Am Ende einer unaufgeregten Sitzung des Bad Neustädter Stadtrates am Donnerstag hat es dann doch ordentlich geraucht. Und das war eigentlich auch abzusehen, nachdem das Thema Shisha-Lounge im Triamare in den vergangenen Tagen viel Dampf produziert hat. Johannes Benkert von der Neuschter Liste nutzte unter dem Punkt Verschiedenes die Gelegenheit zu einer harschen Kritik an der Shisha-Entscheidung für das Rhön-Grabfelder Vorzeige-Freibad.
Kaum war bekannt geworden, dass die neuen Pächter des Triamare-Kiosks eine abgetrennte Lounge für Shisha-Raucher eingeführt haben, meldeten sich Fachleute wie der Schweinfurter Lungenarzt Dr. Guido Rose (Burghausen) zu Wort oder Bernhard Roth, der ehemalige Leiter der Erziehungsberatung der Caritas für den Landkreis. Sie wiesen auf das gesundheitlich umstrittene Shisha-Rauchen hin und fanden die Einführung von Wasserpfeifen alles andere als vorbildgebend.
Harsche Kritik von Johannes Benkert
Vor diesem Hintergrund stand die harsche Kritik von Johannes Benkert an der Entscheidungsfindung in der Verwaltung. Zuallererst zeigte sich Benkert verärgert, als Referent für das Triamare in die Entscheidungsfindung nicht eingebunden gewesen zu sein und fragte, wie man sich im Rathaus die Arbeit eines Referenten vorstelle. Von Bürgermeister Michael Werner kam dazu zurück, dass sich viele andere Referenten im Rathaus meldeten und sich informierten.
Auf Benkerts Nachfrage, wer genau die Erlaubnis zur Einrichtung der Shisha-Lounge erteilt habe, sagte Werner, dass die Entscheidung von Triamare-Betriebsleiter Joachim Stöhr, Stadtwerke-Chef Ulrich Leber und ihm selbst als Bürgermeister getroffen worden sei. Grund sei gewesen, dass der Pächter eine wirtschaftliche Perspektive über den bloßen Kiosk-Betrieb hinaus brauche.
"Ich finde diese Entscheidung relativ unmöglich", gab Johannes Benkert in seiner Erwiderung den Ton vor. Eine Shisha-Lounge passe nicht. Die Außenwirkung sei mehr oder weniger fatal, "man hält uns für bekloppt", formulierte es der Stadtrat der Neuschter Liste. "Das ist für alle Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich in der Suchtprävention arbeiten, ein Schlag ins Gesicht", so Benkert in seiner Wortmeldung.
Benkert: "Da werden Kinder angefixt"
Er verwies auf die vielfältigen Bestrebungen hin, das Rauchen aus dem öffentlichen Raum weitgehend zu verdrängen. Dieser Form der Subkultur jetzt so einen Platz zu geben, sei ein "falsches Vorbild", schimpfte Benkert. "Am Ende werden da auch Kinder angefixt", so die Befürchtung des Stadtrates. Auch aus seiner eigenen Familie habe er bereits entsetzte Reaktionen auf das Angebot erfahren. "Die Stadt muss dieses Angebot so schnell wie möglich unterbinden, die Entscheidung dazu ist ignorant und verantwortungslos", zürnte Benkert.
Bürgermeister Michael Werner betonte, dass Wasserpfeifen erst ab 18 Jahren zugänglich sind. Man sei froh gewesen, dass sich für einen Pächter durch ein neues Konzept eine langfristigere Perspektive ergebe. Es gebe auch positive Reaktionen auf das Angebot. Die medizinischen Bedenken zum Wasserpfeifen-Rauchen könne er nachvollziehen. Auf der anderen Seite könnte man dann aber auch fetthaltige Pommes und Süßigkeiten für bedenklich halten, so Werner zum viel diskutierten Shisha-Thema.
Stadtrat will entscheiden
"Aber wir können gerne den Stadtrat entscheiden lassen", so der Bürgermeister und wollte sogleich die Abstimmung herbeiführen. Wirtschaftsreferent Robert Foidl (Freie Wähler) sprach sich für eine Vertagung aus. "Wir sollten erst das Gespräch mit den Pächtern suchen und uns dann ein Urteil bilden", so der Stadtrat unter dem zustimmenden Nicken vieler Stadträtinnen- und Räte. In einer der nächsten Sitzungen soll das Thema also behandelt werden.