
Es war ein Verstoß gegen die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte: Im Nachbarlandkreis Schmalkalden-Meiningen, der schon seit längerem einer der Corona-Hotspots in Deutschland ist, trafen sich am Sonntagabend zu Maria Lichtmess rund 90 Narren zu einem nicht genehmigten Faschingsumzug. Schauplatz des Geschehens war das thüringische Jüchsen, das etwas mehr als 20 Kilometer nördlich von Bad Königshofen liegt und neben Wasungen als eine der Faschingshochburgen in Thüringen gilt.
Auch Karnevalisten im Landkreis Rhön-Grabfeld schütteln nur den Kopf über die Aktion, die wohl aufgrund eines Aufrufs in den sozialen Medien zustande kam.„Der Vorfall hat gezeigt, dass so etwas grundsätzlich möglich ist, wenn sich nur genügend Leute über das Internet dazu verabreden“, meint etwa Marco Wicht, seit 16 Jahren Vorsitzender der Wargolshäuser Karenevallsgesellschaft (WAKAGE). Dass so etwas auch in anderen Faschingshochburgen vorkommen könne, sei deshalb nicht auszuschließen. „Wir von der WAKAGE distanzieren uns deutlich von solchen illegalen Faschingsumzügen und hoffen sehr, dass so etwas in unserem Landkreis nicht passiert.“ Er gehe davon aus, dass die Polizei die Örtlichkeiten, an denen die Faschingsumzüge abgesagt werden mussten, fest im Blick hat und dort an den kommenden Wochenenden verstärkt Streife fährt. „Ich appelliere eindringlich an alle Faschingsfreunde, keine Faschingsumzüge auf eigene Faust zu organisieren“, betont der Vorsitzende der Wargolshäuser Karnevalsgesellschaft. Für den Jüchsener Karnevalsclub sei der illegale Umzug natürlich wenig erfreulich gewesen. „Ich hoffe, dass die deutliche Distanzierung des Clubs auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird“, so Marco Wicht, der darauf hinweist, dass die WAKAGE seit längerem Kontakte zu den Jüchsener Karnevalisten pflegt. „Es gab in der Vergangenheit schon einige gegenseitige Gastbesuche.“

Auch Volker Gue, seit 2016 der Präsident der Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft (MKG), ist verärgert über den illegalen Faschingszug „einiger weniger schwarzer Schafe“, wie er es ausdrückt. „So etwas ist in der jetzigen Zeit völlig verantwortungslos und geht gar nicht“, schimpft der Mellrichstädter Karnevalist. „Mit solchen Aktionen wird der gesamte Fasching in Verruf gebracht.“ Es sei nun mal eine schwierige Zeit und in einer Pandemie fielen eben auch die öffentlichen Faschingsveranstaltungen aus. „Deshalb ist es gut, dass sich der Fastnachtsverband Franken so energisch von dem illegalen Umzug in Jüchsen distanziert hat.“ Dass sich so etwas an den kommenden Wochenenden auch im Landkreis Rhön-Grabfeld wiederholen könnte, hält Gue nicht für gänzlich ausgeschlossen. „Ich gehe aber davon aus, dass es bei uns nicht dazu kommen wird,“ so Volker Gue, der wie Marco Wicht an alle Freunde des Faschings appelliert, keine illegalen Umzüge oder ähnliche Veranstaltungen zu organisieren.

Deutliche Worte findet auch Roland Umhöfer, seit sechs Jahren Vorsitzender des Trappstädter Carnevalvereins (TCV). Er distanziere sich von der Aktion in Jüchsen und hoffe, dass die Faschingsfreunde bei uns vernünftiger seien. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass es irgendwo im Landkreis Rhön-Grabfeld zu so einem nicht genehmigten Umzug wie in Jüchsen kommt. „Lasst den Quatsch“ - so der eindringliche Appell auch von Roland Umhöfer an alle Jecken, in den letzten Faschingstagen vernünftig zu bleiben und sich entsprechend den Corona-Einschränkungen zu verhalten.