
Nicht nur der Borkenkäfer fand im Jahr 2018 ideale Bedingungen für seine Vermehrung, auch der Schwammspinner bereitete den Waldbesitzern Sorgen. In den Eichenwäldern der Landkreise Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen werden derzeit die Eigelege des Schwammspinners stichprobenweise gezählt, um die Befallsschwerpunkte für 2019 zu ermitteln.
Eigelege müssen gesucht werden
Das jährliche Monitoring der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) zur Überwachung des Schwammspinners mit Lockstofffallen hat gezeigt, dass sich der Schwammspinner in einigen Gebieten nach wie vor in einer Massenvermehrung befindet. Dies erfordert auch heuer wieder eine Eigelegesuche in den Eichen- und Eichenmischwäldern in den beiden Landkreisen durch die Förster der Forstverwaltung, diesmal unterstützt durch Kollegen aus den Bayerischen Staatsforsten und den Forstbetriebsgemeinschaften. Ziel ist es, mögliche Befallsschwerpunkte des Schwammspinners flächenscharf zu erkennen und abzugrenzen.
Eine Stichprobe umfasst zehn Bäume, die entlang einer Geraden ausgewählt werden. An jedem Probebaum wird der Bereich vom Wurzelanlauf bis in zwei Meter Höhe auf neue und alte Eigelege untersucht. Der Vergleich zwischen der Anzahl der alten und neuen Gelege lässt eine Abschätzung der Populationsentwicklung zu. Der erste und letzte Baum einer Stichprobe wird mittels Bändern farbig markiert, damit der Aufnahmepunkt wiedergefunden werden kann.
2018 waren 350 Hektar stark befallen
Im vergangenen Jahr waren rund 350 Hektar stark vom Schwammspinner befallen, davon wurden rund 120 Hektar im April 2018 mit dem Pflanzenschutzmittel Mimic beziehungsweise mit einem Bacillus thuringiensis-Präparat bekämpft. Die verwendeten Mittel zeigten eine hohe Wirksamkeit. In zahlreichen anderen Eichenbeständen konnte sich der Schwammspinner jedoch weiter vermehren. Erste Ergebnisse der Eigelegesuche zeigen, dass mit einer Zunahme der Befallsfläche zu rechnen ist und die Notwendigkeit einer erneuten Bekämpfungsaktion gegen den Schwammspinner im Frühjahr 2019 nicht ausgeschlossen werden kann.
Im Jahr 2018 hatten die aufgestellten Fallen besorgniserregende Ergebnisse gezeigt, die unter anderem eine Massenvermehrung in den Grabfeld-Gebieten bei Eyershausen (Höhberg, Merklach, Hühnlich) und bei Herbstadt (Poppenholz, Junkersholz) ankündigten. Die Prognosen waren auch eingetreten. „Eine Raupe frisst während ihrer Entwicklung einen Quadratmeter Laub“, erläutert Wilhelm Schmalen vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, hauptsächlich Eichen sind davon betroffen, aber auch Hainbuchen und Obstbäume. Bei durchschnittlich 300 bis 500 Eiern in einem Nest, das an der Baumrinde, meist an der Südseite im unteren Bereich der Bäume als schaumiges Gebilde klebt, ist Kahlfraß vorprogrammiert.
Bäume können teilweise entlaubt werden
Die Eier überwintern und es schlüpfen Raupen. Die bleiben erst einige Tage in der Nähe des Nestes oder Schwammes, dann bewegen sie sich Richtung Baumkronen. Dort bevorzugen sie zunächst junge Blätter, später fressen sie die Blätter nahezu vollständig. Die Raupen werden bis zu 70 Millimeter lang. Bei Massenbefall können Bäume teilweise entlaubt werden. Durch den „Johannistrieb“ können neue Blätter gebildet werden. Die Bäume sind jedoch geschwächt, besonders, wenn der Befall mehrere Jahre hintereinander stattfindet, und sind dadurch anfällig für weitere Krankheiten. Besonders bei einer Dürreperiode, wie sie 2018 stattfand, ist die Regenerationsfähigkeit stark eingeschränkt.
Der Schwammspinner liebt es warm und trocken, dann kann er sich am besten vermehren. Er kommt im südlichen Europa und Nordafrika, aber auch in östlichen Ländern vor und verbreitete sich bis nach Russland und Japan. Auch in den USA ist der Schwammspinner ein gefürchteter Schädling, seit ein Naturforscher 1869 mehrere Exemplare zu Zuchtzwecken nach Boston mitgebracht hatte. Ein Glas mit mehreren Exemplaren soll umgefallen sein, die Tiere entkamen und vermehrten sich.
Die Forstleute hoffen jetzt auf Spätfröste und nasskaltes Wetter im Mai und Juni, das kann die Massenvermehrung stören. Die Schwammspinner haben auch natürliche Feinde wie Viren, Bakterien, Pilze und Räuber wie Laufkäfer und Aaskäfer.