Die Rhön-Klinikum AG hat mit der Großbaustelle Campus in Bad Neustadt zwar ein Riesenprojekt vor der Brust, gilt aber dennoch als finanziell gesund. Trotzdem nimmt der börsennotierte Konzern jetzt von Anlegern 100 Millionen Euro in Form von Schuldscheindarlehen auf. Das gab das Unternehmen am Donnerstag überraschend bekannt.
Niedriger Zins spielt eine Rolle
Grund sei, sich beim derzeitigen Niedrigzins „langfristig attraktive Konditionen am Schuldscheindarlehensmarkt zu sichern“. Das eingenommene Geld diene der allgemeinen Finanzierung des Unternehmens, hieß es weiter.
Mit anderen Worten: Das Rhön-Klinikum will sich ausbauen und dafür gewappnet sein. Neben dem Campus in Bad Neustadt geht es dabei in nächster Zeit um millionenschwere Investitionen in die Standorte Frankfurt/Oder sowie Universitätsklinikum Gießen und Marburg.
Vor allem Geldhäuser bissen an
Der Mitteilung zufolge hatten vor allem Sparkassen, Volksbanken und Geschäftsbanken starkes Interesse an den Schuldscheinen des Rhön-Klinikums, so dass sie bei Ausgabe mehrfach überzeichnet gewesen seien. Die Darlehen haben Laufzeiten von fünf, sieben und zehn Jahren.
Verzinsung? Stillschweigen
Über die Verzinsung machte das Unternehmen keine Angaben. Schuldscheindarlehen sind entfernt vergleichbar mit Anleihen, werden aber nicht an der Börse gehandelt. Mit ihnen holen sich Unternehmen in großem Stil Geld von Anlegern.
Mit der Mischung aus angestammten Krediten und den neuen Schuldscheindarlehen „sind wir in der Lage, die Investitionsmaßnahmen in unsere klinischen Standorte sowie unsere Campus-Strategie nachhaltig zu finanzieren“, wird der für Finanzen zuständige Konzernbereichsleiter Igor Levit in der Mitteilung zitiert.
Was das mit dem Klinikverkauf zu tun hat
Wie berichtet, steckt der Klinikkonzern derzeit 250 Millionen Euro in den Campus in Bad Neustadt. Dieses Krankenhaus der Zukunft setzt unter anderem auf digitale Patientenakten und kurze Wege. Die Investition werde komplett aus eigenen Kräften gestemmt, betonte zuletzt die Klinikleitung.
Vor vier Jahren hatte sich das Rhön-Klinikum stark verschlankt und für 3,07 Milliarden Euro 43 Krankenhäuser an die Konkurrenz verkauft. Ein Großteil der Einnahmen wurde kurz darauf für Schuldenabbau und an die eigenen Aktionäre in Form einer Sonderdividende ausgeschüttet. 200 Millionen Euro wiederum waren für Investitionen vorgesehen gewesen.
Nach Jahren das erste Mal
Heute zeichne sich der Konzern mit seinen 16 700 Mitarbeitern an fünf deutschen Standorten durch viel Eigenkapital und eine starke Liquidität aus, betonte die Unternehmensleitung in der Mitteilung vom Donnerstag. Es sei das erste Mal seit 2014, dass das Rhön-Klinikum den Kapitalmarkt wieder an der Finanzierung des Unternehmens beteilige.
„Die attraktiven Konditionen bescherten uns eine in der Unternehmensgeschichte historisch günstige Refinanzierung. Zudem sichern wir uns mit dem Schuldscheindarlehen ein hohes Maß an Flexibilität“, ließ Julian Schmitt mitteilen, im Konzern der Leiter für Investor Relations.