Nach langwierigen Verhandlungen hat die Diözese Würzburg das einstige Familienbildungs- und Mehrgenerationenhaus St. Michael an die Stadt Bad Königshofen verkauft. Zum Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart, sagte Finanzdirektor Sven Kunkel. Man habe das Haus unter dem eigentlich vorgesehenem Betrag verkauft. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich sich sozial verträgliche Lösungen gefunden.
Eine schwere Belastung für Bad Königshofen
Bürgermeister Thomas Helbling sprach von einem schweren Schlag, den die Stadt Bad Königshofen durch die Schließung erlitten habe. Immerhin fehlen nun pro Jahr rund 10.000 Übernachtungen. Diese Steigerung war der einstigen Geschäftsführerin Anne Hüttner und ihren Ideen, das Haus bekannter zu machen und noch weiter zu öffnen, zu verdanken. Die Planungen der Kur und der Stadt Bad Königshofen, bei den Übernachtungen die 100.000 der Grenze zu erreichen, seien mit der Schließung zunichtegemacht worden.
Nachdem die Stadt Bad Königshofen eine neue Grundschule bauen muss, habe man mit dem Kauf nun neue Optionen. Hingewiesen hat das Stadtoberhaupt darauf, dass man mit der Kirchenstiftung am Montag einen Vertrag geschlossen habe. Sie kann ab sofort städtische Einrichtungen wie das Kulturarsenal Darre sowie den großen und kleinen Kursaal für ihre Veranstaltungen nutzen.
Auf Nachfrage sagte Finanzdirektor Sven Kunkel, dass man der Kirchengemeinde zugesichert habe, die anfallenden Kosten für diese Räumlichkeiten zu übernehmen. Bürgermeister Thomas Helbling verwies darauf, dass die Stadt auch den Mietvertrag für die Räume des Nordflügels im Haus St. Michael übernimmt. Dort sind aktuell afghanische Ortskräfte untergebracht. Insgesamt befinden sich aktuell 250 Flüchtlinge in der Stadt.
Rückzug des Bistums aus der Rhön
Von einem Abriss einige Gebäude ist aktuell nicht mehr die Rede. Man werde zunächst mit Architekten überlegen, inwieweit der "Altbau" für Schulräume genutzt werden könnte. Weitere Überlegungen betreffen die Küche, die für die Mittagsbetreuung künftig ideal wäre. "Das Haus ist also eine Ergänzung zum Schulviertel."
Die Entscheidung der Diözese, das Haus abzugeben, ist für Thomas Helbling nach wie vor nicht nachvollziehbar. Das sah auch die stellvertretende Landrätin Eva Böhm so, die neben dem Haus St. Michael die Aufgabe der Thüringer Hütte erwähnte. "Wir waren im Landkreis überrascht und bestürzt und sehen einen Rückzug der Kirche, die uns noch prägt." Die Frage stehe nach wie vor im Raum, warum die Bistumsleitung in einer Zeit des Bedarfs an Familiensozialarbeit und Umweltbildung diese wichtigen Einrichtungen schließt. "Ich kann diese Frage immer noch nicht beantworten." Zum Kauf durch die Stadt Bad Königshofen stellte Eva Böhm fest, dass es gut sei, dass die Kommune sich ihrer städtebaulichen Verantwortung bewusst ist und eine sinnvolle neue Nutzung plant.
Eine Epoche geht zu Ende
Dekan Andreas Krefft erinnerte an schöne Stunden bei Tagungen im Haus St. Michael. "Wir waren hier zu Hause." Man habe getrauert, als man von der Schließung erfuhr, aber das Leben gehe weiter. Das gelte auch für die Zukunft der Thüringer Hütte.
Zuvor hatte Generalvikar Jürgen Vorndran von einem historischen Schritt gesprochen. 75 Jahre lang habe das Haus vor allem jungen Menschen als Bildungsstätte gedient (wir berichteten). Durch den Verkauf erfahre es eine erneute Transformation, die dem Ziel der "größtmöglichen Zukunftssicherung" diene. Es sei schmerzhaft, dass eine Epoche zu Ende geht, sagte der Generalvikar.
Christine Schrappe, Leiterin der Hauptabteilung Bildung und Kultur, betonte, dass auch nach Verkauf des Hauses Sankt Michael für die Menschen in der Region weiterhin Bildungsarbeit stattfindet. Ein Bildungskoordinator für die gesamte Region Schweinfurt habe die Aufgabe, Bildungsarbeit zu unterstützen.