Die Berichterstattung über das blaue Nordheimer Haus hat eine ganze Reihe von Kommentaren und Leserbriefen ausgelöst. Dabei sind durchaus viele zustimmende Kommentare eingegangen: "Das sieht toll aus! Nicht kitschig, nicht schlecht gemacht, einfach ein echter Hingucker! Kämpft um euer tolles Haus!" oder "Persönlich finde ich die blaue Farbe am Fachwerk doch äußerst ungewohnt. Aber ich muss zugeben, dass mir das tatsächlich gefällt! Insbesondere harmoniert das mit der Farbe der Dacheindeckung und der weißen Farbe am Mauerwerk perfekt. Das Fachwerk ist von außen 1A hergerichtet!"
Ist die Satzung auf dem neuesten Stand?
Weitere Kommentare beziehen sich auf die Gestaltungssatzung der Gemeinde Nordheim. "Es sieht fantastisch aus und wird sicher ein Anziehungspunkt für Nordheim werden. Da sollte der Gemeinderat sich noch mal die Gestaltungssatzung zur Brust nehmen." Die Gestaltungssatzung der Gemeinde stammt aus dem Jahr 1978 und sieht für Fachwerk ausschließlich dunkle Farbanstriche vor.
Der Schreiber eines Leserbriefs äußerte sich so: "Mir jedenfalls gefällt das Haus sehr gut, im Gegensatz zu den vielen alten braunen und schwarzen. So ein Farbtupfer kann doch Nordheim nur gut tun. Vielleicht könnte die Gemeinde ja, bevor es zu einem Rechtsstreit kommt, einfach mal die uralte Gestaltungssatzung ändern und den Bürgern nicht solche Auflagen erteilen, zudem es hier um kein denkmalgeschütztes Haus geht."
Aufgrund der Berichterstattung übersandte die ehemalige Eigentümerin unserer Redaktion ein Foto, wie das Haus früher aussah. Irmi Formella und ihr Mann Thomas Formella waren überrascht, als sie die neue Farbgebung sahen. "Es ist gewöhnungsbedürftig. Uns ist wichtig, dass die neuen Eigentümer das Haus nicht verkommen lassen. Sie machen was draus."
Was sagt der Bürgermeister dazu?
Gerade der Aspekt, dass alte Häuser saniert und wieder hergerichtet werden, wurde von mehreren Schreibern von Kommentaren erwähnt. Und auch, dass die Farbe Blau an einem Fachwerkhaus nichts Neues sei, wurde kommentiert. Allerdings hinkt der Vergleich ein wenig. Als Beispiel wurde ein Fachwerkhaus in Sondheim/Grabfeld herangezogen, das 2004 mit dem Denkmalpreis bedacht wurde. Das schwarz-weiße Fachwerk schmückt blau angestrichene Fensterläden. Sie sind allerdings in einem Dunkelblau gehalten und entsprechen, laut der Eigentümerin, dem historischen Vorbild.
Zurück zum Haus in Nordheim. "Ich fände es furchtbar schade, wenn die Gemeinde Nordheim so stur auf ihren Paragrafen beharren würde", heißt es in einem Kommentar. Was sagt Bürgermeister Thomas Fischer dazu? Er sieht die Gestaltungssatzung keineswegs als veraltet oder altbacken an. "Fränkische Tradition veraltet nicht", betont er. Es sei irrelevant, dass die Satzung aus den späten 70er Jahren sei. "Mein Führerschein von 1979 gilt ja auch noch", meinte er.
Dennoch werde die Gemeinde die Gestaltungssatzung überarbeiten, aber nicht hinsichtlich der Farbgebung, sondern, um entsprechend den Erfordernissen der Zeit auch Fotovoltaikanlagen zuzulassen. Fischer ist überzeugt, dass die Vorgaben der Gestaltungssatzung in Bezug auf die Farben zeitgemäß ist. "Urlauber, die zu uns kommen, wollen den gemütlich fränkischen Stil sehen." Dass Fachwerk in anderen Regionen durchaus auch in anderen Farbtönen gestrichen wird, das möchte Fischer nicht bestreiten. Es habe eben jede Region eine andere Tradition. "Nur weil wir keine leuchtenden Farben zulassen, sind wir aber nicht verschlafen."
Auch das Fernsehen berichtete
Mittlerweile sei auch das Fernsehen auf die Thematik aufmerksam geworden. "Es wurden Passanten angesprochen, die zum größten Teil nicht aus Nordheim sind", stellte der Bürgermeister fest. "Die Berichterstattungen sind extrem gekürzt und bringen den Sachverhalt nicht korrekt rüber. Mir war vorher klar, dass die Berichterstattung eher negativ für die Gemeinde ausfällt. Ich wollte aber nicht, dass es heißt, der Bürgermeister war für eine Stellungnahme nicht erreichbar."
Die Gemeinde werde nun bis Mai abwarten. Solange haben die Eigentümer Zeit, die Fassade und das Fachwerk neu zu streichen, in einer der Gestaltungssatzung entsprechenden Farbe. "Der Gemeinderatsbeschluss ist gefasst, das Landratsamt wird die Aufforderung an die Eigentümer weiter leiten. Bis Mai haben wir keinen weiteren Handlungsbedarf", so der Bürgermeister abschließend.
Ein Dank an Frau Eckert für die schönen Fotos.
Und nicht vergessen: Die jetzigen Eigentümer haben dieses "Problem" verursacht.
ist (auch) Blau eine "uralte Farbe" (Färberwaid, allerdings zumeist bei Stoffen verwendet) und ich wüsste nicht was gegen blaues Fachwerk sprechen sollte.
"Es wurden Passanten angesprochen, die zum größten Teil nicht aus Nordheim sind", stellte der Bürgermeister fest.
Sind das nicht genau diese Urlauber?
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Normalerweise hält die blaue Farbe böse Geister fern, hat hier nicht funktioniert.
Schöne Weihnachten im schönen Haus.
Leider muss ich dem Bürgermeister da widersprechen. Sein Führerschein von 1979 ist nicht dauerhaft gültig. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer sind noch mit dem alten Papierführerschein, dem sogenannten grauen oder rosa „Lappen“ unterwegs. Diese Dokumente verlieren ab dem 19. Januar 2022 schrittweise ihre Gültigkeit und müssen durch den einheitlichen Kartenführerschein der Europäischen Union ersetzt werden.
Vielleicht wäre es jetzt auch an der Zeit etwas Farbe in Nordheim zuzulassen?
Zitat:"Fränkische Tradition veraltet nicht"; aber darf sich fränkische Tradition nicht weiter entwickeln? Tradition muss nicht alt sein, irgendwann beginnt eine neue Tradition.
Vielleicht ist der Bürgermeister einfach für die heutige Zeit zu "Altbacken"?
https://www.fachwerk.de/fachwerkhaus/entstehung.html
Man kann aber auch argumentieren, dass dieses Haus einfach nur so viel toller aussieht, als dieser oktroyierte gedeckte Pastell-Einheitsbrei … und um das zu erkennen, muss man es halt nun mal sehen.
Das Fachwerk kommt so um Länger besser zur Geltung.
Es wird einem ja angst und bange, wenn man Sätze liest wie "Urlauber, die zu uns kommen, wollen den gemütlich fränkischen Stil sehen.".
Um Himmels Willen, Herr Bürgermeister – glauben Sie wirklich, die unterfränkische Urlaubsmetropole Nordheim erleidet wegen dieses Hauses einen langfristigen Tourismus-Einbruch? Im Ernst jetzt? Hundert Euro ins Phrasenschwein, bitte!
Wie andere schon geschrieben haben – man sehe sich nur mal die Häuser in der unmittelbaren Umgebung an. Das Haus ist ein Lichtblick!
Wer blindlings der Tradition folgt, der kann sich auch nicht weiterentwickeln…
Und wenn ich mir die Bilder so ansehe - Entwicklung wäre gut!
Die Farbe blau aber weiterhin nicht .
Wahnsinn , was unser Amtsschimmel wieder wiehert .
Die Bürokratie gewinnt wie immer, Kommunikation findet weiterhin nicht statt
und so schnell wird keiner mehr ein Haus in Nordheim renovieren , wenn es an
der Farbe scheitert .