und geben uns nur selten mit dem zufrieden, was wir haben.
Dabei sind es die kleinen Dinge, die einen besonders mit Wärme erfüllen. Zeit mit der Familie verbringen, einen Winterspaziergang mit meinem Hund Oskar oder auch einen Glühwein am Weihnachtsmarkt trinken – das bereitet mir die größte Freude.
Die Weihnachtszeit ist für Freunde und Familie da, denn wenn es draußen kälter wird, rücken wir in unseren Herzen näher zusammen. Wir alle sollten wieder die kleinen Dinge im Leben mehr schätzen und genießen – und uns wieder darauf besinnen, worum es im Advent und an Weihnachten geht.
Text: Friedolin Link
Foto: René Ruprecht / Montage: Jessica Klement
Friedolin Link (75) ist Bürgermeister der Gemeinde Hausen und dienstältester Bürgermeister in Bayern.
In der Kolumne "Rhöner Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.