Was für einen Lärm es braucht, um in die Stille zu kommen. Das Dröhnen erschüttert den ganzen Körper. Im Motorenraum des Arnsberg-2-Liftes kümmert sich Matthias Adrian um die 50 Jahre alte Diesel-Maschine. Aussetzer sind der Feind des Liftbetreibers. Aber alles ist in Ordnung, der donnernde Motor rattert munter drauf los. Hier ist eine Satzfloskel fast schon schmerzhaft Wirklichkeit: Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr.
Der feine Klang der Skikanten
Oben am Berg dann: Ruhe. Der Schnee schluckt fast alle Geräusche. Gespräche dringen nur gedämpft ans Ohr. Gleich ist man mit sich allein und dem feinen Klang, den die Skikanten erzeugen beim Durchschneiden des Schnees.
Auf der Gipfelstation des Arnsbergliftes wacht heute Seniorchef Gustav Schrenk persönlich im Kabuff auf Stelzen, dass der Lift reibungslos läuft und rechtzeitig bremst, wenn jemand aus dem Bügel gefallen ist.
Die Achse des Wintersports in der bayerischen Rhön
Die Achse des bayerischen Wintersports Oben auf dem Gipfelplateau ragt ein vereistes Holzkreuz in den Rhöner Himmel. Von dort geht der Blick hinüber zum Kreuzberg. Durchschnitten ist das Landschaftspanorama nur von der Verbindungsstraße hoch zum Kloster.
Das bildet die Achse des Wintersports in der bayerischen Rhön. Kreuzberg. Der Berg! „Warst du auf dem Berg?“, fragen die Einheimischen. Als gäbe es nur eine wirkliche Erhebung in der Rhön. Ein Stück davon ist das Reich von Thomas Fuß. Seit Jahr und Tag Betreiber der Skilifte am Kreuzberg. „Das ist mein Lebenswerk“, sagt Fuß.
Achter-Karte wird abgeknipst
Rothang, Blicklift, Dreitannen: Gleich auf drei Wegen kann der Skifahrer und Snowboarder die Gipfelstation erreichen. Es gibt keine Drehkreuze oder Ticket-Automaten. Die Achter-Karte wird von Hand geknipst. Die Preise für eine Tageskarte haben ebenfalls etwas Nostalgisches verglichen jedenfalls mit denen in den Alpen. Im Liftwärter-Häuschen Oben in der Gipfelstation läuft im Wärterhäuschen ein kleiner Gasofen. Winfried Greibel ist trotzdem warm eingepackt.
Sein Dienst geht, solange die Lifte laufen. In Reichweite sind die Notknöpfe, falls es irgendwo hakt. Eine Armatur von Kippschaltern steht auf dem Tischchen, die schon Dutzende Rhöner Winter erlebt haben dürfte. Vieles hier ist wunderbar aus der Zeit gefallen. Und lässt sich nicht stören von den knalligen Farben der sportlichen Carver und lässigen Snowboarder, die links und rechts um die Haflinger Alm hinunter zur Talstation des Blicklifts kurven. Ein Skitag ist nichts wert ohne einen Einkehrschwung.
Einkehrschwung darf nicht fehlen
Drei Hütten gibt es verteilt auf dem Arnsberg. Am Kreuzberg ist es neben der Klosterwirtschaft die Gemündener Hütte, in der die Gäste mit ihren Skischuhen klappern und durch ihre beschlagenen Brillen Orientierung suchen.
Die Leberknödelsuppen dampfen, in der Küche herrscht Gewusel. Mit dem Motorschlitten wird der Nachschub angefahren, und seien es Toilettenpapier oder Bierfässer. Der Rhön-Yeti Die werden vor allem an den Wochenenden gebraucht.
Dann tummeln sich Skifahrer und Wanderer, Schlittenfahrer und vielleicht noch einige Snow-Kiter auf dem Kreuzbergsattel am heiligen Berg der Franken. Zwischen verschneiten Bäumen ziehen Tourengeher ihre Spur Richtung Berggipfel. Und dann ist da noch ein Trüppchen schweißgebadeter, aber glücklicher Menschen, die mit dem Rhön-Yeti André Schmitt auf Schneeschuhtour Richtung Kreuzberg-Gipfel durch die weiße Pracht stapfen. Wo viele Menschen sind, passieren Unfälle.
Bergwacht steht parat
Die Bergwacht Bischofsheim hat ihre Hütte nahe der Lift-Gipfelstation frisch renoviert. 2500 ehrenamtliche Stunden haben die Bergwachtler in die Generalsanierung gesteckt, damit den Rhön-Touristen aus der Region im Winter jederzeit Hilfe zuteil wird. Aber heute ist es erst einmal ruhig auf den Pisten. Die vier Ehrenamtlichen um Einsatzleiter Oliver Scheuplein können sich ungestört mit Rippchen und Kraut für den Ernstfall stärken.
Wenn alles gut läuft, bleibt der Akia, der Rettungsschlitten, unbenutzt. Und mit ihm Notfallkoffer, Defibrillator und alles andere Gerät, das im „Rettungsstützpunkt Kreuzberg“ für den Ernstfall lagert. An schneereichen Wochenenden bekommen die Bergwachtler an Arnsberg und Kreuzberg aber ordentlich zu tun. Ein Risiko vergisst man gerne in diesem weißen Reich auf rund 800 Metern Höhe. Ja, es muss nicht immer Davos sein. Glück ist da, wo's Rhöner Schnee gibt.
Das Bischofsheimer Schneetelefon wird täglich am Morgen neu besprochen: ? (0 97 72) 2 12.