
Dass die Gemeinderatssitzung diesmal im Hendunger Wald stattfand, hatte laut Bürgermeister Florian Liening-Ewert den Zweck, die Räte über den Zustand des Gemeindewalds zu informieren. Dazu hatte der Bürgermeister Forstdirektor Hubert Türich und Forstamtsrat Matthias Schlund vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) aus Bad Neustadt eingeladen.
Hohle Bucheckern
Treffpunkt war die Weggabelung an der Grenze zwischen den Waldteilen Salzklinge und Weigler. Die große Sorge der beiden Forstmänner galt der Trockenheit. Die habe dem Wald sehr zugesetzt. Nach einer prächtigen Baumblüte im Frühjahr folgte die Trockenheit, die bei vielen Baumarten zum frühzeitigen Vergilben des Laubs führte, worunter besonders junge Kulturen sehr litten, erklärten sie. Die Buchen hätten vielfach hohle Eckern abgeworfen. Die Eichen hätten allerdings besser durchgehalten und eine überraschend gute Eichelmast hervorgebracht.
Die Trockenheit und Wärme habe aber auch die Entwicklung von Schadinsekten begünstigt. Besonders der Eichenschwammspinner bereite Sorgen, so Türich. In machen Waldgebieten sei an jedem fünften Baum eine Eiablage zu entdecken. Wenige Fundstellen von Gelegen an einem Baumstamm weisen schon darauf hin, dass der übrige Baum ebenfalls befallen ist. Im nächsten Jahr sei ein Kahlfraß an der ganzen Eiche zu befürchten. Der Hendunger Wald komme aber noch vergleichsweise gut weg, in anderen Gegenden, so Türich, würden geradezu „apokalyptische Zustände“ herrschen.
Überangebot an Holz
Schlund führte die Räte zu einer Abteilung, in der Nadelhölzer wegen Borkenkäferbefalls geschlagen werden mussten. Durch die Aussaat von Eicheln könne man den Wald wieder aufforsten. Dem Borkenkäfer sei es anzulasten, dass sehr viele Nadelhölzer geschlagen werden mussten, mit der Folge, dass ein Holz-Überangebot entstand, das zu drastisch gesunkenen Preisen geführt habe. Die Waldbesitzer seien verpflichtet, ihren Wald nicht nur wegen des Borkenkäfers zu beobachten und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen.
Für Hendungen wird das Holz von der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Obere Rhön vermarktet. Liening-Ewert zeigte sich empört, dass manche FBG-Mitglieder das in eigener Regie tun, um die Entgelte für die FBG zu sparen. Er hält das für unsolidarisch und verlangte, eine Satzungsänderung müsse die Holzvermarktung durch die FBG erzwingen.
Gefährliche Brennhaare
Türich zeigte im Waldstück „Brünnleinsrain“ eine Lichtung, wo schon viele junge Eichenbäumchen aufgegangen sind. Diese Fläche soll erweitert und für die lichthungrige Eiche von Unterholz befreit werden. Nicht weit davon entfernt sahen die Räte ein Nest des Eichenprozessionsspinners nach Häutung der Raupen. Sie befürchteten, dass dieser nicht mehr ausgerottet werden kann und warnten, dem Nest zu nah zu kommen. Die Brennhaare des Schädlings seien gefährlich, auch wenn die Raupen längst verschwunden sind.
Forstleute und Gemeinderäte sprachen außerdem die Wege im Hendunger Wald an. Spuren von Verdrückungen auf einem erst vor kurzem gebauten Weg durch Holztransporte seien nicht der Wegebau-Firma anzulasten, sondern fehlender Feuchtigkeit, dadurch hätten sich die Fundamente nicht so konzentriert verdichtet. Insgesamt seien die Hendunger Waldwege aber gut.
„Vorzeigeobjekt“
Der Gemeinderat fasste auf Vorschlag von Türich den Entschluss, die besichtigten drei Schadflächen am Brünnleinshain mit Schwarzerle aufzuforsten, mit Eicheln anzusäen und teilweise durch einen Schutzzaun vor Wildverbiss zu schützen. Die Waldbegehung endete an der Schutzhütte des sogenannten „Grünen Klassenzimmers“, wo die Gemeinde traditionell je ein Exemplar des Baums des Jahrs anpflanzt. Nahe bei der Hütte hatten drei Schulklassen in einer Gemeinschaftsaktion Eicheln ausgesät und dafür einen Beitrag für die Klassenkassen erhalten. Türichs Fazit zum Hendunger Wald am Ende der Begehung: „Der Hendunger Wald ist ein Vorzeigeobjekt!“.