zurück
Heustreu
Stimmen der Fraktionen zum Rhön-Grabfelder Haushalt: "Gut aufgeräumt" mit einigen "faulen Äpfeln"
Der Haushalt des Landkreises ist beschlossen. Das Klimakonzept und der ÖPNV sind zentrale Themen, über die nicht unbedingt Einigkeit herrscht.
Der Landkreis muss sein Geld zusammenhalten und darf das Investieren nicht vergessen. Auch der Haushalt 2022 ist wieder einmal ein Spagat, den die Fraktionen entsprechend kommentieren.
Foto: Monika Skolimowska | Der Landkreis muss sein Geld zusammenhalten und darf das Investieren nicht vergessen. Auch der Haushalt 2022 ist wieder einmal ein Spagat, den die Fraktionen entsprechend kommentieren.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:31 Uhr

Der Landkreis hat einen neuen Haushalt, verabschiedet mit den Gegenstimmen der Grünen und der Linken. Ein neuer Haushalt ist traditioneller Anlass für eine grundsätzliche Beurteilung durch die Fraktionssprecher, so war es auch bei der Haushaltssitzung in der Festhalle Heustreu.

"Wir können einigermaßen aufgeräumt in die Zukunft schauen", kommentierte es der Freie Wähler Eberhard Streit für seine Fraktion. Positiv sieht er die Senkung des Schuldenstandes in den vergangenen Jahren. Die geplante Neuverschuldung von 3,1 Millionen Euro sei alles in allem solide gerechnet, doch es müssten weitere Projekte auf den Prüfstand. Die zu viel erhaltene Gewerbesteuer in Bad Neustadt werde sich in erheblichem Maße negativ auf die Kreisumlage auswirken, deshalb sei Vorsicht geboten bei zukünftigen Planungen. Über die gute digitale Ausstattung der landkreiseigenen Schulen freut sich Streit. Doch bei den Folgekosten durch ständig zu erneuerndes Equipment seien auch Hilfestellungen des Staates gefragt.

Schülerwohnheim-Projekt läuft aus dem Ruder

Auch die Fraktion der Freien Wähler hat Sorge, dass das Projekt eines Schülerwohnheimes für die Berufsschule aus dem Ruder läuft, mittlerweile haben sich die angepeilten Kosten verdreifacht. "Elf Millionen sind kein Pappenstiel", so Streit. Auch die CSU will einen Blick auf die Baukosten werfen. Aber das Schülerwohnheim sei ein "Baustein für eine moderne Bildungslandschaft in unserem Landkreis". Für die Jakob-Preh-Berufsschule sei der Neubau des Schülerwohnheims "von elementarer Bedeutung", sagte SPD-Fraktionssprecher René van Eckert. Doch auf unnötigen Schnickschnack bei der Realisierung könne man verzichten.

Sorgenkind MVZ

Eberhard Streit war nicht der einzige, der das enorme Defizit des MVZ in Bad Königshofen monierte. Es sei als Instrument wichtig, die fachärztliche Versorgung auf dem Land zu sichern und es gehe dabei nicht um Gewinnerzielung für den Landkreis. Das Defizit von rund 600.000 im Jahr müsse minimiert werden. Auch die SPD-Fraktion mit René van Eckert sieht hier dringenden Gesprächsbedarf und will gerne Verbindungen ins Bundesgesundheitsministerium nutzen. Aber auch die Bayerische Staatsregierung sei gefordert. Karl Graf von Stauffenberg für die FDP war sich sicher, dass ein solches MVZ wesentlich wirtschaftlicher arbeiten könne.

Klimaschutzkonzept und die Selbstverwaltung

Auch das Klimaschutzkonzept des Landkreises kam in den Stellungnahmen der Fraktionen zu Wort. Wie schon an anderer Stelle betonte Streit: Der Handlungsbedarf in Sachen Umwelt sei unbestritten. Zielführend seien aber alle Bemühungen nur, wenn sich jede Institution den Aufgaben widmet, "die im eigenen Zuständigkeitsbereich liegen", wie es Streit formulierte. "Konzepte, die nicht unseren Handlungsrahmen betreffen, sind (...) zumindest fragwürdig", so Streit, der an erster Stelle die einzelnen Kommunen als Agierende sieht. SPD-Fraktionssprecher René van Eckert kritisierte abermals, dass das Klimaschutzkonzept aus Förderungsgründen von einem externen Büro entwickelt werden soll. Wichtig sei die Einbindung der einzelnen Gemeinden. Auch die CSU will "endlich loslegen" beim Klimaschutzkonzept, wie Juliane Demar in Vertretung von Bastian Steinbach formulierte. Ein energieautarker Landkreis, mehr Elektromobilität und auch Wasserstoff-Technik. Demar wünscht sich ein "zielgerichtetes Diskutieren aller Parteien".

Kritik an den bisherigen Klimaschutzbemühungen kommt von den Grünen. Birgit Reder-Zirkelbach vermisste in ihrer Ansprache "eine adäquate finanzielle Ausstattung für die Aufgaben Klimaschutz und Klimaneutralität" im Haushalt, auch die personellen Ressourcen seien zu knapp bemessen. "Zeitkritische Aufgaben" müssten schon vor Erstellung des Klimakonzeptes angegangen werden, drängte sie.

Grabfeld-Stern und Azubi-Shuttle

Seit Jahren wird an dem ÖPNV-Prestigeobjekt "Grabfeldstern" im Landkreis gefeilt, das auch die Freien Wähler als innovativ sehen. Mit den enormen Kosten sehen sie den Landkreis derzeit aber überfordert. Neue Techniken wie autonomes Fahren und smarte Logistikkonzepte müssten mit aufgenommen werden. SPD-Mann van Eckert beklagt, dass der Freistaat die Landkreise bei der Entwicklung des ÖPNV "im Regen stehen" lasse. Das Pilotprojekt "Grabfeldstern" leidet nun unter der gekürzten Förderquote. "Die SPD-Kreistagsfraktion ist noch nicht bereit, das Pilotprojekt aufzugeben", so van Eckert. Was den Azubi-Shuttle angehe, für den die Förderung auslaufe, plädiert die SPD für eine Fortführung des Projekts, 150.000 Euro sollten im Haushalt dafür vorgesehen werden.

Die Grüne Birgit Reder-Zirkelbach fragte, ob es dem Kreistag wirklich ernst sei mit dem ÖPNV-Projekt Grabfeldstern oder ob es doch nur "eine Luftnummer" gewesen sei. Wenn die Kommunen die Verbesserung des ÖPNV zum Beispiel mit Bürgerbussen stemmen müssten, dann müsste es auch eine finanzielle Entlastung zum Beispiel durch die Senkung der Kreisumlage geben, so Reder-Zirkelbach.

Ein Korb mit zu vielen faulen Äpfeln?

René van Eckert von der SPD freute sich, dass das Programm zur Schwimmförderung fortgesetzt wird. Zusammenfassend befanden sich für Bündnis 90/Die Grünen im "Korb" des Haushaltsentwurfs zu viele faule Äpfel, weshalb sie den Entwurf ablehnten. Übereinstimmend waren sich die Fraktionen einig, dass die Kostenentwicklung bei Bauprojekten wie dem Museumsdepot kritischer geprüft werden müsse. Von der CSU kam der Wunsch nach mehr ökologischer Bauweise, die Grünen forderten parallel zur Klimawende eine "Bauwende", zu der die Wiederverwendung von Baustoffen, insbesondere aber auch die Prüfung einer Weiternutzung wie beispielsweise beim alten Kreiskrankenhaus gehörten. Michael Custodis von der Wählerinitiative Bad Königshofen unterstützte für seine Fraktion den Haushaltsentwurf.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Heustreu
Gerhard Fischer
Bastian Steinbach
Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung
Bündnis 90/ Die Grünen
CSU
Claus Schenk Graf von Stauffenberg
Eberhard Streit
FDP
Freie Wähler
Juliane Demar
Karl Graf
Michael Custodis
René van Eckert
SPD
SPD-Fraktion
Streitereien
Äpfel
Öffentlicher Nahverkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • zwrecht@aol.com
    Das MVZ wurde früher als Tochter des Kreiskrankenhauses geführt. Die Verrechnungen von MVZ und Kreiskrankenhaus führten zu den Verlusten, die angeführt wurde um das Kreiskrankenhaus wegen Unwirtschaftlichkeit an das Rhön-Klinikum zu verkaufen. Jetzt ist das Kreiskrankenhaus fort und das Defizit von rund 600.000 € kann nicht mehr verschoben werden, es liegt am MVZ . Wieso diese künstliche und plötzliche Aufregung über die Verluste des MVZ ! Ihr liebe "Schildbürger" - äh Kreistagssabgeordnete habt das genau so gewollt. Daher nicht beschweren, oder einfach mal vorher drüber nachdenken, weshalb eine Institution, die seit Jahrezehnten ganz erhebliche Verluste an einem Standort gemacht hat nun nachdem man das noch auf drei Kostenstandorte verteilt weniger Verluste machen soll ? Einfach mal ehrlich zu sich selber sein und vorher überlegen, wenn man bei den Abstimmungen der Landratsvorschlägen blind die Hand hebt. Net immer nur "Knaugen"
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten