Man ruft sie gemeinhin "Landstreicher", "Tippelbrüder" oder, wie im Besengau, "Simmeser", die Bewohner von Simonshof. Es sind Männer am Rand der Gesellschaft, durch Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen. Im Simonshof nahe Bastheim, einer seit 132 Jahren bestehenden Hilfeeinrichtung, finden sie Unterkunft, Arbeit und oft auch das fehlende Zuhause.
Am Buß- und Bettag, dem "Welttag der Armen", schenkten der Würzburger Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann, Vertreter des Caritasverbands für die Diözese Würzburg sowie der Kirchen, des Landkreises und der angrenzenden Gemeinden den Bewohnern des Heimathofes Zeit und Aufmerksamkeit für ihre Anliegen.
Welttag der Armen
In diesem Jahr fand der "Welttag der Armen" zum dritten Mal statt als "konkretes Zeichen der Hoffnung für die Armen", wie es Papst Franziskus fordert. Hoffnung, Zuversicht und Trost sollten vermittelt werden. Bei der vormittäglichen Aussprache, beim gemeinsamen Mittagessen, aber auch beim Rundgang durch den Simonshof fand sich viel Gelegenheit, mit den Bewohnern des Hofes und des Alten- und Pflegeheimes "Camillus-Haus" ins Gespräch zu kommen.
Einrichtungsleiter Albrecht Euring begrüßte Gäste und Bewohner zu einer Gesprächsrunde, die von Michael Nöth moderiert wurde, Ressortleiter der Main-Post für die Rhön. "Nutzen Sie heute die Chance und berichten sie, ob es ihnen am Simonshof gefällt. Geben Sie Verbesserungsvorschläge mit auf den Weg", forderte er die Bewohner auf, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Bischof em. Friedhelm Hofmann erinnerte sich an den Tag, als er vor einigen Jahren die Brücke in den Simonshof eingeweiht hatte. Darüber hätten viele Menschen den Weg in die vom Caritasverband getragene Einrichtung gefunden. Hier würden sie ermutigt und gestärkt werden, den eigenen Lebensweg optimistisch weiterzugehen und sich zu entfalten. "Wenn uns das gelingt, haben wir schon viel erreicht", unterstrich auch Domkapitular Clemens Bieber, der Vorsitzende des Diözesanverbandes.
Ein Ausrufezeichen für die Kirche
Dieser "Welttag der Armen" sei ein wichtiges Ausrufezeichen für die Kirche, um für Schwache dazusein. Der Simonshof solle stets ein Ort sein, wo jeder wertgeschätzt werde. Fasziniert von den vielen verschiedenen Lebenswegen, von den so unterschiedlichen Persönlichkeiten hier im Simonshof zeigte sich Stefan Gerhard, der stellvertretende Leiter der Einrichtung, in der aktuell 99 Bewohner der Wohnsitzlosenhilfe und 91 im Pflegeheim leben.
Landrat Thomas Habermann betonte, dass er nach seinen Besuchen im Simonshof, den er schon von klein auf kenne, nie den Eindruck von Armut habe. Vielmehr habe er das Gefühl, hier werde auch etwas gegen die Armut im Herzen getan. Bastheims Bürgermeisterin Anja Seufert erinnerte an die 160 Arbeitsplätze, die der Simonshof biete.
Anerkennung und Lob gab es aus dem Mund von Angelika Ochs, der Geschäftsführerin des Kreiscaritasverbandes, sowie des stellvertretenden Bürgermeisters von Oberelsbach, Klaus Spitzl. Die Bewohner zeigten sich bei der Gesprächsrunde durchwegs zufrieden und glücklich, hier im Simonshof leben zu dürfen. Ohne Scham erzählten sie aus ihrem Leben. Durch Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes, Alkoholsucht seien sie in den Teufelskreislauf des gesellschaftlichen Abstiegs geraten. Hier am Simonshof seien sie aber aufgefangen worden.
So wie ein ehemaliger Abteilungsleiter aus einer größeren Stadt in Hessen, der vor acht Jahren hierher gekommen ist und dem es nach wie vor gut gefällt im Besengau. Interessant auch jener Bewohner, der schon in jungen Jahren im Simonshof ausgebildet wurde – in der Nachkriegszeit war man auch Ausbildungsstelle – und nun hier nach einem wechselhaften Leben mit vielen Tiefen seinen Lebensabend verbringt.
Auch das Pflegeheim Camillus bietet Geborgenheit
Oder auch jener Mann aus dem nahen Unterwaldbehrungen, der die ganze Entwicklung des Hofes miterlebt hat, in der Schule neben "schwer erziehbaren Jugendlichen" saß und nun im Pflegeheim "Camillushaus" versorgt wird. Mitgebracht hatte er zusätzlich den Wunsch nach einer Verbesserung des Weges zum Simonshöfer Friedhof. Denn der sollte seiner Meinung nach auch mit einem Rollstuhl erreichbar sein.