
In der Kindertagesstätte (Kita) in Nordheim kommt das Essen nicht vom Caterer. Hier wird jeden Tag frisch gekocht. An diesem Tag gibt es Mehlklöße mit Gurkensalat. Die Kita-Küche ist das Reich von Andreas Suckfüll aus Stetten.
Der 56-Jährige hat in Burgwallbach sein Handwerk gelernt, später viele Jahre als stellvertretender Küchenchef auf den Kreuzberg und zuletzt als Koch in der Altenpflege gearbeitet. Seit über einem Jahr ist der dreifache Vater Küchenchef in der Nordheimer Kita.

Neustart in der neuen Kita
Schon bevor es die Kita gab, existierte in Nordheim ein Kindergarten, der 100 Jahre unter kirchlicher Trägerschaft war. Aufgrund der steigenden Kinderzahlen entschied sich die Gemeinde Nordheim, eine neue Einrichtung am Kirchberg – direkt neben der Grundschule – zu errichten. Zu diesem Zeitpunkt übernahm die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Urspringen die Trägerschaft für die neue Kita. 2023 erfolgte ein Neustart mit der Gemeinde als Träger. So kam auch das Thema Frischküche wieder ins Rollen.
Schon während der Planung stand nämlich fest, die neue Kita nicht mit fertigem Essen beliefern zu lassen, das einfach nur noch aufgewärmt oder heiß aus Transportbehältern in Schüsseln umgefüllt werden muss. Hier sollte täglich frisch und gesund gekocht werden, mit viel Gemüse, wenig Fleisch, vielen Bio-Produkten und ohne Zusatzstoffe.

Fertige Soßen oder Geschmacksverstärker kommen bei Andreas Suckfüll nicht in den Topf. Der 56-Jährige ist überzeugt davon, dass frisch gekochtes Essen mit guter Qualität immer besser schmeckt als das Fertigprodukt. "Es gibt einmal die Woche Fleisch, aber trotzdem immer Eiweißlieferanten wie Hülsenfrüchte", so Suckfüll.
Schmeckt es den Kindern?
Da stellt sich gleich die wichtigste Frage: Schmeckt es den Kindern? "Ja, es schmeckt ihnen", versichert Erzieherin und Verpflegungsbeauftragte Sandy Börner-Schendel. Es gebe nur positive Rückmeldungen. "Ich war selbst überrascht. Es funktioniert wirklich. Unser Speiseplan ist ein Zwölf-Wochen-Plan und ändern sich je nach Saison", erklärt Andreas Suckfüll.
Was ist sein Geheimnis? Das Gemüse wird "versteckt zubereitet". Mal fein gehackt, manchmal auch püriert. Und das wichtigste: "Die Gemeinschaft macht's", weiß Gwendolin Hammer von der Vernetzungsstelle "Kita- und Schulverpflegung Unterfranken", die der Nordheim Einrichtung als Ernährungsfachkraft mit Rat und Tat zur Seite steht und bei der Optimierung der Verpflegungssituation begleitet.

Wie Kinder essen lernen
"Kinder machen viel nach und schauen sich viel ab", erklärt Gwendolin Hammer. Daher ist es wichtige, dass die Erzieherinnen und Erzieher mit am Tisch sitzen und gemeinsam mit den Kindern essen. Die Kinder lernen nicht nur das selbstständige Essen, sondern auch alles, was dazu gehört: Tischdecken, erste Tischmanieren und den Umgang mit Besteck.
"Das Essen wird in kleinen Glasschüsseln serviert - so können die Kinder sehen, was es gibt", sagt Erzieherin Sandy Börner-Schendel. Und gleichzeitig lernen alle, sich nur so viel zu nehmen, wie sie noch Hunger haben.
Und das klappt? "Wir werfen extrem weniger weg", sagt Koch Andreas Suckfüll. "Lebensmittelabfälle zu reduzieren, gehört zu den Leitlinien des Verpflegungskonzepts", fügt Gwendolin Hammer hinzu.

Eine gute Atmosphäre ist das A und O
Der Essbereich ist nett gestaltet, die Tische sind hübsch dekoriert. "Es geht auch darum, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen", so Gwendolin Hammer. Auch Tischsprüche haben in der Kita eine große Bedeutung, verrät Sandy Börner-Schendel.
Ein eigener Koch, frisches Obst und Gemüse, regionale Zutaten – das alles hat seinen Preis. "Es ist nur möglich, weil alle Kinder verpflichtend an der Vollverpflegung teilnehmen. Den Eltern gegenüber haben wir das klar kommuniziert", sagt Bürgermeister Thomas Fischer und fügt an: "Bis zum heutigen Tag gab es nur Lob. So gut wie jetzt lief es noch nie."
Die Kinder essen in der Kita Frühstück, Mittag und Nachmittagssnack – wenn ein Kind krank wird, können die Eltern das Essen abholen. Ein Feedback, wie gut das eigene Kind gegessen hat, gibt es täglich. Aber auch die Kinder dürfen nach dem Essen sagen, ob es ihnen geschmeckt hat.

Kinder essen am liebsten Nudeln
"Kinder sind ehrlich und unwahrscheinlich dankbar", findet Andreas Suckfüll, der viel mehr als nur der Kita-Koch ist, er ist Teil des Teams. Anders als Erwachsene lieben die Kinder vor allem einfache Gerichte. "Nudeln mit Tomatensoße" steht ganz oben auf den Wunschzetteln, die die Kinder bei ihrem Küchenchef einreichen dürfen. Fischstäbchen gebe es auch schon mal, allerdings selbstgemacht.
Die Kinder dürfen in der Kita-Küche natürlich auch mithelfen. Dann wird Gemüse oder Obst geschnippelt und einfache Rezepte werden ausprobiert. Dazu pflücken die Kinder Kräuter aus dem Kita-Garten. Am Nachmittag hat Andreas Suckfüll Feierabend. Das ist für einen Koch eher ungewöhnlich, aber für Andreas Suckfüll richtig schön.