Ich habe schon immer gerne Plätzchen gebacken, obwohl ich selbst fast keine esse. Viel lieber war und ist es mir bis heute, mit den selbstgebackenen Plätzchen anderen eine Freude zu machen.
Einer der dankbarsten Abnehmer war Onkel Rudolf. Mit seinen 74 Jahren liebte er Kokosmakronen über alles. Am meisten die mit Marzipan und Rum. Und deshalb habe ich diese jedes Jahr extra für ihn gebacken. Die ersten gab es immer zu Nikolaus.
Kokosmakronen sollten pünktlich zum Nikolaus ankommen
1996 reiste Onkel Rudolf mit meinem Vater Ende November für drei Wochen zum Segelfliegen nach Gariep Dam in Südafrika und war somit am 6. Dezember nicht zu Hause. Aber dennoch wollte ich, dass er wie jedes Jahr die Makronen an Nikolaus bekommt. Da kam mir die Idee, die Plätzchen kurz vor der Abreise der beiden zu backen und meinem Vater im Koffer mit auf die über 9000 Kilometer lange Reise zu geben.
Die Begeisterung bei meinem Vater war anfangs nicht sehr groß, da er sie ja in seinem Koffer transportieren musste. Aber er hat es letztendlich gemacht. Weihnachtlich verpackt in einem Stoffbeutel in Stiefelform sind die Kokosmakronen Ende November mit auf große Reise nach Südafrika gegangen.
Dort wurden sie im Zimmer versteckt. Die Makronen sollten ja eine Überraschung sein. Am 6. Dezember war es dann soweit. Der Kellner im Hotel hat am Morgen von meinem Vater das Nikolausgeschenk in die Hand gedrückt bekommen und übergab es meinem Onkel beim Frühstück. Onkel Rudolf war sichtlich gerührt, als er den Inhalt entdeckte und wusste gleich, dass diese von mir sind.
Durch die Lagerung bei den sommerlichen Temperaturen in Südafrika waren die Makronen inzwischen steinhart geworden. Das hat aber die Freude über die Plätzchen aus der Heimat nicht getrübt und sie wurden trotzdem alle aufgegessen.
Text: Nicole Seemann
Foto: Katharina Link / Montage: Anne Schmidhuber
Nicole Seemann (52) ist 1. Vorsitzende des Vereins Aktives Mellrichstadt.
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