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Bad Königshofen
Shakehands Arena: Ausverkauft ist nicht gleich voll
Rund 100 Zuschauer verfolgten in der Dreifachturnhalle von Bad Königshofen das Match gegen Schwalbe Bergneustadt. Trotz vieler Auflagen und Regeln war die Stimmung gut.
Ein ursprünglich unbekanntes Bild: Vor so wenig Zuschauern spielte der Bundesligist in der Regel vor acht, neun Jahren in der Bayern- oder Regionalliga. 98 Besucher fanden sich beim ersten Saison-Heimspiel vor Zuschauern gegen den TTC Schwalbe Bergneustadt in der Halle ein.
Foto: Rudi Dümpert | Ein ursprünglich unbekanntes Bild: Vor so wenig Zuschauern spielte der Bundesligist in der Regel vor acht, neun Jahren in der Bayern- oder Regionalliga.
Alfred Kordwig
 und  Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:57 Uhr

Zum ersten Mal seit dem 23. Februar gab es in der Bad Königshöfer Shakehands-Arena Bundesliga-Tischtennis vor Zuschauern.  Zu Gast war damals der Post SV Mühlhausen, den Kilian Ort, Bastian Steger und Mizuki Oikawa vor 563 begeisterten Zuschauern in Rekordzeit von zwei Stunden mit 3:0 besiegten. Dann schob Corona auch in der Halle den Riegel vor.

Zum Saisonauftakt im September kam der TTC Fulda-Maberzell, und es gelang der erste Sieg (3:0) im Derby – ohne Zuschauer: wahrhaftig eine Geister-Kulisse.

Auf diesen Sonntag freuten sich die Spieler und das (Helfer-)Team hinter dem Team wie Kinder auf Weihnachten.  Zu Gast war aus dem Bergischen der TTC Schwalbe Bergneustadt, ein Mitfavorit für die Play-Offs. Er entführte nach dreieinhalb Stunden Kampf (2:3) auf der Rasierklinge völlig humorlos die drei Punkte.

Konzept wie ein Maßanzug

Ums Sportliche kümmerten sich Kilian Ort, Bastian Steger, der Neuzugang Abdel Salifou und Filip Zeljko sowie „the brain“, so der Hallensprecher Jürgen Halbig, „das Hirn“, Headcoach Koji Itagaki. Wirklich an alles hatte das Orga-Team gedacht. Das Hygiene-Konzept passte wie ein Maßanzug. Geträumt hatte man beim TSV einmal davon, 300 Zuschauer einlassen zu dürfen. Als man die nummerierten Sitzplätze mit 1,50 Meter Abstand nach allen Richtungen vermessen hatte, hätte man 158 untergebracht, entsprechend mehr bei Familien-Paketen. Erlaubt waren vom Landratsamt schließlich 120, ermittelt nach dem transparenten Schlüssel von 20 Prozent des Maximal-Volumens. Ausverkauft war – selbstverständlich. „Es kamen aber nur 98, weil einige bestellte Sponsoren-Plätze leer blieben“, so die Information von Geschäftsführer Udo Braungart. Der Blick auf die Tribüne zeigte: Von den sechs Blocks blieben der Einser und der Sechser völlig leer.

Bernd Seufert und Andy Aman (“ich übe das die ganze Woche über daheim”) sorgten für die Reinigung des Tisches.
Foto: Rudi Dümpert | Bernd Seufert und Andy Aman (“ich übe das die ganze Woche über daheim”) sorgten für die Reinigung des Tisches.

Stimmung fast so wie immer

Manager Andy Albert schlich von einem Platz zum anderen mit einem Blick herum, als wüsste er gar nicht, was er suchte: „Es tut weh. Ich mag gar nicht rauf schauen.“ Bei den Fans verhielt sich das anders. Die ureigene Shakehands-Stimmung war es zwar nicht, konnte es auch nicht sein. Aber die, die da waren, taten alles dafür, dass es fast so war wie immer.

Die Tür zur Normalstimmung öffnete Basti Steger mit seinem Sieg zur 1:0-Führung. Der Funken sprang über, die Ping-Pong-Ultras entfachten das Feuer der Leidenschaft, und die anderen 90 legten drauf. Mehr ging wirklich nicht. Als Kilian Ort für das 2:1 gesorgt hatte, lief auch der Hallensprecher Jürgen Halbig zur Normalform auf: „Ich verrate euch“, sagte er zu seinem Publikum, „wir haben für seine Vorhand bereits einen Waffenschein beantragt.“

Waffenschein für die Vorhand

Was noch anders war: Die wesentlich kleiner ausgefallene, kaum identifizierbare VIP-Lounge. Auch hier war man vom Braten zu Snacks herunter gefahren. Kaffee und Kuchen sowie Snacks und Getränke gab es oben am Stand von Martha Ort, während unten erstmals Andrea Bregulla mit einem Service-Wagen bequem durch die Reihen fahren konnte und die Kundschaft sich nicht einmal von den Plätzen erheben musste.

Die Details des Hygienekonzepts reichten bis in die Box hinein. Die Spieler durften keine Bälle vom Boden aufheben. Wenn eine Schüssel mit Bällen, die der Schiri dem Spieler zuwarf, leer war, brachte die Hygiene-Beauftragte eine neue voll derer, die inzwischen sorgfältig gereinigt worden waren. Endreinigung war angesagt nach Beendigung jedes Satzes. Da wurden Bernd Seufert und Andy Aman zur Putzfee, desinfizierten den Tisch mit einem Belag-verträglichen Mittel. Die Seite des Tisches, die im Lauf des Spiels nicht zu wechseln war wie sonst üblich, wurde von einem der vier Schiedsrichter ausgelost.

Shakehands gibt es nicht zwischen Sieger und Besiegten. Ein Nicken oder ein Augenzwinkern tut´s auch. Sie kennen sich ja eh alle sehr gut. Wen etwa abgehalten haben mag zu kommen, weil regelmäßig gelüftet wurde, dem sei gesagt: Lange Unterhose und Pelzjacke nicht nötig. Man merkte es überhaupt nicht.  

Nico Pfrenzinger (rechts) und Andreas Wolker kommentierten den Livestream vom Spiel, den der Internet-Sender sportdeutschland.tv in die Wohnzimmer übertrug.
Foto: Rudi Dümpert | Nico Pfrenzinger (rechts) und Andreas Wolker kommentierten den Livestream vom Spiel, den der Internet-Sender sportdeutschland.tv in die Wohnzimmer übertrug.

Dezimierte „Ultras“

Dass am Sonntagnachmittag gegen Schwalbe Bergneustadt in der Shakehand Arena wieder Zuschauer zugelassen waren, darüber freuten sich nicht zuletzt die „Ping-Pong-Ultras“, der Fanclub der Tischtennis -Bundesliga-Mannschaft des TSV. Seit über drei Jahren feuern sie bei den Heim- und auch einigen Auswärtsspielen das Team um Eigengewächs Kilian Ort nach Kräften an und sind so mitverantwortlich für die tolle Stimmung in der Halle.

Das war auch am Sonntag nicht anders. Wegen der beschränkten Zuschauerzahl war zwar nur etwa die Hälfte der insgesamt rund 16 Fanclub-Mitglieder vor Ort. „Ich denke aber, dass wir trotzdem für eine gute Stimmung gesorgt haben,“ so Karin Fecke von den Ping-Pong-Ultras am Morgen nach dem Spiel. Sie hätte sich allerdings ein paar Fans mehr in der Shakehands Arena  gewünscht. „Platz genug wäre jedenfalls noch gewesen.“ Am wichtigsten war für sie wie für viele andere Tischtennisfans aber eines: „Es war schön, dass überhaupt wieder Fans in der Halle waren.“

Einsatz aller Ehren wert

Zu den treuen Unterstützern des TSV-Tischtennis-Bundesligisten gehört schon seit Jahren der Bad Königshöfer Geschäftsmann Bernd Zehner, der auch einer von vielen Sponsoren der Tischtennis-Abteilung ist. Auch am Sonntag gegen Bergneustadt war er wieder in der Halle – und beeindruckt davon, wie die vielen Helfer das geforderte Hygienekonzept umgesetzt haben, angefangen von der Maskenpflicht beim Betreten der Halle über die Einhaltung bestimmter Laufwege bis hin zur peniblen Reinigung der Bälle und des Tisches. „Das war aller Ehren wert.“ Trotz der vielen einzuhaltenden Regeln sei die Atmosphäre gut gewesen. Er werde sich auch das Nachholspiel am nächsten Sonntag gegen den TTC Neu-Ulm in der Halle ansehen, auch wenn dann wieder nur etwas mehr als 100 Zuschauer zugelassen sein sollten. „Der TSV wird auch dann wieder das Beste aus den gegebenen Voraussetzungen machen“, ist Zehner überzeugt.

Dickes Lob vom Manager

Ein positives Fazit über das erste Heimpiel mit Zuschauern unter „Corona-Bedingungen“ zog am Tag nach dem Spiel auch Andy Albert, Manager der TSV-Tischtennisabteilung. „Es ist schön, dass die Zuschauer so mitgezogen sind“. Ein dickes Lob zollt er dem vielköpfigen Helferteam des TSV, das sich vorbildlich um die Umsetzung des Hygienekonzeptes gekümmert habe. „Unser Konzept hat sich bewährt“, so Albert, der aktuell davon ausgeht, dass auch am nächsten Sonntag gegen den TTC Neu-Ulm bis zu 120 Zuschauer in die Shakehands Arena dürfen. „Es wird wohl wieder ein enges Spiel, aber ich bin optimistisch, dass wir als Sieger vom Tisch gehen.“

 
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