Viele positive Erlebnisse, aber auch viel Arbeit und neue Arbeitsplätze, so lautet eine erste Bilanz von Christian Weghofer nach fünf Monaten als Geschäftsführer der Klosterbetriebe GmbH am Kreuzberg. Die Zeit der Einarbeitung hat der 53-jährige Gastronomie-Profi aus der Steiermark nicht nur genutzt, um Strukturen und Abläufe kennen zu lernen, sondern auch um gemeinsam mit dem Team erste Schritte zur Umsetzung seiner Vorstellungen für die Klostergastronomie auf dem Heiligen Berg der Franken auf den Weg zu bringen.
Wichtig ist ihm dabei, nicht zurückzuschauen oder gar mit seiner Vorgängerin abzurechnen, sondern den Blick nach vorne zu richten. Dabei sollten nicht kurzfristige Entscheidungen gefällt, sondern langfristige Lösungen gefunden werden. Nur, die benötigten manchmal Zeit. Der Kreuzberg solle wieder stärker als einladender und gastlicher Ort von der Bevölkerung wahrgenommen werden, so der neue Geschäftsführer. In diesem Sinn hat es in den vergangenen Monaten schon eine Vielzahl kleinerer und größerer Veränderungen gegeben.
Kartenzahlung und Malstifte
Was dem Kreuzbergbesucher als erstes auffällt: Die Würstchenbuden am Eingang zum Biergarten sind verschwunden. Sie galten nicht unbedingt als Schmuckstücke. Nun ist der Blick freier und offener auf den Biergarten und vor allem auf das dahinter liegende Klostergebäude, so Weghofer.
Aber die Buden oder die Abschaffung der umstrittenen Glaskrüge zum 1. Februar sind nur die augenfälligsten Veränderungen. Die Installation von Glasfaser oder neuen Kassensystemen mit der Möglichkeit der Kartenzahlung waren aufwändig, werden aber vom Besucher weniger wahrgenommen. Das jüngst eingerichtete freie WLAN gilt heutzutage als selbstverständlich. Auch nur eine Kleinigkeit: Für Kinder gibt es künftig Malstifte und Ausmalbilder. Aber auch das ist Weghofer wichtig. Denn gerade Familien kommen gerne zum Kreuzberg. Und der Kreuzberg soll auch weiterhin ein „Berg für alle“ bleiben, ein Ort für Wallfahrer, Pilger, Wanderer, Radfahrer, für Senioren und eben auch für Familien.
Antoniussaal geöffnet
Ein Erlebnis, bei dem er sich "richtig geschämt" hat, war Anlass für eine weitere Neuerung. So beobachtete Weghofer eine Familie, die offensichtlich in den Gaststuben keinen Platz fand und bei Regen im Freien essen musste. Gleichzeitig stand der große Antoniussaal leer, da er bislang nur zu Veranstaltungen geöffnet wurde. Das ist nun anders. "Jeder, der zum Kreuzberg kommt, soll auch einen Sitzplatz finden“, weshalb der Geschäftsführer veranlasst hat, dass dieser Raum bei Bedarf künftig allen Gästen offen steht - sofern keine Veranstaltung stattfindet.
Auch der hinter dem Kloster gelegene Berggasthof Elisäus, der seit einigen Jahren ebenfalls von der Klostergastronomie betrieben wird, blieb bislang gelegentlich geschlossen - weil nicht genügend Personal vor Ort war. Auch das hat Weghofer geändert. Der Elisäus bliebt nun zuverlässig an sieben Tagen in der Woche geöffnet, jeweils von 10 bis 21.30 Uhr. Somit bestehe künftig die Möglichkeit, auch abends am Kreuzberg etwas länger zu sitzen.
Zehn neue Stellen
Wichtige Voraussetzungen für die Neuerungen am Kreuzberg ist ausreichend Personal. So ist es dem neuen Geschäftsführer gelungen, zehn neue Mitarbeiter einstellen. Zehn weitere Stellen will er demnächst besetzen. Eine wichtige Funktion dabei kommt Guiseppe Cerasola zu. Er ist der neue Gastronomieleiter und damit Weghofers Stellvertreter. Der 46-jährige aus Palermo kam nach Stationen in Italien und der Schweiz an den Kaiserhof Victoria in Bad Kissingen, wo Weghofer bis 2019 Geschäftsführer war. Wie weiteres Personal folgte er seinem ehemaligen Chef zum Kreuzberg.
Weghofer betont den am Gast orientierten Service am Kreuzberg: "Damit die Gäste das Gefühl haben, auch Gäste zu sein." Dabei setzt er auch auf die Motivation der Mitarbeiter, die mit ihm hinter dem Unternehmen stehen. Es gehe um ein Miteinander und eine gemeinsame Vision. Voraussetzung dafür sei eine Kultur der Mitarbeiterführung, in der die Belange der Mitarbeiter berücksichtigt werden.
An Heiligabend ist geschlossen
Als kleines Beispiel führt er an, dass die Gastronomie künftig am Heiligen Abend nicht mehr geöffnet hat. "Die Mitarbeiter möchten auch in ihren Familien Weihnachten feiern", begründete er die Entscheidung. Auch die mehrwöchige Schließung des Betriebs vor Weihnachten soll es künftig nicht mehr geben. Wie die Regelung an Karfreitag aussehen werde, müsse noch mit Pater Georg, dem Guardian des Kloster, geklärt werden. Damit ist er bei einen weiteren Aspekt, den er stets im Blick haben muss: Der Kreuzberg ist nun mal auch ein Kloster.
Das Angebot an Speisen ist dort nicht so üppig. Hax'n, Schweinebauch, Leberkäs (bitte nicht "Fleischkäs" - auch in Franken ist's der Leberkäs. Daran müssen sich halt die etwas weiter nördlich beheimateten Gäste gewöhnen), schön dicke Scheiben Rot- und Weißgelegter, geräucherte Bratwürste, Emmentaler, Backsteinkäs, das wär's im Wesentlichen. Wem das Angebot nicht reicht, kann ja eine der umliegenden Wirtschaften aufsuchen. So ist es in Andechs auch.
Also: kleine Geschäftsreise in das oberbayerische Gegenstück. Ich habe meine berufliche Ausbildung in Herrsching hinter mich gebracht - mit einigen Ausflügen auf den Heiligen Berg. Von Zeit zu Zeit zieht es mich (auch!) nach Andechs...