Wenn Kreisbrandrat Stefan Schmöger und Markus Schneyer, Kommandant der Bad Neustädter Feuerwehr, in diesen Tagen auf Kontrollgang entlang der Brend sind, kommt das Gespräch unweigerlich auf die Schneeschmelze. "Die Brend ist nun mal als Wildbach eingestuft und führt nach dem letzten Hochwasser doch noch ganz schön Wasser mit sich", sagt Stefan Schmöger. "Wenn der Schnee langsam wegschmilzt und es keinen Regen dazu gibt, könnten wir mit einem normalen Hochwasser davon kommen."
Man ist vorbereitet
Trotzdem ist man natürlich vorbereitet. Kommandant Markus Schneyer zeigt beim Rundgang an der Brend, wie weit der Fluss beim letzten Hochwasser über die Ufer getreten war. "Das gab keinen Grund, die Hochwassertore zu schließen." Davon gibt es entlang der Brend in Bad Neustadt insgesamt drei, und zwar an der Bogenbrücke in der Otto-Hahn-Straße, am Fußweg vom Gymnasium zur Brend und im Bereich des Jugendzentrums. Dort ist auch ein neuralgischer Punkt bei Hochwasser, denn Brend und Fränkische Saale treffen hier aufeinander. "Da kann es dann recht schnell zum Rückstau und damit zum Hochwasser der Brend entlang der Otto-Hahn-Straße kommen", sagen die beiden Feuerwehrleute.
Natürlich werden für den Ernstfall die drei Tore von den Wehrleuten auch immer "beübt", erklärt Schneyer, damit jeder Handgriff sitzt. Auch Gerald Söder, Katastrophenschutzbeauftragter im Landkreis Rhön-Grabfeld, hat die Hochwassergebiete und Pegelstände in Rhön-Grabfeld und Bad Neustadt im Blick. Seine Erfahrung: "Viel Schnee, großes Wasser, wenig Schnee, kleines Wasser." Genau das habe sich beim letzten Hochwasser Anfang des Monats gezeigt, als der Schnee in der Rhön nur langsam schmolz und sich nicht mit Regen vermischte.
1000 Feuerwehrleute im Einsatz
Sollte sich die Situation zuspitzen, wäre man vorbereitet. Dafür gibt es Vorgaben. Gerald Söder, Stefan Schmöger und Markus Schneyer erinnern sich noch lebhaft an den 3. Januar 2003. Damals gab es das letzte wirklich große Hochwasser im Landkreis. Schmöger, damals Kommandant der Bad Neustädter Feuerwehr erinnert sich, dass an die 1000 Wehrleute im Einsatz waren, um Keller auszupumpen, Straßen zu sperren oder das Wasser abzupumpen. Entlang der Brend gab es noch nicht das heutige Hochwassersperrsystem mit der Mauer. "Wir hatten das Beaver-System", das wir als 'rote Schlange' bezeichneten. Diese wurde entlang der Otto-Hahn Straße aufgebaut."
2003 herrschte im gesamten Landkreis Hochwasseralarm. An die 50 Feuerwehren waren im Einsatz. Kreisbrandrat war zu dieser Zeit Peter Bulheller. Er koordinierte mit dem Krisenstab, der im Bad Neustädter Feuerwehrhaus untergebracht war, die Einsätze. Besonders stark betroffen war die Stadt Bischofsheim mit den Stadtteilen Frankenheim und Unterweißenbrunn, aber auch Mellrichstadt, Oberelsbach und der Milzgrund bei Bad Königshofen.
Überschwemmungen unterwegs
Der Pegel Schweinhof bei Bad Neustadt hatte die Höchstmarke überschritten und damit den höchsten Stand seit Jahrzehnten erreicht. Von Bischofsheim wälzte sich die braune Flut in Richtung Bad Neustadt und führte unterwegs zu Überschwemmungen in Schönau und weiteren Ortschaften. In Bad Neustadt musste die Meininger Straße gesperrt werden, ebenso die Otto-Hahn-Straße. Sandsäcke waren Mangelware. Diese wurden von überall her nach Bad Neustadt und in den Landkreis transportiert.
Erst am nächsten Nachmittag entspannte sich die Situation und der damalige Kreisbrandrat Peter Bulheller stellte fest: "Wir haben das Wasser im Griff". Regierungsrat Manfred Endres sprach von Schäden im privaten Bereich von rund einer Million Euro, eine viertel Million Euro Schaden entstand in den Kommunen. Das war auch der Grund, die Hochwassermauer entlang der Brend zu bauen, die 2014 fertig wurde. Dazu gehören drei Hochwassertore an der Brend und zwar in der Otto-Hahn-Straße an der Bogenbrücke am Gymnasium und im Bereich des Jugendzentrums Bad Neustadt. Laut Markus Schneyer habe man diese in diesem Jahr noch nicht schließen müssen, da die entsprechende Hochwassermarke nicht erreicht wurde.
Gerald Söder vom Landratsamt Bad Neustadt erwähnt den Schnee in der Rhön, der dort aktuell nach den starken Schneefällen liegt. Wie das Tauwetter sein wird, sei unklar. "Wenn es langsam geht, ist es gut." Problematisch werde es, wenn sich im Bereich Schillerhain die Fränkische Saale und die Brend vereinen. "Das ist dann immer spannend, denn dann kann es, wenn sich die beiden Flüsse stauen, schnell zu einer größeren Hochwassersituation kommen."